Empörung und Kritik nach Israels Schlag in Katar
Feige, heimtückisch, inakzeptabel: Vor allem arabische Staaten verurteilen Israels Angriff auf ranghohe Hamas-Funktionäre in Katar. Außenminister Wadephul sieht Katars territoriale Souveränität verletzt.
Die arabische Welt verurteilt den israelischen Militärschlag gegen Hamas-Funktionäre im Golfstaat Katar. Der Angriff in einem der wichtigsten Vermittlerstaaten in der Krisenregion dürfte die Spannungen weiter verschärfen - und Israel international noch weiter isolieren.
Ägypten bezeichnet den Angriff in Doha als "inakzeptable Entwicklung". Der Angriff habe einem Treffen von "palästinensischen Führern" gegolten, "bei dem über Möglichkeiten zur Erreichung eines Waffenstillstandsabkommens" in Gaza beraten werden sollte. Ägypten forderte die internationale Gemeinschaft auf zu handeln und Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen. Der Angriff stelle einen "gefährlichen Präzedenzfall" dar, teilte das Büro des Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi mit. Ägypten und Katar sind neben den USA die zentralen Vermittler zwischen der Hamas und Israel.
Das einflussreiche Saudi-Arabien sprach von einem eklatanten Verstoß gegen die katarische Souveränität. Das Außenministerium warnte vor "schwerwiegenden Folgen" für die Region und bekundete volle Solidarität mit Katar. Saudi-Arabiens Kronprinz und faktischer Herrscher, Mohammed bin Salman, bekräftigte, dass das Königreich alle Mittel einsetzt, um Katar bei der Wahrung seiner Sicherheit und Souveränität zu unterstützen.
Türkei: "Anwendung von Staatsterrorismus"
Das Außenministerium im türkischen Ankara nannte den Angriff "niederträchtig", er sei ein "Beleg für Israels expansionistische Politik und seine Anwendung von Staatsterrorismus". "Der gezielte Angriff auf die Verhandlungsdelegation der Hamas während der andauernden Waffenstillstandsverhandlungen zeigt, dass Israel keinen Frieden anstrebt, sondern eine Fortsetzung des Krieges beabsichtigt", hieß es.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas kritisierte den "brutalen Angriff auf Katar", der die Sicherheit und Stabilität der Region gefährde. Jordanien nannte Israels Vorgehen eine "feige Aggression". Außenminister Aiman al-Safadi sagte auf X, der Angriff stelle einen eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht dar. Der Angriff sei eine Fortsetzung der "brutalen israelischen Aggression", die die Sicherheit und Stabilität der gesamten Region gefährde.
Der emiratische Präsidentenberater Anwar Gargasch nannte den Angriff eine "heimtückische israelische Attacke". Die Vereinigten Arabischen Emirate stünden fest an der Seite ihres Schwesterstaats Katar. "In voller Solidarität mit dem lieben Katar", postete auch der emiratische Außenminister Abdullah bin Sajid.
Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Esmail Bakaei, sagte im Staatsfernsehen, der israelische Einsatz stelle eine "eklatante Verletzung aller internationalen Regeln" dar sowie eine "Verletzung der nationalen Souveränität und territorialen Integrität Katars".
Kritik aus Großbritannien und Deutschland
Auch Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) kritisierte das Vorgehen Israels. "Der Angriff Israels in Doha verletzt nicht nur die territoriale Souveränität Katars, sondern gefährdet auch unser aller Bemühungen zur Freilassung der Geiseln", erklärte Wadephul. "Dieser Schlag ist inakzeptabel."
Wadephul telefonierte nach eigenen Angaben mit seinem israelischen Amtskollegen Gideon Saar. Er habe Saar gegenüber in dem Gespräch gesagt, er sei "in größter Sorge über das Leben und die Sicherheit der Geiseln in den Händen der Hamas, darunter auch deutsche Staatsangehörige".
