• Die Mehrheit der Befragten wünscht sich einen verstärkten Ausbau der Solarenergie auf Gebäuden.
  • Zwei Drittel lehnen den Bau von Windrädern im Wald grundsätzlich ab.
  • Aus Sicht vieler Befragter schreitet die Energiewende zu schnell voran.

Welche Bereiche sollten mit Blick auf die Energiewende schneller vorangetrieben werden, damit bei der Stromerzeugung und -nutzung kein CO₂ mehr in die Atmosphäre abgegeben wird? Die MDRfragt-Gemeinschaft hat darauf eine klare Antwort: In einem aktuellen Stimmungsbild des MDR-eigenen Meinungsbarometers MDRfragt wünscht sich gut jeder zweite Befragte einen verstärkten Ausbau der Solarenergie auf Gebäuden. Deutlich weniger würden hingegen die Ausweitung von Solaranlagen auf Freiflächen ins Auge fassen.

Auch der Ausbau von Windkraftanlagen auf See und an Land findet keinen mehrheitlichen Zuspruch. Stattdessen sprechen sich viele Befragte für eine Erweiterung der Energiespeicher und Stromnetze aus – beides ist entscheidend für die Nutzung erneuerbarer Energien.

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In den Kommentaren erläutern viele MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer, warum sie den Ausbau von Solaranlagen auf Gebäuden befürworten, aber auf Freiflächen hingegen ablehnen.

So schreibt zum Beispiel Elke (67) aus Halle (Saale): "Freiflächensolar auf Ackerland finde ich fragwürdig. Hat Deutschland Agrarflächen im Überfluss? Man sollte viel mehr Solarflächen auf öffentlichen Gebäuden nutzen." Dem schließt sich Andrea (65) aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt an und kommentiert: "Ich bin Gegner des Ausbaus von Freiflächensolar, wenn es Grünflächen sind. Es gibt genug Parkplätze, Parkhäuser und große Industriegebäude, wo Solaranlagen errichtet werden könnten. Bei Parkplätzen hätte das gleich noch einen Schattierungseffekt für die Fahrzeuge."

Stopp für Solar auf Feldern, wir haben jede Menge Dächer im Land.

MDRfragt-Mitglied Volker (65) aus dem Vogtlandkreis

Diesen Vorschlag teilt auch MDRfragt-Mitglied Alex (26) aus Dresden. Er findet: "Sinnlos Bäume abholzen und die Natur zerstören im Namen des Klimaschutzes ist kontraproduktiv." Seiner Meinung nach "sollten bestehende Flächen wie zum Beispiel Dächer oder Parkplätze von Supermärkten für Solaranlagen genutzt werden". Volker (65) aus dem Vogtlandkreis fasst es so zusammen: "Stopp für Solar auf Feldern, wir haben jede Menge Dächer im Land."

Wenn Freiflächensolar, dann unter folgenden Bedingungen...

Nicht wenige Befragte würden den Ausbau von Freiflächensolar jedoch befürworten, wenn dieser an bestimmte Bedingungen geknüpft ist. Dazu gehört auch Anja (45). Die Leipzigerin schreibt: "Wenn eine Freifläche nicht nur 'zugepflastert' wird, sondern auch noch landwirtschaftlich genutzt werden kann, dann ist das ein nachhaltiges Konzept und passt! Wenn ich aber einen Investor habe, der eine 'billige' Fläche erwirbt und mit Solarpanels 'bepflanzt' und damit versiegelt, dann fehlt die Nachhaltigkeit." Roland (72) aus dem Burgenlandkreis sieht das ähnlich und fordert: "Freiflächensolar sollte aber niemals Acker- oder Weideflächen verringern. Hier müsste eine festgelegte Höhe eingehalten werden, damit darunter noch Landwirtschaft betrieben werden kann."

Gewinnbeteiligung für Bürger gefordert

MDRfragt-Mitglied Dominic (42) aus Dresden wünscht sich zudem, dass "vor allem stets die Anwohner an den Erträgen der Anlagen beteiligt werden, bei denen sie stehen oder gebaut werden", denn "von der Energiewende sollen alle profitieren". Thomas (54) aus dem Unstrut-Hainich-Kreis stimmt dem zu und schreibt: "Es sollten Kampagnen gestartet werden, die eine Energie-Autonomie von anderen Ländern beinhaltet und von der dann auch der kleine Bürger profitiert. Anstatt alle Kosten auf den einzelnen Bürger zu übertragen und die Gewinne großen Energiekonzernen zu überlassen, sollte man die Bürger an den Gewinnen beteiligen.

Dass es mit der Beteiligung nicht immer so einfach läuft, merkt auch MDRfragt-Mitglied Barbara (76) aus dem Landkreis Sömmerda. Sie erzählt: "Wir haben seit einem Jahr eine voll funktionierende Solaranlage, die wir nutzen. Leider verzögert unser Energieversorger die Einleitungsvergütung seit einem Jahr." Dennoch kommentiert sie weiter: "Trotzdem sind wir voll überzeugt, dass man alle erneuerbaren Energiemöglichkeiten umfassend nutzen sollte."

