• Laura Dahlmeier ist tot. Nach dem Bergunfall auf 5.700 Metern Höhe konnte sie nicht mehr gerettet werden.
  • Die Suche nach dem Leichnam wurde abgebrochen, um keine Retter in Gefahr zu bringen.
  • Dahlmeier war mit ihrer Kletterpartnerin und leichter Ausrüstung unterwegs, als sie von einem Steinschlag getroffen wurde.
  • Die Ex-Biathletin war selbst Berg- und Skiführerin und bei der Bergwacht.

Die in den Bergen Pakistans verunglückte Biathlon-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier ist tot. Das teilte ihr Management am frühen Mittwochnachmittag mit. Noch am heutigen Morgen war ein groß angelegter Rettungseinsatz angelaufen. Laut Behörden in Pakistan versuchten zwei Teams aus insgesamt vier erfahrenen Bergsteigern und zwei Trägern, zur Unfallstelle am 6.096 Meter hohen Laila Peak im Karakorum-Gebirge zu kommen.

Doch die Rettungsaktion zur Bergung blieb Dahlmeiers Management zufolge erfolglos und wurde deshalb eingestellt. Am Vortag war ein Helikopter über den Unglücksort geflogen und hatte kein Lebenszeichen mehr festgestellt. Nach den Schilderungen der Seilpartnerin zur Schwere der Verletzungen sei davon auszugehen, dass Dahlmeier sofort tot war. 

Die Bergung des Leichnams sei für die Rettungskräfte unter den aktuellen schwierigen Bedingungen mit Steinschlag und einem Wetterumschwung am Laila Peak mit einem zu hohen Risiko verbunden und nicht realisierbar. Auch eine Bergung per Hubschrauber sei aufgrund der schwierigen Wetterverhältnisse nicht möglich gewesen.

Dahlmeier wollte keine Retter in Gefahr bringen

"Es war Laura Dahlmeiers ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille, dass in einem Fall wie diesem niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen", teilte das Management mit. "Ihr Wunsch war es, ihren Leichnam in diesem Fall am Berg zurückzulassen. Dies ist auch im Sinne der Angehörigen, die außerdem ausdrücklich darum bitten, Lauras letzten Wunsch zu respektieren."

"Wir nehmen Abschied von einem großartigen Menschen", teilte die Familie mit, verbunden mit Dank an die Retter. "Laura hat mit ihrer herzlichen und geradlinigen Art unser Leben und das Leben vieler bereichert. Sie hat uns vorgelebt, dass es sich lohnt, für die eigenen Träume und Ziele einzustehen und sich dabei immer treu zu bleiben."

Klettern am Laila Peak in Pakistan

Die 31 Jahre alte ehemalige Biathletin Dahlmeier war nach Angaben ihres Managements mit ihrer Seilpartnerin unterwegs gewesen, als sie am Montag auf rund 5.700 Metern von einem Steinschlag erfasst wurde. Die beiden waren demnach allein im alpinen Stil unterwegs, das heißt mit leichter Ausrüstung. Das Unglück ereignete sich während eines Abseilmanövers. Ihre unverletzte Seilpartnerin setzte sofort einen Notruf ab, eine Rettungsaktion wurde umgehend eingeleitet. 

Dahlmeiers Kletterpartnerin versuchte den Angaben zufolge über viele Stunden, die Verunglückte zu bergen. Das sei aber in dem schweren Gelände und wegen des weiter anhaltenden Steinschlags unmöglich gewesen. Nachdem die Seilpartnerin außerdem keine Lebenszeichen mehr erkennen konnte, entschied sie sich während der Nachtstunden für einen Rückzug aus der Gefahrenzone und den weiteren Abstieg. Die Seilpartnerin wurde von zu ihr aufgestiegenen Bergsteigern in das Basecamp begleitet. Sie sei unverletzt und werde vor Ort betreut.

Laila Peak: Berühmte "Speerspitze"

Der Laila Peak ist ein schöner, aber auch gefährlicher Berg, seine Flanke ist sehr steil und wegen der Höhe von mehr als 6.000 Metern auch vereist. MDR-Outdoor-Redakteur Thorsten Kutschke wies bei MDR AKTUELL darauf hin, wie anspruchsvoll der Berg für Alpinisten sei. Er sei steiler als das Matterhorn und sehr exponiert. Zudem liege er weit weg von zu dieser Jahreszeit höher frequentierten Expeditionsrouten, "was möglicherweise erschwert, dass schnell Hilfe herbeigeholt werden kann".

Der Laila Peak im Karakorum-Gebirge in PakistanBildrechte: picture alliance / robertharding | George Robertson

Der Laila Peak liegt in einer sehr abgelegenen Region im Grenzgebiet Pakistans zu Indien, ganz in der Nähe des politisch umkämpften Kashmir-Gebiets. Das sei für die Rettungsaktion ein Problem gewesen, sagte Sebastian Nachbar, selbst Bergretter und Bergredakteur beim Bayrischen Rundfunk. Zudem sei es äußerst kompliziert, in dem eisdurchsetzten und sehr steilen Gelände des Laila Peaks Menschen abzusetzen. "Hinzu kommt der Steinschlag, der ja den Unfall ausgelöst hat. Das betrifft natürlich auch die Rettungskräfte", sagt Sebastian Nachbar.

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Erfahrene Bergführerin und TV-Expertin

Sebastian Nachbar und Thorsten Kutschke bestätigten beide, dass Laura Dahlmeier als staatlich geprüfte Bergführerin und ehrenamtliche Bergretterin die nötige Qualifikation und Fähigkeiten für eine solche Expedition besaß. "Sie hat in den Jahren seit dem Ende ihrer Biathlon-Karriere immer wieder anspruchsvolle Expeditionen zu den anspruchsvollen Bergen der Welt gemacht", sagte Nachbar, "man kann davon ausgehen, dass sie weiß, was sie tut." Steinschlag sei aber in diesem Jahr eine große Gefahr, weil der Sommer im Karakorum-Gebirge besonders heiß und trocken sei. So habe es auch am K2 Steinschlag-Unfälle gegeben.

Die zweimalige Olympiasiegerin und siebenfache Biathlon-Weltmeisterin Laura Dahlmeier hatte im Mai 2019 im Alter von nur 25 Jahren ihre Karriere als Leistungssportlerin beendet und sich dem Bergsport gewidmet, selbst als Bergführerin und als Bergretterin. Neben ihren Berg- und Klettertouren war Laura Dahlmeier zuletzt auch als TV-Expertin aktiv.

dpa/AFP/sid/MDR (kos,ksc,dni)

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