Die Stimmen der Exil-Portugiesen machen den Unterschied: Nach der Parlamentswahl verschieben sich die Machtverhältnisse weiter. Konservative und Rechtspopulisten erhalten nun zwei Sitze mehr.

Die rechtspopulistische Partei Chega kann ihre Macht im portugiesischen Parlament ausbauen und ist nun allein die größte Oppositionskraft. Rund eineinhalb Wochen nach der vorgezogenen Parlamentswahl erhält Chega nach Auszählung der Auslandsstimmen zwei weitere Mandate und kommt damit auf insgesamt 60 Sitze, wie die nationale Wahlbehörde mitteilte. Im Ausland ist Chega mit mehr als 26 Prozent der Stimmen die stärkste Kraft.

Auch das konservative Bündnis Demokratische Allianz (AD) von Ministerpräsident Luís Montenegro erhält zwei weitere Sitze. Die AD verbesserte sich damit im Vergleich zur Abstimmung von März 2024 von 80 auf 91 Sitze, verpasste aber die absolute Mehrheit von mindestens 116 Sitzen erneut deutlich.

Bisher hatten Chega ("Es reicht") um Parteichef André Ventura und die Sozialistische Partei (PS) mit jeweils 58 Abgeordneten gleichauf auf Platz zwei gelegen. Die PS konnte sich durch die Auszählung der Stimmen der Auslandsportugiesen nicht verbessern - die langjährige Regierungspartei hatte ihr schlechtestes Ergebnis seit Jahrzehnten eingefahren.

Wahlsieger Montenegro vor schwieriger Regierungsbildung

Angesichts der verfehlten absoluten Mehrheit von 116 Sitzen wird Montenegro wieder gezwungen sein, eine Minderheitsregierung zu bilden oder mit weiteren Parteien über eine Koalition zu verhandeln - wie etwa mit der Liberalen Initiative (IL), die auf Rang vier landete und neun Sitze errang. 

Montenegro will weder mit der PS noch mit Chega eine Koalition bilden. Es wird trotzdem erwartet, dass Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa ihn bald erneut zum Regierungschef ernennt. Anschließend muss der 52-Jährige dem Parlament sein Regierungsprogramm zur Abstimmung vorlegen.

Ministerpräsident hatte Neuwahl herbeigeführt

Der Aufstieg der Rechtspopulisten in Portugal verlief rasant. Nach der Gründung vor sechs Jahren war Chega 2019 zunächst nur mit einem Abgeordneten im Parlament vertreten, das war Parteichef Ventura. Bald werde man auch die Regierung stellen, rief der 42-jährige Rechtsprofessor nach der jüngsten Wahl am 18. Mai.

Die dritte Parlamentsneuwahl seit 2022 war nötig geworden, weil Montenegro eine von ihm selbst gestellte Vertrauensfrage im März deutlich verloren hatte. Seitdem hat Portugal nur eine geschäftsführende Regierung mit begrenzten Befugnissen.

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