Verhältnis abgekühlt, nicht abgebrochen
Mit ihrer Kriegsführung in Gaza hat die israelische Regierung auch bei wohlgesonnenen arabischen Regierungen viel Vertrauen verspielt. Isoliert ist Israel in der Region zwei Jahre nach dem Hamas-Massaker dennoch nicht.
Es sind scharfe Worte, mit denen arabische Staatsoberhäupter seit zwei Jahren die israelische Kriegsführung in Gaza verurteilen. Die internationale Gemeinschaft dürfe sich nicht länger der Illusion hingeben, dass die aktuelle israelische Regierung ein Partner für Frieden sei, sagte der jordanische König Abdullah in seiner Rede auf der UN-Generalversammlung im September.
Die Regierung von Benjamin Netanjahu zerstöre die Grundlagen, auf denen Frieden beruhen könnte, und begrabe die Idee eines palästinensischen Staates, so Abdullah. Der ägyptische Präsident Abdelfattah al-Sissi bezeichnete Israel in einem Zeitungsinterview kürzlich sogar als Feind.
Friedensverträge mit Israel stehen
Dennoch, am 1979 zwischen Israel und Ägypten geschlossenen Friedensvertrag rüttelt die Regierung in Kairo nicht. Ihre Argumentation: Es sei Israel, das den Frieden in der Region gefährde, Ägypten setze sich als Vermittler unermüdlich dafür ein. Auch die Monarchie in Jordanien denkt nicht daran, ihren Friedensvertrag mit Israel zu kündigen.
Sowohl für Jordanien als auch Ägypten gilt: Sie sind massiv von Finanz- und Militärhilfen aus den USA abhängig. Scharfe Maßnahmen gegenüber Israel, so fürchten die Regierungen in Amman und Kairo, könnten eine Bestrafung aus Washington nach sich ziehen.
An der Seite von Ägypten und den USA hatte das Emirat Katar bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas vermittelt - bis Anfang September die Hauptstadt Doha selbst zum Ziel eines israelischen Angriffs wurde. "Dabei wurde nicht nur das Völkerrecht verletzt, sondern auch jeder ethische Maßstab", empörte sich Katars Premierminister. Im Staat des Vermittlers wurden die Verhandlungsführer der einen von den Raketen der anderen Verhandlungspartei angegriffen. Eine telefonische Entschuldigung des israelischen Premierministers Netanjahu und sein Versprechen, Katar nicht wieder anzugreifen, haben die Wogen etwas geglättet.
Emirate mit wohl besten Beziehungen zu Israel
In diesen Tagen vermittelt Katar wieder bei den Verhandlungen in Ägypten über eine mögliche Freilassung der Geiseln durch die Hamas und einen Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen.
Die möglicherweise besten Kontakte zur israelischen Regierung pflegen aber die Vereinigten Arabischen Emirate. Die beiden Staaten hatten 2020 im Rahmen der sogenannten Abraham-Abkommen Beziehungen miteinander aufgenommen.
In den letzten Wochen wurde aber auch die Kritik aus den Emiraten schärfer - als Reaktion auf Äußerungen israelischer Minister, nicht nur den Gazastreifen sondern auch das Westjordanland annektieren zu wollen. "Eine Annexion palästinensischer Gebiete würde nicht nur die Tür für Frieden schließen, es wäre ein Verrat am Geist der Abraham-Abkommen", so die Vertreterin der Emirate bei den Vereinten Nationen.
Saudi-Arabien wirft Israel Völkermord vor
Vor dem Massaker der Hamas vor zwei Jahren schien auch eine Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Israel nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Doch die Kritik aus Saudi-Arabien an der israelischen Kriegsführung in Gaza wurde immer schärfer. Kronprinz Muhammad bin Salman warf Israel mehrfach vor, einen Völkermord an den Palästinensern zu verüben.
Sollten US-Präsident Donald Trumps jüngste Vorschläge für ein Ende des Gaza-Kriegs umgesetzt werden, könnten Pläne für eine saudisch-israelische Annäherung wieder Fahrt aufnehmen, sagen Experten.
Die arabischen Staaten signalisierten schnell Unterstützung für Trumps Plan. Auch weil er aus ihrer Sicht wesentliche Punkte enthält: Eine Annexion des Gazastreifens wird eindeutig abgelehnt, ebenso wie Pläne für die Vertreibung von Palästinensern in die Nachbarstaaten Ägypten und Jordanien.
Entspannt sich die Beziehung zum Libanon?
Gesandte Trumps hatten öffentlich schon darüber gesprochen, dass noch zwei weitere Nachbarstaaten Israels Beziehungen zu Israel aufnehmen könnten: Syrien und Libanon.
Offiziell befindet sich der Libanon seit Israels Staatsgründung 1948 im Krieg mit dem Nachbarland. Nach dem 7. Oktober 2023 lieferten sich die libanesische Schiitenmiliz und Israel einen Parallelkrieg. Israel tötete dabei nicht nur Hassan Nasrallah, den langjährigen Anführer, sondern fast die gesamte Führungsriege der Hisbollah.
Seit etwas mehr als acht Monaten gilt ein Waffenstillstand. Allerdings greift die israelische Luftwaffe weiterhin mit Drohnen und Raketen Ziele im Nachbarland an - in den letzten Wochen täglich.
Sonderfall Syrien
Einen Sonderfall stellen die syrisch-israelischen Beziehungen dar. Sie sind weniger vom Krieg in Gaza beeinflusst als mehr vom Sturz des Assad-Regimes in Damaskus. Seither hat Israel mehrfach militärisch in Syrien eingegriffen. Israel versuche die Unsicherheit der Übergangsphase auszunutzen, kritisierte der islamistische Machthaber Ahmed al-Scharaa in seiner Rede auf der UN-Generalversammlung.
Gleich im nächsten Atemzug streckte er dem Nachbarland aber die Hand aus: Seine Regierung strebe keinen Konflikt mit Israel an, sondern setze auf Dialog und Diplomatie.
In zwei Kriegsjahren hat Israel viele in der arabischen Welt gegen sich aufgebracht, in den Bevölkerungen sowie in den Regierungen. Völlig isoliert ist das Land jedoch nicht.
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