Trump gibt Einigung bei Gaza-Gesprächen bekannt
Zwei Jahre nach Beginn des Gaza-Kriegs haben sich Israel und die Hamas auf die Umsetzung der ersten Phase eines Friedensplans geeinigt. Dies hatte zunächst US-Präsident Trump verkündet. Kurz darauf bestätigte die Hamas die Einigung.
Israel und die radikalislamische Hamas haben nach Angaben von US-Präsident Donald Trump der ersten Phase eines von den USA vorgeschlagenen Abkommens für den Gazastreifen zugestimmt. Damit ist zwei Jahre nach dem Beginn des Gaza-Kriegs ein Durchbruch gelungen.

Anna Osius, ARD Kairo, zu Einzelheiten der Gaza-Verhandlungsergebnisse
Morgenmagazin, Das Erste, 09.10.2025 06:00 Uhr"Dies bedeutet, dass sehr bald alle Geiseln freigelassen werden und Israel seine Truppen auf eine vereinbarte Linie zurückziehen wird, als erste Schritte zu einem starken, dauerhaften und ewigen Frieden", teilte Trump nach indirekten Verhandlungen der Konfliktparteien in Ägypten auf seiner Plattform Truth Social mit. "Alle Parteien werden fair behandelt."
Hamas bestätigt Einigung
Kurz darauf teilte die Hamas mit, sie habe einer Einigung zur Beendigung des Kriegs im Gazastreifen zugestimmt. Grundlage seien Gespräche über einen Vorschlag des US-Präsidenten.
Die Vereinbarung sehe ein Ende der Kampfhandlungen in Gaza, einen Rückzug des israelischen Militärs, Zugang für Hilfsgüter und einen Austausch von Geiseln und Häftlingen vor, hieß es in einer Mitteilung der Terrororganisation. Die Hamas forderte Trump und die Garantiemächte auf, sicherzustellen, dass Israel die Waffenruhe vollständig umsetze, hieß es in der Erklärung weiter.
Die Behörden im Gazastreifen forderten die Bewohner indessen auf, vorsichtig zu bleiben und Bewegungen zu vermeiden, bis eine offizielle palästinensische Ankündigung eine Waffenruhe bestätige. Sie warnten vor möglichen israelischen Verstößen.
Geiseln sollen frei kommen
Trumps Friedensplan sieht vor, dass alle israelischen und ausländischen Geiseln in der Gewalt der Hamas und anderer Terrororganisationen freikommen. Im Gegenzug dafür soll Israel rund 250 zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Häftlinge freilassen sowie etwa 1.700 nach dem 7. Oktober 2023 Inhaftierte.
Im Gazastreifen befinden sich noch 48 Geiseln, von denen nach israelischen Informationen noch 20 am Leben sind. Zuvor freigelassene Geiseln haben von Folter und schweren Misshandlungen berichtet. In von Terrororganisationen veröffentlichten Videos waren Geiseln zuletzt auch stark abgemagert zu sehen.

Christian Limpert, ARD Tel Aviv, zu Reaktionen in Israel auf das Gaza-Abkommen
Morgenmagazin, Das Erste, 09.10.2025 07:00 UhrErleichterung in Israel
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte kurz danach an, er werde noch am heutigen Donnerstag seine Regierung einberufen, um die Vereinbarung zu billigen. Kurz zuvor hatte Netanjahu erleichtert auf die angekündigte Freilassung der Geiseln reagiert. "Mit Gottes Hilfe werden wir sie alle nach Hause bringen", schrieb der Regierungschef auf der Plattform X. Israels Oppositionsführer Jair Lapid schrieb ebenfalls auf X: "Wir warten mit angehaltenem Atem auf unsere Kinder." Er danke Trump.
