"Wagner hat das Sicherheitsproblem in Mali verschärft"
Seit Jahren sollen russische Söldner in Mali für Sicherheit und Stabilität sorgen. Doch laut einem Bericht haben sie das Gegenteil bewirkt - und stoßen in der Bevölkerung mittlerweile auf starke Ablehnung.
Lange schien der Erfolg Russlands in der afrikanischen Sahelzone ungebrochen. Als erstes Land in der Region schlug sich 2017 die Zentralafrikanische Republik auf die Seite Moskaus.
Mithilfe der Söldnergruppe Wagner konnte Russland die von Rebellen belagerte Regierung von Präsident Faustin-Archange Touadera stabilisieren. Im Gegenzug erhielten russische Firmen Zugang zu Rohstoffen wie Gold und Diamanten, die abgebaut und aus dem Land geschafft wurden.
2021 folgte Mali. Auch dort sollte die Regierung des durch zwei Militärputsche 2020 und 2021 an die Macht gekommenen Generals Assimi Goïta von Wagner-Söldnern stabilisiert werden. Die Sicherheitslage sollte verbessert werden, denn die Zentralregierung wird sowohl von islamistischen Terrormilizen wie auch von Rebellen der ethnischen Gruppe der Tuareg bekämpft.
Sicherheitsproblem verschärft
Aber für Mali scheint die Zusammenarbeit mit Russland eher ein Reinfall geworden zu sein, so ein Bericht der Investigativplattform The Sentry. Tatsächlich habe Wagner das Sicherheitsproblem im Land verschärft, sagt die Direktorin von The Sentry, Justyna Gudzowska:
Wagner sei außerdem nicht in der Lage gewesen, Gebiete im Norden und Zentrum Malis unter ihre Kontrolle zu bringen, so Gudzowska. Doch auch für Wagner soll sich der Einsatz in Mali finanziell nicht ausgezahlt haben, so der Sentry-Bericht. Es sei der Gruppe nicht gelungen, Lizenzen für den Abbau von Gold zu erhalten. Für die leeren Staatskassen der malischen Regierung sind in dem von Importen abhängigen Land die Devisen, die durch das Gold eingenommen werden, einfach zu wichtig.
Vertrauensverlust in der Bevölkerung
Der wichtigste Faktor für das Scheitern sei jedoch das tief sitzende Misstrauen der malischen Bevölkerung, erklärt Gudzowska. "Dieses Misstrauen ist in erster Linie auf die weit verbreiteten Berichte über Misshandlungen und Übergriffe durch Kämpfer der Wagner-Gruppe gegenüber Zivilisten zurückzuführen."
Solche Vorfälle hätten das Vertrauen nicht nur in Wagner, sondern auch in die malischen Streitkräfte stark beschädigt, sagt Ulf Lässing, Leiter des Regionalprogramms zur Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung in Mali.
Denn die malischen Streitkräfte würden entweder als mitschuldig angesehen oder als unfähig gelten, ihre ausländischen Partner unter Kontrolle zu halten. "Infolgedessen ist das für erfolgreiche Sicherheitsoperationen so wichtige Verhältnis zwischen Militär und Bevölkerung massiv gestört."
Neue Akteure bringen neue Waffen
Der eigentliche Gewinner der Situation sei die Türkei, sagt Lässing. Im Kampf gegen Milizen setzt Mali mittlerweile auf Drohnen der türkischen Firma Baykar. "Die Türkei hat mehrfach Drohnen verkauft, die bei der malischen Regierung sehr beliebt sind, weil sie damit ihren Flächenstaat zum ersten Mal richtig kontrollieren oder zumindest überwachen können. Das war vorher immer ein Problem", so Lässing.
Russland habe auch Jets und Hubschrauber geliefert, von denen einige abgestürzt seien. "Die türkischen Drohnen sind einfacher zu handhaben, und sie erlauben es dann, relativ große Räume im Norden Malis in der Wüste besser zu überwachen."
Neue Optionen für Diplomatie?
Im Juni hatte die Wagner-Gruppe das Land offiziell verlassen und wurde durch das russische "Afrikakorps" ersetzt, das offiziell als Ausbilder auftritt. Dass sich die Sicherheitslage dadurch verbessern wird, gilt als unwahrscheinlich.
Im Gegenteil: Im September zerstörte eine mit der Terrorgruppe Al-Kaida verbundene Miliz zahlreiche Lastwagen mit Treibstoff und rief zur Umsetzung einer Treibstoffblockade des stark von Kraftstoffimporten abhängigen Binnenlandes auf.
Seit dem Abzug ihrer Truppen aus Mali ist das Verhältnis Malis zu Europa und vor allem zu Frankreich belastet. Doch der Bericht von The Sentry geht von einem fehlenden Verständnis der Europäischen Union für die Situation in Mali aus.
Die EU habe heute möglicherweise ein veraltetes Bild von der Stärke und den Taktiken der Russen im Land. Und dies könne neue diplomatische Optionen für europäische Akteure bieten.

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