Mit der royalen Einladung an US-Präsident Trump spielte die britische Regierung früh ihre Trumpfkarte aus. König Charles gilt als diplomatische Geheimwaffe - Nervosität dürfte vor dem heutigen Besuch trotzdem herrschen.

Es gibt Tage, an denen werden sogar in britischen Palästen Donuts serviert. Donald Trump bekam sie bei seinem ersten Staatsbesuch im Jahr 2019 zum Willkommens-Lunch bei der inzwischen verstorbenen Königin Elisabeth II. Diese Woche dürfte es auf Schloss Windsor wieder so weit sein, glauben Königshausexperten. Denn der US-Präsident liebt Donuts, und er soll sich wohl und geschmeichelt fühlen.

Heute landet Trump mit seiner Frau Melania im Vereinigten Königreich. Das Ziel dieses zweiten Staatsbesuches: Es soll weiterhin gut - hoffentlich sogar besser - laufen in der sogenannten "special relationship", der "besonderen Beziehung" zwischen Großbritannien und den USA, die vor allem die Briten gerne überbetonen. 

Polittheater im Oval Office

Als der britische Premier Keir Starmer Ende Februar im Oval Office Trump die von König Charles unterschriebene Einladung an Trump überreichte, folgte ein Stück Polittheater, das gute Chance hat, in die britische Geschichte einzugehen: "Soll ich ihn jetzt lesen?", fragte Trump da. "Ja, bitte", antwortete Starmer und fügte wenig später hinzu: "Was noch fehlt, ist Ihre Antwort." Worauf Trump erwiderte: "Die Antwort ist: ja."

Zumindest für den Moment war die Beziehung zwischen den beiden und ihren Ländern gerettet. Als Trump internationale Strafzölle ankündigte, kam Großbritannien mit vergleichsweise niedrigen zehn Prozent davon. 

Den Brief von Charles hielt Trump so offen in die Kamera, dass die Worte des Königs genau zu entziffern waren. In Großbritannien wurde das einerseits mit Neugier, aber auch ein wenig Entsetzen zur Kenntnis genommen.

"Dass eine Einladung zum Staatsbesuch per Brief, als richtige Einladung übergeben wurde, das haben wir zum ersten Mal gesehen", sagt der Historiker und Königshausexperte Robert Lacey, der unter anderem als Berater für die Netflix-Serie über das britische Königshaus, "The Crown", tätig war. Allein das zeige, wie politisch der Besuch ist.

Softpower, die bei Trump wirken dürfte

Noch nie hatte das Vereinigte Königreich ein Staatsoberhaupt mit der Einladung zu einem zweiten Staatsbesuch geehrt. Es ist ein Rekord ganz nach dem Geschmack Trumps. "Ohne die Aussicht nach Windsor zu kommen, den König zu treffen und der verstorbenen Elisabeth an ihrer Grabesstätte zu gedenken, wäre Trump nicht hierher gereist", meint Lacey. 

Staatsbesuche sind die höchste diplomatische Ehre im Vereinigten Königreich für ausländische Staats- und Regierungschefs und damit eine diplomatische Geheimwaffe voller royaler Softpower. Beim US-Präsidenten dürfte sie besonders wirksam sein.

"Trump bewundert die alteingesessene Aristokratie und ihren Reichtum. Er selbst ist der Inbegriff von neureich und hat deshalb einen Minderwertigkeitskomplex", sagt Politikwissenschaftler Mark Shanahan von der englischen Universität Surrey mit dem Schwerpunkt US-britische Beziehungen. "Mit all seinen Verbindungen in Königshäuser und adelige Familien Europas ist Charles eine Art Diplomat, und all das wird Trump beeindrucken und beeinflussen."

Kanonenschüsse, Bankett und gezielte Vorbereitung

Rund zwei Tage wird der US-Präsident im Land sein, begleitet von seiner Frau Melania. Geplant sind eine Kutschfahrt, Kanonenschüsse, und nach dem pompösen Staatsbankett mit etwa 160 geladenen Gästen am Mittwochabend verbringen die Trumps die Nacht auf Schloss Windsor. Am Donnerstag stehen beim Treffen mit Premier Starmer vor allem wirtschaftliche und politische Themen auf dem Programm, darunter künstliche Intelligenz, Investitionen, Zölle, aber auch Gaza und die Ukraine. 

