Was kommt nach den Protesten der "Gen Z" in Nepal?
Nach heftigen Protesten und dem Rücktritt des Regierungschefs in Nepal sichern Soldaten Kathmandus Straßen. Vertreter der "Gen Z" distanzierten sich derweil von den gewaltsamen Ausschreitungen.
Die Situation in Kathmandu scheint sich nach den schweren Unruhen am Montag und Dienstag zunächst beruhigt zu haben. Nach den gewaltsamen Protesten und dem Rücktritt des Ministerpräsidenten patrouillieren Soldaten in den Straßen der Hauptstadt Nepals. Das Militär erklärte, bestehende Ausgangssperren in der Hauptstadt und den anderen Landesteilen sollten zunächst bis zum Donnerstagmorgen aufrechterhalten werden.
Die Maßnahmen seien nötig, weil sich "anarchische Einzelpersonen und Gruppen" unter die Protestbewegung mischten und sich an Plünderungen, Brandstiftungen, gezielten Angriffen sowie Vergewaltigungsversuchen beteiligten, hieß es.
Auch Augenzeugen, auf die sich die Nachrichtenagentur dpa beruft, berichteten von einer starken Militärpräsenz.
"Gen Z" distanziert sich von Ausschreitungen und Gewalt
Die Armeeführung hatte Dienstagnacht angekündigt, das Militär wolle zusammen mit Sicherheitsbehörden die Lage unter Kontrolle bringen, sollten die Unruhe andauern. Gleichzeitig rief die Armee zum Aussetzen der Proteste und zum Dialog auf.
Die junge Generation distanzierte sich in der Zwischenzeit offiziell von den schweren Ausschreitungen Anfang der Woche: In einer gemeinsamen Erklärung von Gruppen, die die "Gen Z" vertreten, hieß es: "Das sind nicht wir". Brandstiftung, Vandalismus und Gewalt seien keine Mittel der jungen Generation. Auch auf TikTok wurden Aufrufe, gewaltfrei zu bleiben, geteilt.
Weitere Tote trotz Aufhebung des Verbots
Eine Sperrung von 26 Social-Media-Plattformen hatte in dem Himalaya-Staat Zehntausende Menschen auf die Straße getrieben. Die Regierung wollte die Dienste mit dem Verbot zwingen, sich registrieren und unter staatliche Aufsicht stellen zu lassen. Der Schritt rief jedoch starke Kritik hervor.
Am Montag hatte es bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei in Kathmandu und anderen Landesteilen 19 Tote gegeben. Die Polizei setzte demnach außer Wasserwerfern und Tränengas auch scharfe Munition ein. Trotz der Aufhebung des Verbots für die Online-Netzwerke hatte es weitere gewaltsame Proteste gegeben. Der Sprecher des Zivil-Krankenhauses der Stadt sagte, drei weitere Menschen seien bei den Unruhen am Dienstag gestorben.
Brandstiftung und Plünderungen
Aufgebrachte Menschen setzten seit Anfang der Woche unter anderem das Parlament und Regierungsgebäude sowie Wohnsitze von Ministern und anderen Politikern in Brand. Zudem wurden zahlreiche Hotels, Büro- und Privathäuser Ziele von Angriffen. Auch kam es zu Plünderungen.
Ministerpräsident Khadga Prasad Sharma Oli war angesichts der Unruhen am Dienstag zurückgetreten. Die Proteste richteten sich nicht nur gegen die Sperrung der Online-Netzwerke. Die Teilnehmer prangerten zudem weit verbreitete Korruption im Staatsapparat sowie Vetternwirtschaft an und forderten Olis Rücktritt.
Hoffnungsträger Balendra Shah?
Im Zusammenhang mit der Frage nach einer möglichen Nachfolge Olis fällt immer häufiger auch der Name des Bürgermeisters von Kathmandu, Balendra Shah. Der 35-jährige unabhängige Politiker steht keiner der Parteien nahe, denen die junge Generation Korruption und Vetternwirtschaft vorwirft.
Shah, vor seiner Zeit als Bürgermeister Rapper und Komponist, besitzt bei den jungen Glaubwürdigkeit. In den sozialen Netzwerken wird immer häufiger auch die Forderung "Balen for Prime Minister" laut. Öffentlich dazu geäußert hat sich der Politiker noch nicht. In einem Post auf Facebook schreibt er lediglich: "Das Land liegt in euren Händen - ihr Jungen werdet es schaffen, aber geht jetzt nach Hause."
Mit Informationen von Peter Hornung, ARD-Studio Neu-Delhi
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