Der deutsche Historiker und Essayist Karl Schlögel wird in diesem Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Der 77-Jährige gelte als einer "der profiliertesten Kenner Osteuropas" und verbinde empirische Geschichtsschreibung mit persönlichen Erfahrungen, teilte der Stiftungsrat des Friedenspreises am Dienstag in Frankfurt am Main mit.

Schlögel habe als einer der Ersten "vor der aggressiven Expansionspolitik Wladimir Putins und seinem autoritär-nationalistischen Machtanspruch gewarnt", heißt es in der Jurybegründung. Er betrachte die Ukraine als Teil Europas und fordere auf, "das Land um unserer gemeinsamen Zukunft willen zu verteidigen. Seine Mahnung an uns: Ohne eine freie Ukraine kann es keinen Frieden in Europa geben."

Fokus auf Geschichte Russlands und Osteuropas

Karl Schlögel wurde 1948 in Hawangen im Allgäu geboren. Er studierte in Berlin osteuropäische Geschichte, Philosophie, Soziologie und Slawistik. 1966 reiste er erstmals in die Sowjetunion, 1968 erlebte er den Prager Frühling persönlich. Seine Forschung prägten Aufenthalte in Moskau und Leningrad in den 1980er-Jahren. 2014 reiste er nach der Besetzung der Krim in die Ukraine. 

In seinen Arbeiten verbinde Schlögel "detailreiche Alltagsbeobachtungen mit einer raumbezogenen Geschichtsschreibung, um die Kultur- und Zeitgeschichte Russlands und Osteuropas neu zu erzählen", teilte der Stiftungsrat mit. Mit Werken wie "Terror und Traum" (2008) oder "Das sowjetische Jahrhundert" (2017) habe er "Maßstäbe für eine anschauliche, lebendige Geschichtsschreibung gesetzt", so Börsenvereins-Vorsteherin und Stiftungsrat-Vorsitzende Karin Schmidt-Friderichs. Karl Schlögel wurde für seine Werke vielfach ausgezeichnet, 2018 erhielt er etwa den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch/Essayistik.

Verleihung bei Frankfurter Buchmesse

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ist mit 25.000 Euro dotiert. Er wird seit 1950 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben. Die feierliche Übergabe findet traditionell zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche statt – in diesem Jahr am 19. Oktober. Im vergangenen Jahr war die US-amerikanische Historikerin Anne Applebaum geehrt worden. Im Jahr davor hatte der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie den Friedenspreis erhalten.

Quellen: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, dpa; redaktionelle Bearbeitung: lig

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