Bei Israels Angriff auf die Hamas in Doha sind der Terror-Miliz zufolge keine führenden Mitglieder getötet worden. Israels Premier Netanjahu droht mit weiteren Schlägen gegen Hamas-Mitglieder im Ausland.

Die islamistische Terrororganisation Hamas hat den israelischen Angriff auf ihre Führungsspitze in Katar als "gescheitert" bezeichnet. Kein Mitglied ihres Verhandlungsteams sei dabei getötet worden, hieß es in einer Mitteilung der Hamas.

Bei dem Angriff in Doha, der als "abscheuliches Verbrechen" beschrieben wurde, seien aber sechs Menschen getötet worden. Darunter seien der Sohn des höchstrangigen Hamas-Anführers im Ausland, Chalil al-Haja, sowie dessen Büroleiter.

Das katarische Innenministerium teilte mit, eine Sicherheitskraft sei bei dem Angriff getötet und mehrere weitere verletzt worden.

Hamas: USA für Angriff mitverantwortlich

In ihrer Mitteilung erklärte die Hamas, der Angriff auf ihre Verhandlungsdelegation, die gerade über einen Vermittlungsvorschlag von US-Präsident Donald Trump beraten wollte, beweise einmal mehr, dass der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu und seine Regierung kein Abkommen erzielen wollten.

Israels Führung versuche, ohne Rücksicht auf das Leben der Geiseln jegliche Bemühungen um ein Ende des Krieges zu vereiteln. Die USA seien durch ihre fortwährende Unterstützung für Israel mitverantwortlich, hieß es weiter.

Die Hamas hält demnach an ihren Bedingungen für ein Kriegsende fest: ein sofortiger Stopp der israelischen Angriffe, ein vollständiger Rückzug aus dem Gazastreifen, ein Tausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge, humanitäre Hilfe sowie ein Wiederaufbau des weitgehend zerstörten Küstenstreifens.

Angriff von Militär und Geheimdienst durchgeführt

Das israelische Militär hatte am Nachmittag Gebäude in der katarischen Hauptstadt Doha angegriffen. Dabei wollte es nach eigenen Angaben die Führungsspitze der militant-islamistischen Hamas in Katar ausschalten. Der gezielte Angriff sei gemeinsam mit dem Geheimdienst Schin Bet in Doha ausgeführt worden, teilten die Streitkräfte mit.

Die Mitglieder der Hamas-Führung hätten jahrelang die Operationen der Terrororganisation geleitet, trügen die direkte Verantwortung für das Massaker vom 7. Oktober 2023 und lenkten den Krieg gegen den Staat Israel.

Netanjahu: Tage der Immunität für Terroristen vorbei

Die israelische Regierung erklärte, der Angriff sei eine direkte Antwort auf das vom bewaffneten Arm der Hamas beanspruchte Attentat mit sechs Toten an einer Bushaltestelle in Jerusalem vom Vortag. Premier Netanjahu habe die Sicherheitskräfte direkt nach dem Anschlag angewiesen, "sich für die Möglichkeit eines Angriffs auf Hamas-Anführer bereit zu machen", hieß es in einer von Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz veröffentlichten Erklärung. Heute habe sich dann die Möglichkeit für einen Angriff ergeben.

Netanjahu beschrieb die Durchführung des Angriffs als "optimal und präzise". Israelische Kampfpiloten und der Inlandsgeheimdienst Schin Bet hätten den Einsatz auf eine Weise ausgeführt, die "die ganze Welt beeindruckt hat", sagte Netanjahu bei einer Veranstaltung in der US-Botschaft in Jerusalem.

"Die Tage, an denen Terroranführer an irgendeinem Ort der Welt Immunität genossen haben, sind vorbei", so Netanjahu. Israels Feinde müssten wissen, dass Juden seit Einrichtung des Staates Israel nicht mehr schutzlos ausgeliefert seien. 

Israel akzeptiert US-Vermittlungsvorschlag

Der Krieg im Gazastreifen könne "sofort" enden, sagte Netanjahu zudem. Israel habe den Vermittlungsvorschlag von US-Präsident Donald Trump akzeptiert. Dieser fordere eine sofortige Rückführung aller 48 Geiseln und die weiteren Bedingungen, die Israel genannt habe.

Dazu gehört, dass die Hamas die Waffen niederlegen muss - was die Organisation auch nach dem Angriff verweigert.

Sorge bei Geisel-Angehörigen

Der israelische Polizeiminister Itamar Ben-Gvir schrieb zu dem Angriff in Katar, jüdisches Blut dürfe nicht länger ungestraft vergossen werden. Die Entscheidung zum Angriff sei "eine weitere historische Entscheidung in einer Reihe wichtiger und historischer Beschlüsse, die wir gefasst haben", schrieb er bei X. "Ich verfolge meine Feinde und hole sie ein, kehre nicht um, bis ich sie vernichtet habe", zitierte er aus der Bibel.

Angehörige von Geiseln in Händen der islamistischen Hamas haben dagegen große Sorge geäußert. Man befürchte, die Geiseln könnten nun den Preis für Israels Vorgehen zahlen, hieß es in einer Mitteilung des Forums der Angehörigen. "Wir wissen von den Überlebenden, die zurückgekehrt sind, dass die an den Geiseln verübte Rache brutal ist", hieß es weiter. "Die Chance, sie zurückzubringen, ist jetzt ungewisser als je zuvor - mit einer absoluten Gewissheit: Ihre Zeit läuft ab."

Katar will Vorfall untersuchen lassen

Katar hat sich nach dem Angriff empört gezeigt. Der Sprecher des katarischen Außenministeriums Madschid al-Ansari sprach von einem "eklatanten Verstoß gegen alle internationalen Rechte und Normen" und einer "ernsthaften Gefahr für die Sicherheit" der Bevölkerung in Katar.

Der Vorfall werde jetzt auf höchster Ebene untersucht, so al-Ansari. Außerdem setze Katar vorerst seine Rolle als Vermittler zwischen den beiden Konfliktparteien, Israel und Hamas, im Gaza-Krieg aus.

Der katarische Ministerpräsident Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani betonte dagegen später, sein Land lasse sich von seiner Rolle als Vermittler nicht abbringen. Die Vermittlungsbemühungen seien Teil der katarischen Identität, sagt er auf einer Pressekonferenz. Außerdem bezeichnete er den israelischen Angriff als heimtückisch. Vertreter der US-Regierung hätten Katar erst zehn Minuten nach Beginn des Angriffs gewarnt.

Entwarnung in Doha

In der katarischen Hauptstadt Doha besteht nach Angaben der dortigen Behörden nach dem israelischen Angriff keine Gefahr mehr. "Die Lage ist sicher", teilte das Innenministerium mit. "Spezial-Teams" würden ihren Aufgaben nachgehen. Anwohner wurden aufgerufen, sich nur aus offiziellen Quellen zu informieren und keinen Gerüchten zu vertrauen oder diese zu verbreiten, etwa in sozialen Medien. Man unternehme alle Schritte, um "die Normalität des öffentlichen Lebens" zu erhalten.

Das Auswärtige Amt teilte mit, eine "erneute Verschärfung der Sicherheitslage" könne nicht ausgeschlossen werden. Möglich seien dabei auch "weitere sicherheitsrelevante Vorfälle in Katar" oder eine Beeinträchtigung des Flugverkehrs. Die Fluggesellschaft Qatar Airways teilte mit, es habe keine Flugausfälle oder sonstige Beeinträchtigungen gegeben.

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