Ein kanadisches Unternehmen will große Mengen Öl und Gas vor der polnischen Ostseeküste entdeckt haben. Sollten sich die Schätzungen bestätigen, wäre es ein Rekord-Vorkommen.

Die große Meldung kam in einer kleinen Pressemitteilung. 2.715 Meter habe man sich in die Tiefe gebohrt, östlich der polnischen Ostseeinsel Wolin, teilte das kanadische Unternehmen CEP mit. Und da sei man fündig geworden: Erdöl, Erdgas, alles massenhaft vorhanden. Die Bedingungen seien gut, eine Förderung realistisch. Bei CEP spricht man von einem "historischen Moment" für Polen und sich selbst.

Und auch Krzysztof Galos, Vizeumweltminister und polnischer Chefgeologe, sieht - sollten sich die Schätzungen bewahrheiten - das größte jemals in Polen gefunden Öl- und Gasvorkommen.

"Bisher ist das aber nur eine Bekanntmachung des Unternehmens. Das Ministerium kann sich dazu erst äußern, wenn das Unternehmen die geologischen Dokumentationen eingereicht hat, wenn sie beurteilt und überprüft wurden", teilte er mit.

Der Jubel in Polen ist groß

Laut CEP befinden sich unter der Bohrung Wolin East etwa 22 Millionen Tonnen Rohöl und verwandte Stoffe, dazu noch 5 Millionen Tonnen Erdgas. 200 Millionen Barrel Erdöl ließen sich hier fördern. Der aktuelle Marktpreis pro Barrel liegt zwischen 65 und 70 US-Dollar - in anderen Worten: Der Jubel in Polen ist groß.

Erdöl und Erdgas, da denken viele Polinnen und Polen zuerst an die Energiekrise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, an die teure Loslösung von russischen Rohstofflieferungen. Könnte sich Polen aus eigenen Vorkommen versorgen, wäre das auch sicherheitspolitisch ein Gewinn.

"Ein Kuwait in Polen können wir nicht ausrufen"

Bisher fördert Polen Gas und Öl im Süden und Osten des Landes, allerdings in deutlich kleineren Mengen. Nur so groß wie die Hoffnung jetzt ist das neue Rohstofflager nicht, meint Energieexperte Wojciech Jakóbik - selbst wenn CEP neben den gefundenen Vorräten noch andere, bisher nur vermutete in der Umgebung ausbeuten könnte.

"Würden wir das Erdöl ab morgen fördern, würde es etwa ein Jahr reichen", sagte Jakóbik. "Die Gasbestände sind etwas größer, das könnte für zwei Jahre reichen. Sollten sich die Schätzungen bestätigen, wäre das eine wichtige Hilfe in dieser schwierigen Zeit, aber ein Kuwait in Polen können wir nicht ausrufen."

Arbeiten dürften mehrere Jahre dauern

Andere Schätzungen sind deutlich zurückhaltender. Die entdeckten Rohstoffe reichen vielleicht für ein paar Monate, meinte zum Beispiel Jakub Wiech, Chefredakteur der Energienachrichtenseite energetyka24. Zumal Vizeumweltminister Galos erklärte, zuerst mal müsse die Förderung genehmigt werden.

Bis tatsächlich Öl und Gas an die Oberfläche gebracht werden können, dauert es noch mindestens vier oder fünf Jahre. Und wegen der Nähe zur Grenze, so Galos, müssten dann womöglich auch deutsche Behörden zustimmen.

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