Patient liegt in Angola – Chirurg operiert von Florida aus
Das ist passiert: Der 67-jährige Fernando da Silva wurde letzte Woche im CHDC-Spital in Angolas Hauptstadt Luanda an der Prostata operiert. Die Operation ist gemäss dem örtlichen Klinikleiter «gut verlaufen». Drei Tage nach dem Eingriff konnte da Silva das Spital wieder verlassen.
Tödlichste Krebsart im Subsahara-Afrika: Prostatakrebs ist der häufigste tödliche Krebs bei Männern in Ländern südlich der Sahara. Viele afrikanische Länder haben nur begrenzte Möglichkeiten zur Früherkennung und wenig Zugang zu spezialisierter Chirurgie.
Das Spezielle: Ausführender Chirurg war Vipul Patel vom Global Robotics Institute am Adventhealth Celebration Hospital im US-Bundesstaat Florida. «Der Eingriff fand in einer Entfernung von fast 11’000 Kilometern statt», teilte die Klinik mit. Es sei weltweit die erste Fernbehandlung über eine derart grosse Distanz gewesen. Ausserdem die erste ferngesteuerte Operation in Angola und auf dem afrikanischen Kontinent. Im OP-Saal vor Ort sei ein Team aus Chirurgen, Anästhesisten, Pflegern, Ingenieuren sowie ein Mitglied aus Patels Team gewesen, hiess es.
Die Expertin erklärt: «Der Chirurg sitzt an einer sogenannten Konsole, er oder sie hält Griffe in der Hand, mit denen dann die Operationsinstrumente gesteuert werden können», sagt Barbara Seeliger. Sie ist Chirurgin, arbeitet am Strassburger Universitätsklinikum IHU und hat bereits zu robotergestützter Tele-Chirurgie publiziert. «Dank der Kamera im Patienten drin sieht die operierende Ärztin die Interaktion mit dem Gewebe.»
Die Problematik: Dieses Signal wird an den Bildschirm in der chirurgischen Konsole zurückprojiziert. «Die Laufstrecke ist natürlich sehr kurz, wenn man sich im selben Raum befindet», sagt Seeliger weiter. Wenn allerdings eine Operation über so eine grosse Distanz durchgeführt wird wie beim aktuellen Fall, verzögere sich dieses Signal. Deshalb sind eine gute Internetverbindung und ein stabiles Netzwerk sehr wichtig, wie die Chirurgin erklärt.
Team vor Ort wichtig: Laut Seeliger ist die robotische Chirurgie in den Spitälern gut etabliert. Hingegen sei die robotische Chirurgie über solch grosse Distanzen dies noch nicht. Essenziell sei dabei, dass die Operation unter denselben Sicherheitsstandards verlaufe, wie wenn sie vor Ort stattfinden würde. «Das heisst, es ist ein Teil des Teams vor Ort am Patienten, um eingreifen und die Operation beenden zu können», so Seeliger. Dies für den Fall, dass wegen der Internetverbindung Probleme auftreten sollten, die auch mit einer Back-up-Verbindung nicht in Sekundenschnelle behoben werden könnten.
Wer trägt die Verantwortung bei Fehlern? Seeliger sagt, grundsätzlich sei der operierende Arzt, die operierende Ärztin verantwortlich dafür, was bei der Operation passiert. Natürlich müssten die rechtlichen Rahmenbedingungen erfüllt sein: «Man muss als Chirurgin, als Chirurg im jeweiligen Land die Erlaubnis haben, Operationen durchzuführen. Ich habe beispielsweise die Mitgliedschaft in der Ärztekammer in Deutschland und in Frankreich. Aber ich könnte jetzt nicht einfach nach Angola gehen und sagen, ich operiere hier jemanden.»
Mitarbeit: Tim Eggimann
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