Netanjahu und Trump bezeichneten die Übereinkunft in einem Telefonat als eine historische Errungenschaft. Beide hätten einander zu der Einigung beglückwünscht, teilte Netanjahus Büro mit. Netanjahu dankte Trump den Angaben zufolge für seine "Bemühungen und globale Führerschaft" und habe ihn eingeladen, eine Rede vor dem israelischen Parlament zu halten. Trump habe Netanjahu wiederum für dessen "entschlossene Führerschaft und Tatkraft" gelobt.
Die Familien der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln begrüßten den Durchbruch. "Das ist ein wichtiger und bedeutender Schritt auf dem Weg, alle nach Hause zu bringen, aber unser Kampf ist noch nicht vorbei und wird erst enden, wenn die letzte Geisel zurückgekehrt ist", hieß es in einer Mitteilung des Forums der Geisel-Familien. Sie hätten die Nachricht von der Einigung auf die erste Phase des US-Friedensplans mit einer "Mischung aus Aufregung, Vorfreude und Besorgnis" aufgenommen.
UN-Generalsekretär begrüßt Einigung
Auch UN-Generalsekretär António Guterres hat die Einigung zwischen Israel und der Hamas begrüßt. Es sei ein dringend benötigter Durchbruch erzielt worden, erklärte Guterres. Die Vereinten Nationen seien bereit, einen Beitrag zur vollständigen Umsetzung der Vereinbarung zu leisten. Zuvor hatte ein UN-Sprecher angekündigt, im Falle einer Einigung bei den indirekten Gesprächen die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen zu forcieren, die an den Grenzen Jordaniens und Ägyptens lagerten.
Guterres mahnte die Konfliktparteien, sich in vollem Umfang an die Bedingungen der Vereinbarung zu halten. Alle Akteure sollten diese bedeutsame Chance nutzen, einen "glaubwürdigen politischen Pfad zu einem Ende der Besatzung zu ebnen, das Recht auf Selbstbestimmung des palästinensischen Volkes anzuerkennen, und eine Zweistaatenlösung zu erreichen, die es Israelis und Palästinensern ermöglicht, in Frieden und Sicherheit zu leben", betonte er.
Verhandlungen in Ägypten
Auch Katar als vermittelnder Staat hat die Einigung bestätigt. Die Einigung umfasse "alle Bestimmungen und Umsetzungsmechanismen der ersten Phase des Gaza-Waffenruheabkommens", das zur Beendigung des Kriegs, zur Freilassung israelischer Geiseln und palästinensischer Gefangener und Bereitstellung von Hilfsgütern führen werde, erklärte ein katarischer Außenamtssprecher.
Trump dankte den Vermittlerländern Katar, Ägypten und Türkei. Im ägyptischen Scharm el Scheich hatten indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über den von Trump vorgestellten Friedensplan stattgefunden.
Die Verhandlungen hatten am Montag mit dem Ziel begonnen, den seit zwei Jahren laufenden Gaza-Krieg schrittweise zu einem Ende zu führen. Unter anderem der US-Sondergesandte Steve Witkoff, Israels Minister Ron Dermer und Chalil al-Haja, der höchste Vertreter der Hamas im Ausland, waren dafür nach Scharm el Scheich gereist. In der Vergangenheit waren Versuche, den Gaza-Krieg zu beenden, mehrfach gescheitert.
20-Punkte-Plan soll Krieg beenden
Trump hatte seinen 20 Punkte umfassenden Plan kürzlich in Washington vorgestellt. Netanjahu akzeptierte ihn eigenen Angaben zufolge.
Die Hamas stimmte kurze Zeit später Teilen davon zu, äußerte sich aber zu wichtigen Fragen wie ihrer Entwaffnung zunächst nicht. Sie pochte zudem auf Verhandlungen zu Einzelheiten des US-Plans.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas begann vor zwei Jahren. Auslöser war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terrororganisationen auf Israel am 7. Oktober 2023. Rund 1.200 Menschen wurden dabei getötet und mehr als 250 als Geiseln nach Gaza verschleppt. Seither kamen laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn mehr als 67.000 Palästinenser ums Leben.
Anna Osius, ARD Kairo, tagesschau, 09.10.2025 04:00 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke