Mindestens 14 Tote bei Angriffen auf Kiew
Russland greift die Ukraine unerbittlich weiter an. In der Nacht wurden in Kiew zivile Gebäude getroffen, die EU-Vertretung wurde beschädigt. Behörden melden mindestens 14 Tote - darunter wieder Kinder.
Bei russischen Angriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind mindestens 14 Menschen getötet worden, darunter drei Kinder. Zunächst hatten die ukrainischen Behörden von acht Toten gesprochen, aber bereits mitgeteilt, dass weitere Opfer unter den Trümmern eingestürzter Gebäude liegen könnten. Nach offiziellen Angaben gab es mindestens 45 Verletzte. Während Rettungskräfte am frühen Donnerstagmorgen nach Verschütteten suchten, soll es weitere Angriffe gegeben haben.
Auch die Vertretung der Europäischen Union ist betroffen. "Meine Gedanken sind bei den ukrainischen Opfern und auch bei den Mitarbeitern der EU-Vertretung, deren Gebäude bei diesem vorsätzlichen russischen Angriff beschädigt wurde", schrieb EU-Ratspräsident António Costa auf X.
Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha warf Russland auf X vor, gezielt Diplomaten ins Visier genommen zu haben. Es handele sich um einen Verstoß gegen die Wiener Konvention, erforderlich sei eine internationale Verurteilung des Angriffs. Laut der Botschafterin der EU in der Ukraine, Katarina Mathernova, wurde das Gebäude durch eine Schockwelle beschädigt.
Selenskyj fordert Reaktion
Die Angriffe auf Kiew sei nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Russlands Antwort auf die diplomatischen Bemühungen. "Russland wählt den ballistischen Kampf statt den Verhandlungstisch", schrieb er auf X. "Es entscheidet sich dafür, weiter zu töten, anstatt den Krieg zu beenden."
Die Ukraine erwarte eine Reaktion anderer Staaten auf die nächtlichen Angriffe auf Kiew. Selenskyj forderte insbesondere Moskaus Verbündeten China und das Russland freundlich gesinnte EU-Land Ungarn auf, klar Position zu beziehen.
Alarm in fast allen Landesteilen
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko hatte zuvor von einem "massiven Angriff" auf die Hauptstadt gesprochen, der in fünf Bezirken Schäden verursacht habe. Ein fünfstöckiges Gebäude im Bezirk Darnyzja sei eingestürzt, erklärte er. Der Militärgouverneur der Hauptstadt, Tymur Tkatschenko, warf Russland vor, systematisch Wohngebäude ins Visier zu nehmen.
Fast 100 Gebäude seien beschädigt worden, darunter ein Einkaufszentrum im Stadtzentrum, und Tausende Fenster seien zertrümmert worden, sagte Tkatschenko. Russland habe Drohnen, Marschflugkörper und ballistische Raketen eingesetzt.
Explosionen wurden auch aus den Städten Sumy im Norden sowie Dnipro und Saporischschja im Süden gemeldet. Laut ukrainischen Angaben wurden Bewohner fast aller Landesteile in Schutzräume beordert, auch fernab der Frontlinie. Demnach schickten die Angreifer mehrere Wellen von Kampfdrohnen los. Die ukrainische Luftwaffe sprach von insgesamt 598 Drohnen und 31 Raketen, die Russland geschickt habe. Der Großteil davon sei abgefangen worden.
Konfliktparteien als Quelle Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.Angriffe auf ukrainische Energieinfrastruktur nehmen zu
Der nationale Stromnetzbetreiber der Ukraine teilte mit, dass der nächtliche Angriff Russlands auch Energieanlagen in mehreren Regionen beschädigt und zu lokalen Stromausfällen geführt habe. Der Angriff auf kritische Infrastruktur in der zentralukrainischen Region Winnyzja habe 60.000 Verbraucher von der Stromversorgung abgeschnitten.
Bereits tags zuvor hatten die russischen Luftangriffe nach ukrainischen Angaben gezielt das Energiesystem des Landes beschädigt. Im Gebiet Sumy sei ein Umspannwerk getroffen worden, teilte das Energieministerium auf Telegram mit. Im ostukrainischen Gebiet Poltawa wurde demnach das Gastransportsystem beschädigt. Weitere Treffer habe es in den Gebieten Tschernihiw, Charkiw und Donezk gegeben. Rund 100.000 Menschen waren zeitweise ohne Strom.
Die Angriffe sollten das ukrainische Energiesystem vor Beginn der Heizperiode schwächen, hieß es. Schon in den vergangenen drei Kriegswintern hatte Russland immer wieder gezielt Energieanlagen beschossen.
Offenbar Engpässe in Russland
Die russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur könnten mit einer Reihe ukrainischer Attacken gegen die Öl- und Gasindustrie in Russland zusammenhängen. Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben auch in der Nacht auf Donnerstag erneut Ölraffinerien angegriffen. Ziel seien zwei Anlagen gewesen, teilt der Kommandeur der Drohnen-Streitkräfte mit. Es handele sich um die Raffinerien Afipsky in der Oblast Krasnodar und Kuybyschewskji in der Oblast Samara.
Die wiederholten Angriffe auf russische Raffinerien sollen nach ukrainischen Medienberichten inzwischen Auswirkungen haben. Russland habe 17 Prozent der Kapazitäten zur Ölverarbeitung verloren. In vielen Regionen herrscht demnach Treibstoffmangel und die Preise steigen stark an. Berichten zufolge beginnen die Behörden mit Rationierung des Treibstoffs, teilweise soll der Verkauf eingestellt worden sein, berichtet die Nachrichtenagentur AP.
Die russische Flugabwehr hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht 102 ukrainische Drohnen abgefangen. Mindestens sieben Oblaste seien Ziel des ukrainischen Angriffs gewesen. Russland teilt stets nur mit, wie viele gegnerische Geschosse zerstört wurden, nicht wie viele insgesamt entdeckt wurden. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
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