Thailand macht Grenze dicht - mit Folgen
Gestrandete Touristen und verzweifelte Geschäftsleute: Nachdem Thailand die Grenze zu Kambodscha fast vollständig geschlossen hat, müssen viele Menschen ihre Pläne ändern. Was sind die Hintergründe der Grenzschließung?
Hunderte Menschen stehen vor dem Checkpoint "Ban Khlong Luek" an der Grenze zwischen Thailand und Kambodscha. Dieser Grenzübergang ist der wichtigste und wird am meisten genutzt.
Eine Frau diskutiert mit einem Polizisten, sie wirkt nervös, der Polizist nickt verständnisvoll. Aber da ist nichts zu machen: Die Grenze ist dicht - blockiert von einer Reihe von Polizisten. Für viele ist die Grenzschließung ein Problem.
Lim Intrachit, eine 43-jährige Thailänderin, wollte nach Kambodscha reisen, um Kleidung zu verkaufen. Der Nachrichtenagentur AFP sagt sie: "Normalerweise schlafe ich auf der thailändischen Seite und versuche, jede Woche nach Kambodscha zurückzukehren." Das ist nun nicht mehr möglich. Auch der 32-jährige Chanta Wo ist frustriert, weil er nicht mehr die Grenze überqueren kann. Seine Schwiegermutter sei gestorben, erzählt er. "Deshalb müssen wir drüben im kambodschanischen Tempel Opfergaben machen."
Medizinische Gründe gelten als Ausnahme
Die thailändische Regierung hat die Grenze zu Kambodscha fast vollständig geschlossen. Ausgenommen von den Regelungen seien Studierende, Schüler und Menschen, die aus medizinischen Gründen die Grenze überqueren müssen.
Auch am Grenzübergang "Ban Khlong Luek" ist auf Videos zu sehen, wie das Militär kambodschanische Schülerinnen und Schüler über eine Brücke auf die thailändische Seite eskortiert.

Eine schwangere Frau wird am Grenzübergang "Ban Khlong Luek" auf einer Liege transportiert. Wenn es medizinische Gründe gibt, darf die Grenze weiterhin passiert werden.
Kambodscha will Importe stoppen
Thailand reagiert mit der fast vollständigen Grenzschließung auf einen von Kambodscha angekündigten Importstopp bestimmter Produkte aus Thailand. Dabei geht es um Gas und Treibstoff. Auch die Einfuhr von thailändischem Obst und Gemüse ist mittlerweile verboten. Thailändische Serien oder Filme dürfen nicht mehr ausgestrahlt werden.
Die Händler in der Grenzregion leiden unter den Streitigkeiten zwischen den beiden Ländern. Eine Verkäuferin von Früchten auf der kambodschanischen Seite sagt gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: "Früher waren viele Menschen hier. Seit die Grenze geschlossen ist, ist es ruhig geworden."
Und ein Verkäufer von Meeresfrüchten äußert sich diplomatisch: "Ich appelliere an Kambodscha und Thailand, sich wieder miteinander zu vertragen - zum Wohle aller."
Warnung an Reisende aus Deutschland
Das Auswärtige Amt fordert Reisende aus Deutschland auf, die Grenzregion nach Möglichkeit zu meiden. Hier kam es jüngst zu Auseinandersetzungen zwischen Soldaten beider Staaten, bei denen es ein Todesopfer gab.
Seit Jahrzehnten gibt es insbesondere wegen einer jahrhundertealten Tempelanlage in der Nähe der Grenze Streitigkeiten zwischen Kambodscha und Thailand. Die aktuelle Grenzschließung kann aber auch als Versuch der thailändischen Premierministerin Paetongtarn Shinawatra gesehen werden, ihr politisches Überleben zu sichern. Von Nationalisten wird ihr vorgeworfen, im Streit mit Kambodscha Thailand schwach aussehen zu lassen.
Zuletzt wurde ein Telefonat zwischen ihr und einem hochrangigen Politiker Kambodschas öffentlich, in dem sie ihrem Gesprächspartner schmeichelte und einen thailändischen Armeechef kritisierte. Das führte zur einer schweren Regierungskrise. In der kommenden Woche soll ein Misstrauensantrag gegen die Premierministerin gestellt werden.
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