Festnahmen und Verletzte nach Demonstration in Belgrad
In der serbischen Hauptstadt Belgrad haben erneut Zehntausende Menschen für vorgezogene Parlamentswahlen demonstriert. Im Anschluss kam es zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten.
In der serbischen Hauptstadt Belgrad ist es am Samstagabend bei erneuten Protesten gegen die Regierung zu Zusammenstößen der Polizei mit Demonstranten gekommen.
Nachdem die Demonstration gegen 22.00 Uhr beendet war, warfen einige Demonstranten, die sich den Anhängern von Präsident Aleksandar Vucic entgegenstellen wollten, Leuchtraketen auf die Polizei. Einsatzkräfte trieben die Demonstranten mit Pfefferspray auseinander.
Die Polizei nahm mehrere Dutzend Demonstranten fest, während sechs Polizisten bei Zusammenstößen verletzt wurden, sagte Polizeidirektor Dragan Vasiljevic auf einer Pressekonferenz. Ob Demonstranten verletzt wurden, ist noch nicht bekannt.
Vucic macht "ausländische Mächte" verantwortlich
Vucic-Anhänger aus dem ganzen Land hatten sich zu einem Gegenprotest versammelt, deswegen war die Polizei mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften im Bereich der Regierungsgebäude, des Parlaments und rund um den Park im Einsatz.
Vucic erklärte, dass nicht näher bezeichnete "ausländische Mächte" hinter den Protesten stünden. Er sagte, die Polizei solle sich zurückhalten und warnte, dass Gewalt nicht geduldet werde. "Das Land wird verteidigt werden, und die Schläger werden vor Gericht gestellt", sagte er vor Reportern in Belgrad.
Schweigeminute für Opfer von Novi Sad
Zunächst hatte am Abend erneut Zehntausende gegen Präsident Vucic und dessen Regierung protestiert. Zu der Massenkundgebung waren Menschen aus dem ganzen Land angereist.
Nach Angaben der Organisation Archiv öffentlicher Versammlungen, die die Größe von Protestkundgebung in Serbien schätzt, versammelten sich rund 140.000 Menschen auf dem Slavija-Platz in Belgrad. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich lediglich 36.000 Menschen an der Demonstration.
Die Demonstranten schwenkten die Europa- und serbische Landesflaggen. Viele hielten Schilder mit dem Namen ihrer Heimatstadt hoch. Zu Beginn sangen sie die Nationalhymne. Für die Opfer des tödlichen Bahnhofdach-Einsturzes von Novi Sad im vergangenen November gab es eine 16-minütige Schweigeminute.

Zehntausende Menschen hatten am Samstag in Belgrad erneut gegen die Regierung von Präsident Vucic demonstriert.
Ultimatum der Studenten
Der Protest am St. Veitstag (Vidovdan) hatte angesichts des wichtigen Gedenk- und Feiertags für Serbien besondere Symbolik. Darüber hinaus hatten die Studenten Präsident Vucic ein Ultimatum gestellt: Er solle am Samstag bis 21 Uhr vorgezogene Parlamentswahlen in die Wege leiten, sonst wolle die Studentenbewegung zu "zivilem Ungehorsam" aufrufen.
Die Redner betonten, dass die Regierung unter Vucic abgewirtschaftet habe. Die Bevölkerung habe ein Recht darauf, auf demokratischem Weg eine neue Führung zu bestimmen. Doch bereits am Vortag hatte der Staatschef erklärt, den Forderungen nicht nachkommen zu wollen.
Demos gegen Korruption und Regierung
Seit sieben Monaten blockieren Studenten in Serbien Fakultäten und organisierten wiederholt Massendemos. Als Auslöser gilt das Unglück im Bahnhof von Novi Sad, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen. Zunächst ging es um die Unglücksursache, später richteten sich die vor allem von Studenten getragenen Kundgebungen gegen die Regierung und die weit verbreitete Korruption im Land. Inzwischen werden bei den Protesten Neuwahlen gefordert. Laut Vucic finden die nächsten Parlamentswahlen frühestens Ende 2026 statt.
Vucic bestimmt seit 2012 in wechselnden Funktionen die Geschicke des Landes. Er kontrolliert die Medien sowie Justiz und Polizei. Oppositionelle werden von den Medien diffamiert, von staatlichen Institutionen eingeschüchtert und von Schlägertrupps tätlich angegriffen. Zuletzt erhöhte Vucic den Druck auf die Protestbewegung. Akteure und Sympathisanten wurden unter fadenscheinigen Vorwänden festgenommen, Universitätsmitarbeitern wurden die Gehälter drastisch gekürzt.
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