Immer wieder Wassermassen im Jahnatal: "Die Nerven liegen blank"
Nirgendwo sonst hat es in den vergangenen sieben Tagen mehr geregnet, als in Ostrau in der Gemeinde Jahnatal. 115,5 Liter Regen sind pro Quadratmeter gefallen - normal wären für den Monat Juli 69 Liter je Quadratmeter. Die Regenmassen im Jahnatal in Mittelsachsen haben auch Folgen für Familie Vatter, die bei Ostrau wohnt. Sie geht damit pragmatisch um: "Bei uns ist der Pool übergelaufen. Jetzt müssen unsere drei Kinder jeden Tag hinein und Wasser rausplanschen", erzählt Mutter Annett Vatter. Die studierte Agrarwissenschaftlerin schmunzelt, weiß aber, dass es Bauern und Landwirte derzeit schwer haben.
"Sie können ihre Ernte nicht einfahren, das läuft alles zerstückelt, vor allem beim Weizen. Die Bauern warten auf trockene Momente, damit es fürs Dreschen passt." Viele Bauern in der fruchtbaren Landwirtschaftsregion würden schon einiges tun, damit die Böden bei Regen nicht wegrutschen und bestellten ihre Felder als Erosionsschutz quer zum Hang. Und dennoch: "Mir macht Sorge, dass die Dörfer dauernd absaufen. Das ist Wahnsinn", sagt die Agrarwissenschaftlerin zum Abschied.

Noch nicht alle Schäden gemeldet
Das treibt auch den Bürgermeister Dirk Schilling (CDU) um. Er hat noch nicht alle Schadensmeldungen vom vergangenen Freitag im Rathaus auf dem Tisch, weiß aber von Dutzenden Feuerwehreinsätzen. Die mehrere hundert Meter lange Baustelle durch den Ort direkt vor dem Rathaus hatte am Freitag auch unter Wasser gestanden.
Anwohner Achim Thomas hatte die Minuten von seinem Wohnhaus aus gefilmt. "Zum Glück ist der Keller trocken geblieben", sagt er drei Tage nach dem Starkregen. Und weiter: "Wir nehmen das Wetter, wie es kommt, beeinflussen können wir es ja nicht." Gut wäre aber, sagt der Rentner, wenn es nächste Woche nicht mehr regnen würde, weil er dann in den Urlaub fährt.
Anwohner im Jahnatal teils mehrfach betroffen
Mit der Devise "nehmen, wie es kommt", will sich Bürgermeister Schilling nicht abfinden. Am Freitagabend hatte er einen Konzertbesuch in Dresden vorzeitig abgebrochen, weil "immerzu Nachrichten auf meinem Handy ankamen, was denn in Ostrau los ist". Die Fotos von der überspülten Ortslage machten die Runde, die Feuerwehr hatte eine Schadenslage ausgerufen und musste Dutzende Keller auspumpen, Sandsäcke verteilen und Schlamm schippen. "Ich bin unseren Kameraden sehr dankbar für ihre Einsatzbereitschaft."
Extrem auffällige, sich überschlagende Wettereignisse
"Wir hatten in diesem Jahr extrem auffällige, sich überschlagende Wettereignisse in der Gemeinde. Teilweise waren Grundstücksbesitzer mehrfach betroffen. Die Nerven liegen blank." Mitte Juni mussten Anwohner in Kiebitz, Obersteina, Rittmitz, Kattnitz und auch Niederlützschera Straßen räumen und ihre Grundstücke von Wasser und Schlamm befreien. Mehrfach habe der Kommunalpolitiker auch an diesem Wochenende Hausbesitzer in den Arm genommen und getröstet. Er könne gut verstehen, dass sich viele Sorgen machten.
Ich musste in den vergangenen Tagen auch Trost zusprechen. Für die älteren Leute tut es mir besonders leid und für alleinstehende Senioren auf ihren Grundstücken.
Aufräumen und Vorsorge haben Priorität
Jetzt habe Aufräumen Priorität. Schilling meint damit: Straßen reinigen, Gräben und Einfahrten beräumen, Kanal-Durchlässe spülen und Vorsorge treffen. "Wir müssen sehen, wo es neue Kanalisationseinlässe geben muss." Auch müsse geprüft werden, welche Grundstückseigentümer ihre Einfahrten anheben müssten. Übernächste Woche soll es ein Treffen mit Landwirten geben. Mit denen will Schilling über mehr als nur Schadensbeseitigung reden. Es müsse auch um Fruchtfolgen und Bestellungen der Felder gehen. Auch den Landkreis sieht er in der Pflicht bei der Instandhaltung der Infrastruktur und Straßengräben. Die Starkregen-Folgen sollen Mitte August auch in der nächsten Gemeinderatssitzung Thema sein.
Denn spätestens in diesem Sommer sollte nach Schillings Meinung jedem klar geworden sein: "Die Extremwetterereignisse mit solchen Wassermassen kann man nicht mehr negieren. Wir müssen uns damit beschäftigen."

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