Eigentlich wäre es besser, sie nicht zu finden. Aber Naturschützer sind überzeugt, dass es dafür schon zu spät ist: auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wird früher oder später der erste Fund einer Asiatischen Hornisse gemeldet. Es gibt keinen Faktor, der die Ausbreitung nach Osten verhindern könnte, sagt Sachsens Nabu-Insektenexperte Matthias Nuß. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die sich hier etablieren wird.“

In einigen Bundesländern, wie Baden-Württemberg, dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen, ist sie bereits stark verbreitet. Laut dem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Sachsen findet die Verbreitung derzeit vor allem in Hessen und Niedersachsen, aber auch in östliche Richtung statt. Ein Vorkommen der Art in Sachsen könne daher nicht ausgeschlossen werden, heißt es in der Mitteilung des Amtes. "Es ist auch immer möglich, dass einzelne Tiere über weitere Strecken unbemerkt transportiert werden."

Auch Sachsen-Anhalt hat bereits im vergangenen Jahr die Bürger aufgerufen, Sichtungen zu melden. Das Gleiche gilt auch für Thüringen, wo das Landesumweltamt sich Sorgen um die Bienenvölker macht.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die sich hier etablieren wird.

Matthias Nuß, Nabu Sachsen

Ist sie in Sachsen, oder doch (noch) nicht?

Gesicherte Nachweise des Tieres gibt es dem Landesamt in Sachsen zufolge bisher nicht. Nuß berichtet von einem Foto aus der Nähe von Zwickau, das eindeutig eine Asiatische Hornisse zeige. Es sei auf einer Insekten-Plattform online gestellt, später aber wieder gelöscht worden. 

Beim Landesamt in Dresden werden jede Woche mehrere Meldungen über vermeintliche Asiatische Hornissen eingesendet. Oft entpuppten sich die Tiere aber als heimische Hornissen oder Wespenarten wie die Borstige Dolchwespe. Die Verwechslung hat ihren Grund auch darin, dass die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) wie die Europäische Hornisse (Vespa crabro), die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) oder die Deutsche Wespe (Vespula germanica) zu der Unterfamilie der "Echten Wespen" (Vespinae) gehört.

Seit März 2025 gilt die invasive Art als etabliert in Deutschland. Für betroffene Gebiete, wie etwa Rheinland-Pfalz, hat das ganz konkrete Folgen. Gemeldete Nester müssen nicht mehr sofort entfernt werden, so das Landesumweltministerium in Mainz. Eine Pflicht für Grundstückseigentümer, die Nester zu entfernen, bestehe auch nicht. Vielmehr können sie die Nester freiwillig entfernen lassen. Ab 1. August müssen dann aber auch die Kosten durch die Grundstückseigentümer getragen werden, erklärt das Landesumweltministerium.

Aus Südostasien eingeschleppt

Die aus Südostasien stammende Hornissenart wurde vermutlich über Importware 2004 nach Frankreich eingeschleppt und breitet sich seitdem in Europa stark aus. Seit 2016 ist sie auf der EU-Liste invasiver Arten verzeichnet. Versuche, sie zu beseitigen, sind trotz großer Anstrengungen wirkungslos geblieben.  Für Menschen sind die Stiche der invasiven Hornissen nicht gefährlicher als die einheimischer Wespenarten. Eine potenzielle Gefahr seien sie indes für Allergiker. Die Asiatische Hornisse ist nicht zu verwechseln mit der Asiatischen Riesenhornisse (Vespa mandarinia). 

Befürchtet wird die Gefährdung von heimischen Insekten wie Honigbienen. Außerdem bestehe die Gefahr wirtschaftlicher Schäden und damit einhergehender Kosten im Obst- und Weinbau, da die Hornissen die Früchte fressen würden. Die Staaten der Asiatischen Hornisse sind laut Nabu mit bis zu 2.000 Tieren viel individuenreicher als die der heimischen Hornisse mit bis zu 700 Individuen.

Vergleich Europäische Hornisse (links) und Asiatische Hornisse (rechts).Bildrechte: Nabu Berlin

Wie weit ist Vespa velutina verbreitet?

Um einen genauen Überblick zu bekommen, ruft der Umweltverband gemeinsam mit den Nabu-Naturguckern dazu auf, Hornissen und deren Nester zu fotografieren und online zu melden. Die Nabu-Expertin Theresa Seidel erklärte: "Wir wollen wissen, wie weit sich die Asiatische Hornisse inzwischen verbreitet hat." Mit den Daten könnten Schutzkonzepte für die Europäische Hornisse abgeleitet werden. "Das ist auch für die Imkerei wichtig, die durch die invasive Art Verluste ihrer Bienenvölker befürchtet", sagte Seidel.

Gemeldet werden soll nicht nur die Asiatische (Vespa velutina), sondern auch die Europäische Hornisse (Vespa crabro). Diese stehe unter besonderem Schutz, werde aber häufig mit ihrer asiatischen Verwandten verwechselt. Die Asiatische Hornisse bilde im Vergleich viel größere Völker und habe nur wenige natürliche Feinde, weshalb ihre Ausbreitung negative Folge für die Natur haben kann.

Einheimische Insekten, wie etwa Wespen, sind Nahrung für die Asiatische Hornisse.Bildrechte: IMAGO / ABACAPRESS

Laut Nabu nisten Europäische Hornissen in Baumhöhlen, Nistkästen, Dachböden und Rollladenkästen. Asiatische Hornissen bauten ihre Sommernester meist im Freien, beispielsweise in Baumkronen.

Mit der Orientalischen Hornisse (Vespa orientalis) ist 2024 eine weitere neue Art bei uns aufgetaucht, wenn auch bisher nur mit einem Einzelfund in Baden-Württemberg. Auch sie soll gemeldet werden, falls sie entdeckt wird. "Es ist aber extrem unwahrscheinlich, dass sie sich schon verbreitet hat", meint NABU-Expertin Theresa Seidel.

Links/Portale

Mehr über die Hornissen finden Sie hier beim Nabu.
Falls sie Asiatische Hornissen entdecken, können Sie sie beim Naturgucker melden, oder dem Portal ihres jeweiligen Bundeslandes. Hier für Sachsen-Anhalt, hier für Sachsen, oder in Thüringen per Mail an das Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz: poststelle@tlubn.thueringen.de.

(gp mit dpa)

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