In Erinnerung an die Liebsten
In Israel wird der Opfer des Hamas-Überfalls gedacht - im Stillen, denn es ist Feiertag. Viele Familien sind an die Schauplätze der Angriffe gekommen, um an ihre Angehörigen zu erinnern.
Noch einmal schallt Technomusik durch den Eukalyptuswald auf dem Gelände wenige hundert Meter vom Gazastreifen entfernt, wo am 7. Oktober 2023 Tausende junge Menschen das Nova-Musikfestival feierten und wo die Hamas ihren Angriff begann. Um 6:29 Uhr verstummt die Musik, Raketen fliegen.
Die Familien der Opfer sind am zweiten Jahrestag zurückgekehrt mit Lautsprechern. Stellen den Moment nach, schweigen, weinen, erinnern sich an das grausame Massaker, bei dem allein hier in Reeim mehr als 360 Menschen starben.
"Für mich ist das wie ein schlechter Film"
Auch Naomi Abir ist gekommen, sie hat ihren Sohn Lotan verloren, der sich mit einem Freund unter einem Auto versteckte und erschossen wurde. "Für mich ist das wie ein schlechter Film, dessen Ende ich nicht akzeptieren will", sagt sie. Sie stelle sich vor, dass sie hier irgendwo noch seien.
"Die, die hier waren, waren so glücklich. Wie Engel. Die Terroristen haben einfach alle guten Engel getötet. Ich stelle mir vor, dass wir wie diese guten Seelen sein müssen, um die Welt besser zu machen, sodass wir etwas an der Situation verändern." Ihr jüngster Sohn wurde gerade mal 24 Jahre alt.
Abir erzählt weiter: "Ich möchte, dass die Menschen in seine Augen schauen. Sehen Sie, sie sind wie Sterne. Wissen Sie: Das Schlimmste ist, dass die Leute in der Welt nicht glauben, dass das wirklich passiert ist."
Sie befestigt das Bild eines lächelnden jungen Mannes mit strahlenden Augen an einer weißen Laubhütte. Die haben die Familien der Getöteten hier während des Sukkot-Festes neben dem Schilderwald aufgestellt, der die Bilder der Opfer zeigt.
Gedenken unter strengen Regeln
Obwohl in Israel Feiertag ist und strenge Regeln gelten, finden dennoch einige Gedenkzeremonien statt. Im Kibbuz Kfar Aza wird die israelische Fahne auf Halbmast gesetzt. Die Bewohner, von denen viele nur heute zur Zeremonie zurückgekehrt sind, haben sich versammelt, um der mehr als 60 Ermordeten zu gedenken. Und der 19 Entführten, von denen noch immer einige im Gazastreifen sind. Die israelische Nationalhymne erklingt.
Hatikva Rachel Stellmann leitete an jenem 7. Oktober das Notfallteam im Kibbuz. Sie überlebte 36 Stunden im Bunker, koordinierte Nachrichten per Handy, um andere vor den Terroristen zu warnen.
"Wir tragen alle unsere Narben, unsere Seele schmerzt. Wer sagt, Zeit heilt die Wunden, dem sage ich, das stimmt nicht. Wir alle waren für eine Koexistenz mit den Palästinensern in Gaza, das war unsere Vision. Aber jetzt haben wir unsere Zweifel. Wir sind uns nicht mehr sicher, dass wir auf der anderen Seite einen Partner haben und das ist schade", sagt Stellmann.
Kein Gedanke an die Zukunft
Zurück auf dem Nova-Festivalgelände: 15 Autominuten entfernt hat sich der zentrale Platz mit Familien gefüllt. Manche picknicken, hören noch einmal die Musik des Festivals, sitzen vor den Bildern ihrer getöteten Lieben.
Yoram Yehudias Sohn starb in einem Müllcontainer auf dem Nova-Festival, in dem er sich mit anderen versteckt hatte. Ein Terrorist fand sie nach Stunden und erschoss sie.
An die Zukunft kann auch er zumindest jetzt noch nicht denken. "Ich denke, wir werden damit anfangen an dem Tag, an dem alle Geiseln zurück sind. Alle. Wenn nur einer zurückbleibt, können wir nicht weitermachen."
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