Transgender in Thailand: bunt gefeiert, rechtlich vergessen
Bunte Fahnen und Plakate hängen im Büro der «Thai Transgender Alliance». Direktorin Rati Taesombat stellt sich mit dem Spitznamen Note vor. Ihre Organisation freut sich über die «Ehe für alle», die seit diesem Jahr in Thailand möglich ist.
Beim Gesetz zur Eheöffnung seien sich alle einig: Liebe sei etwas Schönes – mit Romantik würden sich viele identifizieren. Gehe es aber darum, dass Menschen ihren Geschlechtseintrag ändern können, sehe es ganz anders aus.
«Kriminelle könnten Identität verschleiern»
Die thailändische Gesellschaft habe noch immer Angst, sagt Note. Angst davor, dass man mit der Änderung des Geschlechtseintrags jemanden böswillig täuschen könne. Oder gesuchte Kriminelle ihre Identität verschleiern könnten.

Gegen solche Vorwürfe und Vorurteile kämpfen Note und ihre Mitstreiterinnen. Denn: Die fehlende Anerkennung hat konkrete Folgen im Alltag. Zum Beispiel bei Flugreisen, wenn das im Pass eingetragene Geschlecht nicht mit dem Erscheinungsbild übereinstimmt und sich Note erklären muss.
Auch in staatlichen Spitälern werde sie weiterhin auf Männerstationen eingewiesen. Besonders absurd: Als sie sich einer Brustvergrösserung unterzog, sei ihre Patientenkarte mit den medizinischen Informationen auf «Herr» ausgestellt gewesen. Sie galt im Spital, in dem sie die geschlechtsangleichenden Operationen hatte, noch immer als Mann.
Westliche Klischees
Es ist ein Bild, das so gar nicht zur Vorstellung vom «transfreundlichen» Thailand passt. Die Transaktivistin Hua Boonyapisomparn spricht von westlichen Klischees.
Viele Aussenstehende glaubten, dass Transmenschen in Thailand völlig akzeptiert seien, so Hua. «Wer aber genauer hinschaut, sieht: Die Beschäftigungsquote ist sehr tief, viele finden keinen Job, der ihrer Ausbildung entspricht.»

Deshalb arbeiteten viele in stereotypen Berufen, zum Beispiel in Kabarettshows oder in Salons. Sie könnten viel mehr erreichen, sagt Hua, wenn sie dieselben Chancen hätten wie die restliche Bevölkerung.
Noch konkreter wird der Abgeordnete Tunyawaj Kamolwongwat von der progressiven Oppositionspartei People's Party: «Wenn sie zu Sexarbeiterinnen werden, tun das die meisten nicht freiwillig. Sie wählen diesen Job, weil sie keinen anderen Ausweg sehen», so der Politiker.
Kleine Fortschritte machen Hoffnung
Tunyawaj hat sich bereits erfolgreich für die Eheöffnung starkgemacht. Sein Gesetzesentwurf für die rechtliche Anerkennung von Transmenschen wurde jedoch im Parlament abgelehnt. Er hat einen neuen Entwurf ausgearbeitet. Bis die Gesetze geändert seien, könnten Jahre vergehen, sagt Tunyawaj.

Immerhin: Die Lobbyarbeit der Aktivistinnen ist nicht umsonst. So hat die thailändische Regierung dieses Jahr ein Budget für eine geschlechtsangleichende Hormonabgabe genehmigt. Umgerechnet rund dreieinhalb Millionen Franken will sie dafür investieren. Transaktivistin Hua hat dafür lobbyiert und freut sich über den Erfolg.
Hoffnung mache ihr ausserdem, dass es eine Reihe von Staaten gebe, in denen Transmenschen rechtlich bessergestellt seien. Thailand habe noch viel Arbeit vor sich. Besonders, wenn der Staat von sich behaupte, alle Bürgerinnen und Bürger hätten dieselben Rechte.
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