Die Rettungsarbeiten nach dem schweren Erdbeben in Afghanistan kommen nur schleppend voran. Noch immer erschüttern Nachbeben die Region und viele Orte sind weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten.

Tag zwei nach der Katastrophe wird das Ausmaß der Zerstörung immer sichtbarer. Ganze Dörfer sind in Trümmern, und noch immer bebt die Erde. Am Nachmittag erschütterte ein weiteres Beben die Region - bis nach Kabul war es zu spüren, berichteten ARD-Mitarbeiter. Weitere Häuser seien zerstört worden. Ob es Verletzte gab, ist bislang unklar. In der besonders betroffenen Provinz Kunar suchen Einsatzkräfte weiter nach Verschütteten.

Es gibt nur wenige Bilder aus der Region, aber die, die es gibt, zeigen die Dimension der Katastrophe: eingestürzte Häuser, überall Trümmer. 

Rettungsarbeiten werden noch Tage dauern

Dorfbewohner Aslam Safi ist verzweifelt: "Das ist mein Zuhause. Ich habe keine Arbeit, und es ist drei Monate her, dass ich aus Pakistan zurückgekehrt bin." Fünf Mitglieder seiner Familie - darunter sein Vater und seine Cousins - seien ums Leben gekommen.

Wer überlebt hat, sitzt nun unter notdürftigen Planen, ohne Schutz. Verletzte werden zu Hubschraubern getragen, viele Dörfer sind nur aus der Luft erreichbar. 

Atiqullah Azizi vom Informationsministerium der Taliban sagt: "Wir leisten grundlegende Hilfe, aber es wird mehrere Tage dauern, die Verletzten in Krankenhäuser zu bringen und die Toten zu bestatten. Das Islamische Emirat allein ist nicht in der Lage, die Menschen zu versorgen und ihre Häuser wieder aufzubauen." Die internationale Gemeinschaft, die Bevölkerung - alle - müssten mithelfen, so Azizi.

Mehrere Krisen gleichzeitig

Schweres Gerät ist inzwischen im Einsatz, um blockierte Straßen freizuräumen. Doch viele Orte bleiben weiter von der Außenwelt abgeschnitten.

Der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in Afghanistan, Indrika Ratwatte, warnt, Hunderttausende könnten betroffen sein. Er rechnet mit einem "exponentiellen" Anstieg der Opferzahlen. "Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Wir haben nicht genug Hilfsgüter vor Ort." Das hänge auch damit zusammen, dass es an Ressourcen fehle und man es mit mehreren Krisen gleichzeitig zu tun habe. "Allein in diesem Jahr sind mehr als 1,7 Millionen Flüchtlinge zurückkehrt - und da ist das vergangene Jahr noch nicht einmal mitgerechnet", so Ratwatte.

EU kündigt Soforthilfe an

Internationale Hilfe läuft inzwischen an: Indien hat 1.000 Zelte und mehrere Tonnen Lebensmittel geschickt. Auch deutsche Hilfsorganisationen wollen Geld bereitstellen. Die EU kündigte an, eine Million Euro an humanitäre Organisationen in der Region weiterzuleiten.

Außerdem sollen rund 130 Tonnen Hilfsgüter geliefert werden - Zelte, Kleidung, medizinisches Material und Ausrüstung zur Wasseraufbereitung. Das Copernicus-Satellitensystem wurde aktiviert, um Notfallkarten für die Koordinierung der Hilfe bereitzustellen.

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