Solare Baupflicht stößt auf Zuspruch

Um die Energiewende voranzutreiben, gibt es in einigen Bundesländern bereits eine sogenannte Solarpflicht beziehungsweise solare Baupflicht, durch welche beim Neubau eines Hauses und zum Teil auch bei einer Dachsanierung zwingend eine Photovoltaikanlage (PV-Anlage) zur Stromerzeugung auf dem Dach installiert werden muss.

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt es eine solche Solarpflicht bisher nicht. Die Mehrheit der Befragten würde diese jedoch auch in Mitteldeutschland einführen und spricht sich für eine bundesweite Pflicht aus, auf Dächern von Neubauten Solaranlagen zu installieren.

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Vergleicht man das Antwortverhalten hingegen je nach Wohnregion der Befragten, zeigt sich, dass die solare Baupflicht in den ländlichen Regionen keinen mehrheitlichen Zuspruch erhält.

Mehrheit lehnt Zwei-Prozent-Flächenziel für Windkraftausbau ab

Auch für den Ausbau der Windenergie gibt es in Deutschland gesetzliche Regelungen, die diesen vorantreiben sollen. So sieht beispielsweise das Wind-an-Land-Gesetz vor, dass alle Bundesländer – mit Ausnahme von Berlin, Bremen und Hamburg – bis 2032 etwa zwei Prozent ihrer Fläche für den Windkraftausbau ausweisen müssen.

Bei den Befragten wird dieses Zwei-Prozent-Flächenziel mehrheitlich abgelehnt. Mehr als ein Drittel befürwortet es hingegen.

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Dabei unterscheidet sich das Antwortverhalten erneut je nach Wohnregion der MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer. Demnach lehnen die Befragten aus ländlichen Regionen das Zwei-Prozent-Ziel für die Ausweisung von Flächen zum Ausbau der Windkraft deutlich häufiger ab als die Befragten aus den Stadtregionen.

Darüber hinaus variiert das Antwortverhalten auch je nach Alter der MDRfragt-Mitglieder. Vor allem bei den Befragten im Alter von 50 bis 64 Jahren stößt das Zwei-Prozent-Flächenziel auf Ablehnung.

Zwei Drittel sprechen sich gegen Windräder im Wald aus

Um die Ausbauziele für die Windkraft zu erreichen, werden teilweise auch Windräder im Wald genehmigt. Mehr als zwei Drittel der Befragten finden das jedoch grundsätzlich nicht in Ordnung. Ein Fünftel würde Windräder im Wald hingegen akzeptieren, wenn keine anderen Flächen für den Ausbau der Windkraft infrage kommen.

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Naturschutz versus Energiewende?

Aus welchen Gründen die Befragten Windräder im Wald ablehnen oder darin kein Problem sehen, schreiben sie in den Kommentaren. Silke (59) aus Suhl spricht sich beispielsweise dagegen aus und kommentiert: "Wir sollten unseren kostbaren Wald nicht mit Windrädern verschandeln. Außerdem werden zurzeit schon genug Bäume wegen Borkenkäfern gefällt. Windkraft im Wald bedeutet, dass umso mehr Bäume gefällt werden und Tonnen von Beton im Waldboden landen, der zur Wasserspeicherung dringend gebraucht wird."

Auch Steffen (66) aus Dresden sieht das ähnlich und hält Windräder im Wald für den "größten Unsinn". Dazu schreibt er: "Windräder für die Energiewende bauen und dafür CO2-Vernichter (Bäume) beseitigen, geht gar nicht."

Der Naturschutz darf nicht auf Kosten der Energiewende geopfert werden.

MDRfragt-Mitglied Carina (57) aus dem Burgenlandkreis

MDRfragt-Mitglied Cornelia (54) geht noch einen Schritt weiter und ist der Meinung: "Den Wald zum Beispiel für Windkraft abzuholzen, gehört verboten und unter Strafe gestellt [...] der Mensch ruiniert schon viel zu viel die Natur." Dem schließt sich auch Carina (57) aus dem Burgenlandkreis an und schreibt: "Der Naturschutz darf nicht auf Kosten der Energiewende geopfert werden."

Birgit (70) aus dem Saalekreis ist hingegen zwiegespalten und kommentiert: "Das ist ein echtes Dilemma, denn die Erhaltung des Waldes und besser noch Aufforstung wären für das Klima extrem wichtig, aber die Energiewende ist es genauso. Ich habe keine Lösung."

Ohne schnellen Klimaschutz brauchen wir uns bald keine Sorgen mehr um den Naturschutz machen.

MDRfragt-Mitglied Frank (44) aus der Börde

Einige MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer sehen hingegen die Energiewende als Lösung. Stellvertretend für viele kommentiert beispielsweise Caroline (54) aus Dresden: "Der ganze Naturschutz nützt nichts, wenn wir der Klimaveränderung nicht entschlossen entgegentreten. Da kann das Blümlein noch so sehr wachsen wollen, wenn es keinen Regen mehr gibt oder zu wenig, dann vertrocknet es."

