Ein Signal an den Westen: Beim Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit rollt Chinas Staatschef Xi den roten Teppich für Kremlchef Putin aus. Auch mit Indien will China Geschlossenheit demonstrieren.

China hat beim Gipfel der russlandfreundlichen Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) angesichts von Konflikten und Handelsstreitigkeiten zu Einigkeit aufgerufen. Die Welt erlebe Veränderungen, wie seit einem Jahrhundert nicht mehr, mit deutlich zunehmender Instabilität und Unsicherheit, sagte Staats- und Parteichef Xi Jinping beim abendlichen Galadinner in der nordchinesischen Hafenstadt Tianjin.

Die SOZ trage eine noch größere Verantwortung für die Wahrung des Friedens und der Stabilität in der Region, betonte er vor zahlreichen Staats- und Regierungschefs, darunter auch Russlands Präsident Wladimir Putin, der Xi herzlich mit einem Handschlag begrüßte. Bei seiner Ankunft zum Bankett unterhielt sich Xi mit seinem, wie er ihn öfter nennt, "alten Freund" Putin. Der Russe stand auf dem Familienfoto neben Xi.

"Mehr Symbolik", Benjamin Eyssel, ARD Peking, zum Gipfeltreffen in Shanghai mit Vertretern von mehr als 20 Ländern

tagesschau24, 31.08.2025 16:00 Uhr

Treffen "alter Freunde"

Einmal mehr bot der Gipfel Putin, der wegen seines Angriffskrieges gegen die Ukraine in einem Teil des Westens isoliert dasteht, eine Bühne, um seine guten Beziehungen mit China und anderen Ländern in Asien zu zeigen. Wie in China hatte aber zuletzt auch US-Präsident Donald Trump Putin den roten Teppich bei einem Gipfel in Alaska ausgerollt.

Bei seinem viertägigen China-Aufenthalt geht es Putin aber ohnehin nicht um den Westen, sondern um den Aufbau einer multipolaren Weltordnung, wie er in einem Interview der chinesischen Staatsagentur Xinhua erklärt hatte. Putin wird am 3. September in der chinesischen Hauptstadt Peking unter anderem mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un einer Militärparade zum 80. Jahrestag des Sieges über Japan im Zweiten Weltkrieg beizuwohnen.

Was ist die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit? Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) - auf Englisch Shanghai Cooperation Organisation (SCO) - wurde 2001 gegründet und hat ihren Sitz in der chinesischen Hauptstadt Peking. Ihre Gründungsmitglieder sind China, Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan. Seitdem sind zunächst Indien und Pakistan und später der Iran sowie Belarus beigetreten.

Zu den Zielen der weltgrößten Regionalorganisation gehören vor allem die sicherheitspolitische Zusammenarbeit, die Wahrung der regionalen Stabilität sowie Wirtschaftsthemen. Laut Kritikern zählt zu den inoffiziellen Zielen auch die Eindämmung US-amerikanischen Einflusses, vor allem durch die NATO, sowie die Verhinderung von Revolutionen.

China gilt als Russlands wichtigster Rückhalt im Krieg gegen die Ukraine, weil Peking das Vorgehen Moskaus bislang nicht verurteilte und in eigenen Vorschlägen zu einer Lösung des Konflikts russische Forderungen vertreten hatte. Zudem beliefert China laut Vorwürfen westlicher Länder Russland mit Gütern, die für zivile aber auch militärische Zwecke einsetzbar sind, und unterstützt so die russische Rüstungsindustrie.

Tauwetter zwischen China und Indien

Unter Beobachtung stand auch das Gespräch zwischen Xi und dem indischen Premierminister Narendra Modi. Als Zeichen sich bessernder Beziehungen forderte Xi eine engere Zusammenarbeit mit Indien. China und Indien seien Partner, keine Rivalen, sagte er zu Modi. Beide Länder stellten füreinander Entwicklungschancen und keine Bedrohungen dar.

Modi lobte das "ergebnisreiche" Treffen mit Xi.  Nach Jahren diplomatischer Eiszeit nähern sich die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt wieder an. Grund für die schlechte Stimmung ist ein jahrzehntelanger Streit um eine Region im Himalaya-Gebirge, die nach Pekings Meinung im Süden Tibets und aus Neu-Delhis Sicht im Norden des indischen Bundesstaates Arunachal Pradesh liegt. 2020 gingen dort Soldaten beider Seiten dort aufeinander los - 20 Inder und 4 Chinesen starben.

Gefahr für US-Beziehungen mit Indien?

Für Modi war es der erste China-Besuch seit sieben Jahren. Zuvor hatte er noch in Japan mit seinem Amtskollegen Shigeru Ishiba eine Verdoppelung von Privatinvestitionen in den nächsten zehn Jahren vereinbart.

Modi dürfte mit reichlich Groll über den Handelsstreit mit den USA nach China gereist sein. US-Präsident Donald Trump hatte vor wenigen Tagen den Zollsatz auf Importe aus Indien wegen dessen Ölgeschäften mit Russland auf 50 Prozent verdoppelt.

Aus Sicht mancher Beobachter ist Modis China-Besuch zwar ein Signal der Annäherung. Doch eine Abkehr Neu-Delhis von Washington halten viele wegen der Wichtigkeit der USA für Indien in geopolitischen Fragen für unwahrscheinlich.

Ein Bündnis auf wackeligen Beinen

"China stellt mit dem Gipfel seine Rolle in den internationalen Beziehungen unter Beweis", sagte Claus Soong vom in Berlin ansässigen Mercator Institut für China-Forschung der Nachrichtenagentur dpa. Es zeige aber auch, dass es trotz des sich zuspitzenden Wettbewerbs zwischen China und den USA und der zunehmenden Entfremdung Freunde habe.

Aus Soongs Sicht verfügt die SOZ aber über keine solide Grundlage für Zusammenhalt unter ihren Mitgliedstaaten. Grund hierfür seien unterschiedliche geopolitische Interessen. In der Vergangenheit taten sich in der Einheit der Gruppe immer wieder Risse wegen Streitigkeiten unter den einzelnen Mitgliedern auf.

Peking will laut manchen Analysten deshalb beweisen, dass es imstande ist, auch Rivalen an einen Tisch zu bringen. Der Gipfel in Tianjin soll Stärke und Geschlossenheit demonstrieren. Immerhin haben viele SOZ-Staaten derzeit gemeinsam, dass sie mit den USA und Präsident Trump über Zölle und Handel streiten.

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