Was Starmers Regierung erreichen will, darüber ist Charles genau im Bilde. Die beiden treffen sich ohnehin einmal wöchentlich zu privaten Audienzen, und vor dem Staatsbesuch hat sich der Kontakt zwischen Palast und 10 Downing Street noch einmal intensiviert. "Der König wird von der Regierung detailliert darauf vorbereitet, über was er mit Trump sprechen soll und über was nicht", sagt Politikwissenschaftler Shanahan.

Auch Catherine, genannt Kate, die Prinzessin von Wales, spielt eine wichtige Rolle. "Die Prinzessin wird auf die Gespräche mit Melania Trump ebenfalls gezielt vorbereitet, denn man glaubt, dass die First Lady großen Einfluss auf ihren Mann hat. "Unsere Royals streuen in ihren Gesprächen mit Trump Informationen wie Saatkörner und sollen dafür sorgen, dass sie auf fruchtbaren Boden fallen", so Shanahan.

Symbolisch bedeutend

Der Staatsbesuch von Trump ist für König Charles ein weiterer Höhepunkt in einem ohnehin diplomatisch geschäftigen Jahr. Einst fürchteten viele Briten, dass Charles, über dessen politische Ansichten viel mehr bekannt ist als über die seiner Mutter, sich als König zu sehr einmischen würde in die Tagespolitik. Jetzt wird er von der Regierung immer wieder aufgefordert, auf seine ganz spezielle Art aktiv zu werden. 

So empfing Charles, der sich immer wieder solidarisch über die Ukraine geäußert hat, Anfang März auf Wunsch der britischen Regierung Wolodymyr Selenskyj - kurz nachdem der ukrainische Präsident im Oval Office von Trump und seinem Vize JD Vance harsch angegangen worden war.

Ende Mai reiste Charles nach Kanada, um als Staatsoberhaupt des Landes das kanadische Parlament zu eröffnen. In seiner Rede betonte er die kanadische Souveränität. "Kanada zu besuchen, nachdem Trump von dem Land als 51. US-Bundesstaat gesprochen hatte, war sehr symbolisch. Unpolitisch, würde der Palast sagen, aber symbolisch und bedeutend", so der ehemalige britische Diplomat Nicolas Westcott. 

Große Nervosität

Nicht nur in Bezug auf die Ukraine oder Kanada, sondern auch bei Themen wie Klima- und Umweltschutz oder Impfungen liegen die Ansichten von Trump und Charles weit auseinander. Wegen dieser Widersprüche, wegen Trumps unvorhersehbarem Agieren in der Weltpolitik, etwa im Umgang mit Kremlchef Wladimir Putin und Trumps relativer Unbeliebtheit bei den Briten, gab es in britischen Medien immer wieder Spekulationen, dass der Palast den Besuch nur widerwillig absolviert oder ihn zumindest gern verschoben hätte.

10 Downing Street dagegen habe auf dem Zeitpunkt bestanden. Das Resultat ist ein recht kompakter Besuch, außerhalb von London, mit wenig Berührungspunkten mit der britischen Öffentlichkeit. Ex-Diplomat Westcott sagt: "Der König versteht wie schon vor ihm seine Mutter: Es ist die Pflicht des Monarchen, das Land und die Regierung zu unterstützen. Wenn etwas wichtig für das Land ist, ist es wichtig für den Monarchen. Eine gute Beziehung zum US-Präsidenten zu haben gehört dazu - egal welche persönlichen oder politische Ansichten der hat."

Die Nervosität im Palast und in der britischen Regierung dürfte dennoch groß sein. "Egal wie perfekt alles organisiert ist, manchmal reicht ein Moment, ein Bild und dann ist nur das Thema", so Westcott. Und mit geplanten Protesten und einem eigenwilligen Präsidenten, der sich selten ans Skript hält, gibt es ausreichend Potenzial für Kratzer im royalen Hochglanzprogramm.

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