Auch Frank (44) aus der Börde teilt diese Meinung und schreibt: "Was erfordert denn keine Eingriffe in die Natur? Braunkohle vielleicht? Merkt ihr selber, hoffe ich. Ohne schnellen Klimaschutz brauchen wir uns bald keine Sorgen mehr um den Naturschutz machen und genau hier spielen erneuerbare Energien eine nicht unwesentliche Rolle."

Armin (74) aus dem Landkreis Sächsische-Schweiz-Osterzgebirge sieht das ähnlich. Er schreibt: "Als früher Eisenbahnen, Stromtrassen, Autobahnen, Brücken und Staumauern gebaut wurden, waren das auch enorme Eingriffe in die Natur. Und die Menschen waren begeistert über den enormen Zugewinn an Lebensqualität. Und heute lassen wir lieber die Erde in der Hitze verglühen, als die logischen Schritte zur Abmilderung der Klimakatastrophe zu gehen."

Mir gefallen die Windanlagen auch nicht, aber wir brauchen nun mal Energie.

MDRfragt-Mitglied Lutz (62) aus Gera

Andere Befragte befürworten den Bau von Windrädern im Wald wiederum aus pragmatischen Gründen. So spricht sich auch Lutz (62) aus Gera dafür aus und merkt an: "Mir gefallen die Windanlagen auch nicht, aber wir brauchen nun mal Energie." Darüber hinaus kommentiert Jana (43) aus dem Landkreis Harz: "Ich möchte bezahlbare Energie haben. Wenn dafür Windräder gebaut werden müssen, dann soll das passieren. Es müssen aber auch die Voraussetzungen geschaffen werden, dass diese Energie kostengünstig an die Endverbraucher weitergegeben wird."

Knapp jeder Zweite empfindet Tempo der Energiewende als zu schnell

Egal ob durch den Ausbau von Solarenergie, Windenergie oder anderer Bereiche, die zur CO₂-Einsparung bei der Stromerzeugung und -nutzung beitragen sollen – insgesamt empfindet knapp jeder zweite Befragte das Tempo der Energiewende als zu schnell. Demgegenüber denkt mehr als ein Drittel der Befragten, dass diese zu langsam vorangeht.

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Energiewende ja – aber bitte sozialverträglich

Durch die Kommentare der Befragten wird deutlich, dass viele das Tempo der Energiewende vor allem aus finanzieller Sicht als zu schnell empfinden.

Auch Matthias (61) aus Erfurt teilt diesen Eindruck und schreibt: "Die Energiewende und Unabhängigkeit von anderen Staaten ist erstmal gut, es muss aber mit Augenmaß und so geplant werden, dass die Bürger nicht finanziell überfordert werden." Dem schließt sich Steffen (57), ebenfalls aus Erfurt, an. Er denkt: "Gerade untere Einkommensschichten können nicht so schnell Häuser umrüsten oder neue Autos kaufen. Die muss man aber mitnehmen, sonst gibt es da Überforderung und politischen Gegenwind." Ullrich (58) aus Weimar fasst es so zusammen: "Wenn man die Bevölkerung mitnehmen will, dann sollte man, dann muss man, dies sozialverträglich tun."

Mehr Tempo = mehr Einsparungen?

August (50) aus Dresden kommt hingegen zu einem anderen Schluss. Aus seiner Sicht geht die Energiewende zu langsam voran, wodurch der durch erneuerbare Energien erzeugte Strom noch zu teuer sei. Er kritisiert: "Im Moment sieht es so aus, dass die überwiegende Anzahl der Bürger, die die immensen Mehrkosten tragen sollen, nicht von günstigeren Strom-, Gas- und Spritpreisen profitieren können."

Erik (47) aus Chemnitz sieht das ähnlich. Er meint: "Die Energiewende bedeutet zwar erstmal Anfangsinvestitionen, am Ende werden wir aber sogar Geld sparen. Daher gilt es schnell zu handeln." Diese Meinung vertritt auch Anja (52) aus Dessau-Rosslau und kommentiert: "Es ist wichtig, sich zeitig von fossilen Rohstoffen zu verabschieden. Irgendwann werden sie sehr knapp und dadurch teuer oder sie sind nicht mehr vorhanden. Und wenn man dann schon größtenteils unabhängig ist, hat man viel gewonnen."

Zwei Drittel halten Energiewende für den richtigen Weg

Grundsätzlich halten gut zwei Drittel der Befragten die Energiewende für den richtigen Weg. Etwas weniger als ein Drittel teilt diese Meinung jedoch nicht.

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Der Blick in das Antwortverhalten der MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer je nach Altersgruppe zeigt dabei, dass die Energiewende von den Befragten unter 50 Jahren deutlich häufiger befürwortet wird als von den Befragten über 50.

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