Ein wieder aufgestelltes Denkmal für Sowjet-Diktator Stalin in der Moskauer Metro sorgt für Ärger. Proteste gegen das Relief haben die Behörden verboten - und berufen sich auf Corona-Vorschriften von 2020.

Moskauer Behörden haben nach Angaben der liberalen russischen Oppositionspartei Jabloko Protest gegen ein Stalin-Denkmal an einer Metrostation untersagt - und dies mit Corona-Vorschriften begründet. Mit einer Serie von Mahnwachen wollte die Partei gegen das neu aufgestellte Relief mit dem Titel "Dankbarkeit des Volkes gegenüber dem Führer und Kriegsherrn" protestieren. Die Partei erhielt aber keine Genehmigung, wie sie mitteilte, und veröffentlichte ein Foto eines entsprechenden Dokuments.

"Die Behörden berufen sich nach wie vor auf einen Erlass des Moskauer Bürgermeisters vom 8. Juni 2020, der das früher erlassene Verbot von Massenveranstaltungen wegen der Ausbreitung der Coronavirus-Epidemie erhält", hieß es in der Mitteilung. Jabloko will demnach dagegen klagen und sammelt Unterschriften für die Demontage des Denkmals.

Protest schon bei Einweihung

Mitte Mai wurde an der Station Taganskaja auf der Ringlinie mit der Nummer 5 die Nachbildung eines umstrittenen Reliefs des sowjetischen Diktators Josef Stalin (1879-1953) angebracht. Das Original war Mitte der 1960er-Jahre im Zuge der Abkehr vom Stalinismus abgerissen worden.

Schon bei der Einweihung der Nachbildung warf die Oppositionspartei der Stadt vor, den Willen ihrer Bürger zu missachten. "Die Rückkehr der Symbole des Stalinismus nach Moskau ist eine Verspottung der Geschichte, eine Verhöhnung der Nachkommen der Unterdrückten und eine Schande für Moskau", sagte Maxim Kruglow von Jabloko damals.

Der russische Machtapparat sieht sich immer wieder auch bei Historikern in der Kritik, Stalin von seinen Verbrechen - darunter Massenmorde und politische Repressionen - reinzuwaschen. Kritische Medien und die Opposition hat der Kreml weitgehend ausgeschaltet. Aktiv sind im Land allenfalls noch Reste einer liberalen Opposition. Im russischen Parlament, der Staatsduma, ist Jabloko seit 2007 nicht mehr, aber zumindest auf lokaler Ebene ist die liberale Oppositionspartei noch vertreten.

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