Israels Angriff auf die Hamas-Führung in Doha sorgt für Aufruhr in der arabischen Welt. Die Länder zeigen sich solidarisch mit dem Golfstaat und fordern internationales Handeln.

Beim Gruppenfoto stehen sie geschlossen, Seite an Seite: Der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, der saudische Kronprinz, Mohammed bin Salman, Ägyptens Präsident, Abdel Fattah al-Sisi und viele andere - Monarchen und Staats- und Regierungschefs aus zahlreichen arabischen und islamischen Ländern sind nach Doha gereist, um vor allem eines zu vermitteln: Solidarität mit Katar nach dem israelischen Angriff auf eine Hamas-Delegation in Doha vor knapp einer Woche.

"Habt ihr jemals von so etwas gehört?", empörte sich der katarische Emir. "Ein Staat arbeitet systematisch und beharrlich daran, die Politiker zu ermorden, mit denen er verhandelt, und greift das Vermittlerland an, in dem die Verhandlungen stattfinden." Daraufhin stellte er auch die Rolle seines Landes als Vermittler infrage: "Wie sollen wir in unserem Land israelische Delegationen zu Verhandlungen empfangen?"

Katars Rolle als Vermittlerstaat angegriffen

Dass in Katar die Souveränität eines Vermittlerstaats von Israel angegriffen wurde, wird nicht nur von vielen arabischen Staaten als unmittelbarer Angriff auf die internationale Diplomatie gewertet. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Aboul Gheit, sagte: "Israelisches Volk, was eure Regierung in eurem Namen tut, wird nicht vergessen werden. Die Verbrechen werden nicht vergessen." Er betonte: "Was die israelische Regierung in eurem Namen tut, zerstört jede Grundlage für ein friedliches Zusammenleben in der Region in der Zukunft."

Die arabischen Länder empfinden das israelische Vorgehen als Bedrohung: Ägypten beispielsweise vermittelt ebenfalls im Nahostkonflikt - und fragt jetzt: Müsste Kairo in Zukunft auch israelische Luftangriffe fürchten, wenn eine Hamas-Delegation zu Verhandlungen in Ägypten ist?

Der ägyptische Präsident al-Sisi wirbt erneut für eine Art arabische NATO. "Es ist unsere Pflicht in dieser kritischen historischen Phase, einen arabisch-islamischen Mechanismus für Zusammenarbeit zu schaffen, um den großen sicherheitspolitischen Herausforderungen zu begegnen."

Gemeinsame Verteidigungsstrategien im Fokus

Das besagt auch die gemeinsame Abschlusserklärung: Man unterstütze die Initiative des Golfkooperationsrats, der ebenfalls tagte, für eine gemeinsame Sicherheitsvision für die Region. Das heißt im Klartext: Es sollen Ideen für eine gemeinsame Verteidigungsstrategie der Golf-Region erarbeitet werden - ein Angriff auf einen kommt sozusagen einem Angriff auf alle gleich. Die Mechanismen einer "gemeinsamen Verteidigungs- und Abschreckungsfähigkeit" sollten aktiviert werden, heißt es dazu vom Golfkooperationsrat.

Möglicherweise, so sagen Beobachter, könnte es in noch ferner Zukunft zu einer Art arabischer Koalition der Willigen kommen, zu der neben den Golf-Staaten auch Ägypten zählen könnte - nicht aber der Iran. Der iranische Präsident Massud Peseschkian war in Doha ebenfalls geladen und hatte alle muslimischen Länder dazu aufgerufen, ihre Beziehungen zu Israel abzubrechen. Das wird in der Abschlusserklärung nicht erwähnt. Auch von Wirtschaftssanktionen ist nicht die Rede.

Nur verbale Empörung ist allen gemein

Nur selten ist es den arabischen Staaten in der Vergangenheit gelungen, mit einer Stimme zu sprechen. Auch dieses Mal bleibt es weitgehend bei verbaler Empörung - aber die Sorge der arabischen Staaten vor Israel bringt sie ein Stück zusammen. Das Ziel vor allem: ein Signal Richtung USA. Auch die noch vor wenigen Monaten von US-Präsident Donald Trump großangekündigten Waffendeals mit den Golfstaaten könnten infrage gestellt werden. Waffen könnten schließlich auch andere liefern, sagen Beobachter.

Während sich in Doha schrittweise eine - zumindest verbale - Front gegen Israel zusammenbraut, bekräftigen die USA demonstrativ ihre Solidarität mit Israel. US-Außenminister Marco Rubio sicherte bei seinem Besuch in Israel "unerschütterliche Unterstützung" zu. Im Anschluss will Rubio zu Gesprächen nach Doha reisen, wahrscheinlich um auch Solidarität mit den arabischen Verbündeten zu zeigen.

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