Internationale Kritik an Israels Bodenoffensive
Das israelische Militär hat seine Bodenoffensive in der Stadt Gaza begonnen - und damit weltweit scharfe Kritik hervorgerufen. Außenminister Wadephul sprach von einer "vollkommen falschen Richtung".
Die Ausweitung der israelischen Offensive in Gaza löst international deutliche Kritik aus: Die verschärften Angriffe würden die humanitäre Katastrophe verschärfen und auch das Leben der Geiseln gefährden, sagte ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel. Es sei "höchste Zeit, den Kreislauf der Gewalt, der Zerstörung und des Leidens zu durchbrechen."
Die Kommission will am Mittwoch Strafmaßnahmen gegen Israel vorschlagen, um die Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu unter Druck zu setzen, ihren Kurs im Gaza-Krieg zu ändern.

Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, zzt. Sderot: "Die Menschen sollen weg"
tagesschau24, 16.09.2025 18:00 UhrGroßoffensive mit Bodentruppen
Die israelische Armee hatte zuvor eine Großoffensive mit Bodentruppen in der Stadt Gaza gestartet. Die Armee habe in der Nacht die "Hauptphase" des Kampfes in der Stadt gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas begonnen, sagte ein Militärvertreter. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte zuvor erklärt, die israelische Armee gehe "mit eiserner Faust" gegen "terroristische Infrastruktur" in der Stadt Gaza vor. "Gaza brennt", fügte er im Onlinedienst X hinzu.
Armeeangaben zufolge könnte die Offensive in Gaza-Stadt viele Monate dauern. Das Militär geht laut einem Sprecher davon aus, dass es zunächst mehrere Monate brauchen wird, ehe es dort die Kontrolle über die wichtigsten Gegenden übernommen haben wird. Zudem werde es dann mehrere weitere Monate dauern, die Infrastruktur von Terrororganisationen in der im Norden des Gazastreifens gelegenen Stadt zu beseitigen, sagte Effie Defrin .
Augenzeugen berichteten am frühen Dienstagmorgen gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von heftigen Angriffen auf die Stadt. Häuser seien zerstört, Bewohner unter den Trümmern verschüttet. Nach Aussage eines Sprechers des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes im Gazastreifen stieg die Zahl der Toten und Verletzten.
Europäische Staaten verurteilen Offensive
Auch der deutsche Außenminister übte scharfe Kritik an der Militäroperation. "Die neuerliche Offensive in Richtung Gaza Stadt ist (...) die vollkommen falsche Richtung", sagte Wadephul (CDU) in Berlin. "Wir lehnen das ab und haben das auch gegenüber der israelischen Regierung deutlich gemacht."
Die britische Außenministerin Yvette Cooper bezeichnete die Bodenoffensive im Onlinedienst X als "vollkommen rücksichtslos und entsetzlich".
Viele Zivilisten auf der Flucht
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) berichtete von Tausenden Menschen, die aus der Stadt Gaza flohen und oftmals zu Fuß versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. Auch die Hilfsorganisation Welthungerhilfe verurteilte das Vorgehen der israelischen Armee und forderte "einen sofortigen Waffenstillstand".
Die Nahost-Expertin der Heinrich-Böll-Stiftung, Bente Scheller, schätzt die Auswirkungen der Offensive auf die Zivilbevölkerung als dramatisch ein. Im Interview mit tagesschau24 erklärte sie, die Lage sei schon vor den jüngsten Angriffen menschenunwürdig gewesen. Nun werde sich der Mangel an Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten noch weiter verschärfen. Zudem hätten die Menschen keinen sicheren Ort, wohin sie flüchten könnten, so Scheller.

Bente Scheller, Heinrich-Böll-Stiftung, zu Israels Bodenoffensive in Gaza-Stadt
tagesschau24, 16.09.2025 11:00 UhrJordanien verurteilt Israels Bodenoffensive
Das Nachbarland Jordanien warf Israel vor, zu versuchen, gewaltsam neue Realitäten zu schaffen. Israel wolle die Palästinenser von ihrem Land zwangsvertreiben, erklärte das Außenministerium in Amman.
Auch zu einem weiteren Nachbarland sind die Beziehungen äußerst angespannt: Mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi bezeichnete erstmals seit Jahrzehnten ein Staatsoberhaupt des Landes Israel wieder öffentlich als "Feind".
In einer Rede bereits am Montag beim arabisch-islamischen Gipfeltreffen in Katar hatte al-Sisi betont: "Der Feind" (gemeint war Israel) müsse erkennen, dass die Länder der Region in ihrer Position gegenüber Israel geeint seien und nicht zersplittert. Bei dem Gipfel wurde Israels Vorgehen im Gazastreifen erneut scharf verurteilt.
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