Für womöglich Hunderte Frauen verwandelte sich am Samstag eine ausgelassene Party in einen Horrortrip: An der frankreichweiten «Fête de la Musique» tanzten sie vor Konzertbühnen oder mischten sich unter die Leute auf den Strassen. Plötzlich wurden sie von Unbekannten mit einer Spritze gestochen.

Laut dem Innenministerium in Paris wandten sich bislang rund 140 Betroffene an die Polizei. Da sich kaum alle Opfer bei den Behörden meldeten, dürfte die Dunkelziffer der Fälle ungleich höher sein.

Legende: In einigen Städten häuften sich die Angriffe laut der Zeitung «Le Parisien», etwa in Paris (im Bild), Metz, Limoges und Reims. Die Stiche erfolgten zumeist in das Gesäss oder einen Arm. Getty Images/Anadolu/Luc Auffret

Mehrere Frauen mussten medizinisch behandelt werden. Zwar klagten einige Betroffene über Unwohlsein, es befand sich laut Polizeiangaben aber niemand in Lebensgefahr.

Bei einigen Frauen wurden bei der Untersuchung keine Einstichspuren gefunden. «Es scheint, dass es auch Fehlalarme gibt», teilte ein Sprecher des Innenministeriums mit.

Aufrufe zu Attacken im Internet

Vorausgegangen waren den Attacken Aufrufe in den sozialen Medien, bei dem Musikfest «Frauen anzugreifen und zu stechen». Teils geschahen Angriffe mit Spritzen, aber auch mit Nadeln. Beängstigend: Was in den Spritzen war, ist noch immer nicht bekannt.

«Die Ergebnisse der Blutproben stehen noch aus», berichtet SRF-Korrespondentin Zoe Geissler aus Paris. Unklar ist somit weiter, ob die Spritzen möglicherweise Drogen oder gefährliche Substanzen enthielten oder ob die Frauen mit leeren Spritzen gestochen wurden.

Legende: Sollten etwa K.-o.-Tropfen verabreicht worden sein, wäre dies schwer nachzuweisen. Denn die Substanzen werden innert weniger Stunden vom Körper ausgeschieden, sodass Blut- und Urinproben negativ ausfallen. Getty Images/Kiran Ridley

«Egal, ob es sich um eine Injektion handelte oder nicht: In vielen Fällen dürfte eine potenziell gefährliche Handlung stattgefunden haben, nämlich eine Stichverletzung», sagt Geissler. Dazu komme die psychische Belastung bei den Opfern.

Zur Täterschaft ist bisher wenig bekannt. Laut den Ermittlungsbehörden wurden bisher 14 ausschliesslich männliche Verdächtige im Alter von 19 bis 44 Jahren festgenommen. Laut Polizeiangaben dürfte es sich dabei aber nicht um ein Netzwerk gehandelt haben.

«Needle Spiking» ist europaweites Phänomen

Schon vor einigen Jahren hatte es mysteriöse Spritzen- und Nadelattacken auf Frauen in Frankreich und in anderen Ländern gegeben, ohne dass die Hintergründe letztendlich geklärt wurden.

Zu Fällen von «Needle Spiking» an Festivals und in Clubs kam es 2022 zunächst in Grossbritannien. Im selben Jahr erstatteten in Spanien Dutzende Frauen Anzeige, nachdem sie auf Musikfestivals oder in Bars und Tanzclubs attackiert worden waren und in Folge über Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel klagten.

Ab Anfang des Sommers wurden auch in Frankreich Hunderte Fälle gemeldet, weitere folgten in Deutschland. Auch an der Street Parade in Zürich meldeten sich damals mehrere Personen, die Opfer der Spritzenattacken geworden waren.

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