Südkorea will einen Neuanfang
Viele Wahlberechtige waren zwar nicht überzeugt von der Auswahl: Einerseits der Konservative, Kim Moon Soo, der sich nicht richtig davon distanzieren wollte, dass der letzte Präsident das Land versucht hat, zurück in eine Militärdiktatur zu katapultieren. Und auf der anderen Seite in der Person von Lee Jae-myung ein konfrontativer, liberaler Populist, der sich mit mehreren Gerichtsverfahren rumschlagen muss.
Zweiterer unterlag 2022 noch knapp im Präsidentschaftsrennen. Heute sahen in ihm viele das kleinere Übel. Respektive wählten sie den Kandidaten, der in ihren Augen die Demokratie hochhalten wird. Das war vielen wichtig, entsprechend die hohe Wahlbeteiligung von nahezu achtzig Prozent.
Kriegsrecht wirft seine Schatten
Dies, obwohl die Konservativen versuchten, Lee Jae-myung als potenziell gefährlichen Diktator zu brandmarken. Ein Schreckensbild, das vor allem darauf basiert, dass Lee nun mit einer komfortablen Parlamentsmehrheit im Rücken regieren kann und so einfacher seine Gesetzesänderungen durchs Parlament bringen wird.
Gleichzeitig brachte es der konservative Kandidat Kim Moon-su nicht übers Herz, zum abgesetzten Präsidenten, der mit seinem verfassungswidrigen Machtgriff viele verärgerte, auf Distanz zu gehen. Die geplanten politisch motivierten Verhaftungen, die angeordnete Gleichschaltung der Medien, der Versuch, die Justiz zu kontrollierten – Kim hatte nie klargemacht, dass diese Pläne, wie sie das Kriegsrecht vorsah, für ihn durchwegs unakzeptabel waren.
Das wiederum wollten grosse Teile der südkoreanischen Gesellschaft nicht akzeptieren. Insofern war es für den nun gewählten Lee ein einfaches Spiel.
Grosse Herausforderungen
Im Wahlkampf – welcher von persönlichen Angriffen, auch unter der Gürtellinie geprägt war – drängte er seinen Kontrahenten immer wieder in diese Ecke der undemokratischen Fantasien.
Mit Erfolg. Bereits am Mittwoch wird er die Regierungsgeschäfte übernehmen. Weil seine Partei eine komfortable Mehrheit im Parlament hat, wird ihm das Regieren einfacher fallen als seinem Vorgänger. Einfacher aber nicht einfach. Denn wirtschaftlich ist das Land in Schräglage, politisch ist die Gesellschaft tief gespalten und dazu kommen noch aussenpolitische Herausforderungen – auch Südkorea drohen hohe Zölle aus den USA. Lösungen sind gefordert. Südkoreas Stimmbevölkerung hat heute eine neue Regierung beauftragt, diese zu finden.
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