Der britische Premierminister Keir Starmer verurteilte auf X den Angriff Israels auf Doha, "der die Souveränität Katars verletzt und eine weitere Eskalation in der gesamten Region riskiert". Die Priorität müsse ein sofortiger Waffenstillstand, die Freilassung der Geiseln und eine massive Aufstockung der Hilfsleistungen für Gaza sein. Dies sei die einzige Lösung für einen dauerhaften Frieden.
Die britische Regierung ist nach eigenen Angaben von Israel vorab nicht über den Angriff informiert worden. David Pares, der Sprecher des Premiers, verwies auf entsprechende Nachfrage auf eine Mitteilung des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu, wonach die Attacke in Doha eine alleinige israelische Operation gewesen sei.
USA drücken Bedauern über Angriff aus
US-Präsident Donald Trump bedauert nach Angaben des Weißen Hauses, dass Katar Ort eines israelischen Angriffs auf die islamistische Hamas geworden ist. Der Republikaner betrachte Katar als engen Verbündeten und Freund der USA, teilte das Weiße Haus mit.
In der Stellungnahme, die Regierungssprecherin Karoline Leavitt verlas, hieß es weiter, eine "einseitige Bombardierung innerhalb Katars als souveränem Staat und engem Verbündeten der Vereinigten Staaten", diene weder Israels noch Amerikas Zielen. Das Land habe sich gemeinsam mit den USA "engagiert und mutig" für den Frieden eingesetzt.
Nach Angaben des Weißen Hauses wurde die US-Regierung vom US-Militär informiert, dass Israel die islamistische Hamas angreifen werde, die sich "leider" in einem Teil von Doha aufhalte. Trump habe darauf seinen Sondergesandten Steve Witkoff angewiesen, Katar über den anstehenden Angriff zu informieren.
Warnende Worte von den UN
Die neue Präsidentin der UN-Vollversammlung, Annalena Baerbock, mahnte nach dem israelischen Angriff auf die Hamas-Führung in Katar "maximale Zurückhaltung" an. Das israelische Vorgehen in Doha stelle eine Eskalation des Konflikts im Gazastreifen dar und sei "offensichtlich beunruhigend", erklärte die ehemalige deutsche Außenministerin. Alle 193 UN-Mitgliedsstaaten seien gemäß der UN-Charta verpflichtet, die Souveränität und die territoriale Integrität jedes Landes zu achten.
Baerbock forderte zudem verstärkte diplomatische Bemühungen um eine sofortige und dauerhafte Waffenruhe, eine verbesserte humanitäre Hilfe für Zivilisten im Gazastreifen durch die israelische Regierung und die Freilassung aller Geiseln in der Gewalt der Hamas.
Auch UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte den israelischen Angriff. Alle Parteien müssten sich für eine dauerhafte Waffenruhe einsetzen und nicht dafür, sie zu untergraben, sagte Guterres.
Angehörige von Geiseln in Händen der Terrororganisation Hamas haben nach Israels Angriff auf die Hamas-Führungsriege in Katar große Sorge geäußert. Man befürchte, die Geiseln könnten nun den Preis für Israels Vorgehen zahlen, hieß es in einer Mitteilung des Forums der Angehörigen. "Wir wissen von den Überlebenden, die zurückgekehrt sind, dass die an den Geiseln verübte Rache brutal ist", hieß es.
Papst bezeichnet Lage als "sehr ernst"
Als "sehr ernst" hat Papst Leo XIV. die Lage nach dem Angriff in Katar bezeichnet. Der Papst äußerte sich vor Journalisten des italienischen Senders RAI. Wörtlich sagte er: "In diesen Minuten gibt es wirklich schwerwiegende Nachrichten, der Angriff Israels auf einige Führer der Hamas in Katar. Die gesamte Lage ist sehr ernst."
Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Abul Gheit, sagte, der Angriff in Doha habe die Souveränität Katars verletzt. Israel habe kein Interesse an den Folgen seiner verwerflichen Handlungen. Auch der Irak, der Oman und Kuwait verurteilten den Angriff.
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