Mit dem Auflösen der Schuldenbremse und den Sondervermögen für Infrastruktur sollen auch 100 Milliarden in das Netz Bahn fließen. Trotzdem heißt es für Bahnkunden auf absehbare Zeit warten – darauf, dass das marode Netz saniert wird.

An 40 Strecken soll das passieren. Geplante Dauer: zehn Jahre, so der Parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium Ulrich Lange in der ARD. Man habe auch schon nach der ersten Korridorsanierung gesehen, dass es Bahn und Bauwirtschaft nicht leisten könnten, 41 Korridore in fünf bis sechs Jahren zu sanieren, sagte Lange: "Und dann soll man auch ehrlich sagen, es wird zehn Jahre Korridorsanierungen geben, also ein Jahrzehnt der Sanierung."

Fahrgastverbände geduldig – GDL pessimistisch

Neue Gleisanlage nach Sanierung am Bahnhof Halle-Peißen.Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Auf die Geduld der Fahrgastverbände können Ministerium und Bahn dabei wohl zählen. Trotz dauerhaften Rekordverspätungen und jeder Menge Baustellen vertraut Detlef Neuss von Pro Bahn auf die Pläne: "Am Ende wird es dann für die Fahrgäste und auch für den Güterverkehr besser werden. Aber: Das muss jetzt alles erst mal gebaut und saniert werden."

Deutlich pessimistischer ist Mario Reiß von der Gewerkschaft der Lokführer GDL. Er erwartet nicht, dass die Sanierungen echte Verbesserungen bringen: "Jeder, der da die Bahn kennt und über lange Jahre die Bahn nutzt, stellt jedes Jahr weitere Verschlechterungen fest. Und insofern glaube ich auch nicht, dass das Sanierungsprogramm etwas ändert."

Kritik an falscher Bauplanung

Reiß kritisiert im Gespräch mit MDR AKTUELL falsche Bauplanung und dass die Infrastruktur-Abteilung InfraGo im DB Konzern integriert sei.

Auch Staatssekretär Lange deutete Pläne an, das Schienennetz und DB Konzern zu entflechten. Zudem stünde das Personal auf dem Prüfstand – bis hoch zu Bahnvorstand Lutz: "Wir wollen eine neue Qualität. Wir werden die Neuaufstellung vornehmen und dann muss natürlich die Mannschaft, der Spielführer zu dieser Neuaufstellung passen."

Bahnchef Lutz für GDL nicht mehr tragbar

Zunehmand umstritten: Bahnchef Richard Lutz.Bildrechte: picture alliance/dpa | Hannes P Albert

Das wiederum könnte der Lokführergewerkschaft gefallen. Für GDL-Chef Reiß ist Bahnchef Lutz schon länger untragbar: "Dr. Lutz ist derjenige, der seit Jahren der Bevölkerung erklärt, dass es jedes Jahr besser wird. Und wir betrachten das wirkliche Ergebnis und stellen wieder fest, jedes Jahr neu, dass es schlechter wird." Und das Schlimme sei ja, dass das Leiden in dem Verkehr selbst momentan nicht nur fühlbar, sondern schon planbar sei. "Und an der Stelle braucht man die Antwort nicht wirklich ausstaffieren, indem ich sage, nein, ich glaube nicht, dass Dr. Lutz der Richtige ist", sagt Reiß.

Die Sanierung der Bahn bleibt eine Mammutaufgabe – möglicherweise aber keine mehr für ihren aktuellen Chef.

MDR (dni)

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