Die Erwartungen sind hoch
Heute trifft der israelische Premier Netanjahu erneut den US-Präsidenten. Die Erwartungen in Israel sind hoch - und gespalten: Geisel-Angehörige setzen auf Trumps neuen Friedensplan, Hardliner warnen vor Zugeständnissen.
Es ist bereits das vierte Treffen zwischen Benjamin Netanjahu und Donald Trump seit dessen Amtsantritt im Januar. Kein anderer Staatslenker war in diesem Jahr so oft beim US-Präsidenten. Und erneut sind die Erwartungen enorm hoch, wenngleich es in Israel sehr unterschiedliche Erwartungen sind.
Experten wie der ehemalige Nationale Sicherheitsberater Israels, Eyal Hulata, nehmen wahr, dass die enge Beziehung zwischen Netanjahu und Trump erste Kratzer zu bekommen scheint: "Was wir in den letzten Wochen vor allem beobachten können, ist, dass Präsident Trump, der schon lange sagt, er verliere die Geduld, tatsächlich keine Geduld mehr hat. Es ist sehr gut möglich, dass er Premierminister Netanjahu bei dem Treffen sagen wird: Es ist genug!"
Geiselangehörige unterstützen Trump-Plan
Donald Trump will den Gaza-Krieg beenden. Deshalb hat er am Rande der UN-Generalversammlung in New York einer ganzen Reihe arabischer Staatschefs seinen 21-Punkte-Plan präsentiert.
Laut Medienberichten sieht der Plan eine sofortige Freilassung aller verbliebenen Geiseln im Gegenzug für Hunderte palästinensische Gefangene vor. Die israelische Armee soll sich aus dem abgeriegelten Küstenstreifen zurückziehen. Der Gazastreifen soll von einer Übergangsregierung regiert werden. Die Hamas würde demnach keine Rolle mehr spielen.
Ein Plan, den vor allem die Angehörigen der Geiseln unterstützen. Ron Ohel, der Bruder von Alon Ohel, der seit mehr als 700 Tagen in der Hand der Hamas ist, richtet an Premier Netanjahu eine klare Forderung: "Kehren Sie nicht ohne die Worte 'Ich habe Alon nach Hause gebracht, ich habe alle nach Hause gebracht' aus den USA zurück", sagt Ohel. "Jetzt ist der Moment gekommen, an dem Sie zeigen können, ein Staatsführer zu sein."
Israelische Hardliner befürchten palästinensische Verwaltung
US-Präsident Trump jedenfalls zeigt sich vor dem Treffen mit Netanjahu zuversichtlich, den Gaza-Krieg beenden zu können. In einer Mitteilung auf seiner Plattform Truth Social erklärte er, es bestehe eine "echte Chance auf etwas Großartiges im Nahen Osten".
Eine Einschätzung, die Hardliner in der israelischen Regierung ganz und gar nicht teilen. Sie befürchten, dass möglicherweise die Palästinensische Autonomiebehörde von Mahmud Abbas künftig den Gazastreifen verwalten wird.
Für Yitzhak Kroizer, einen engen Mitarbeiter des rechtsextremen Ministers für Nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir, eine bedrohliche Vorstellung. Er sagt im Sender KAN: "Die Sicherheit der Bürger des Staates Israel kann nur gewährleistet werden, wenn wir Souveränität über das gesamte Gebiet des Gazastreifens anwenden und nicht, wenn der Gazastreifen, wie es in diesem gefährlichen Plan vorgesehen ist, als Preis für die Ereignisse des 7. Oktober an die Terrororganisation in Ramallah übergeben wird."
Kriegsende ohne Zerschlagung der Hamas?
Noch nie war Israel weltweit so isoliert wie in diesen Tagen. Möglicherweise muss Netanjahu dem Druck des US-Präsidenten nachgeben. In Netanjahus Likud-Partei melden sich erste namhafte Politiker, die sich ein Ende des Krieges ohne die Zerschlagung der Hamas durchaus vorstellen könnten.
Parlamentspräsident Amir Ohana bemüht im TV-Kanal 12 einen historischen Vergleich: "Wir werden nicht bis zum letzten Hamas-Kämpfer vorstoßen. Ich glaube nicht, dass das möglich ist." Man habe auch nie den letzten Nazi erreicht, aber 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gebe es zwar noch Neonazis in der Welt, aber keine Nazis mehr, die in Deutschland regieren, sagte Ohana. "Das müssen wir im Gazastreifen erreichen."
Vage Äußerung zum 21-Punkte-Plan
Netanjahu selbst äußerte sich in einem Interview auf dem US-Sender Fox News vage zu dem 21-Punkte-Plan. "Ich hoffe, wir können es schaffen, denn wir wollen unsere Geiseln befreien", erklärte er wörtlich.
Skeptisch zeigte er sich, was die künftige Verwaltung des Gazastreifens durch die Autonomiebehörde anbelangt. Er denke nicht, dass eine reformierte Palästinenserbehörde wahrscheinlich sei, so Netanjahu.
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