• In Workshops in und außerhalb der Schule können Kinder und Jugendliche üben, wie sie soziale Medien sinnvoll nutzen und sich gleichzeitig vor möglichen Gefahren schützen können.
  • Die Bildungsminister von Sachsen-Anhalt und Thüringen halten ein Verbot für schwer umsetzbar und fordern stattdessen mehr Medienbildung und strengere Alterskontrollen durch die Plattformen selbst.
  • Die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz setzt auf Zusammenarbeit mit den Plattformen statt auf Strafen.

Dass die Mediennutzung deutlich zugenommen hat, erlebt Melanie Ahaus jeden Tag bei ihrer Arbeit als Kinder- und Jugendärztin in Leipzig. In ihre Praxis kommen immer mehr Patienten mit Sprachauffälligkeiten, Konzentrationsproblemen und kürzeren Aufmerksamkeitsspannen, erzählt sie.

Ob sich aus hohem Medienkonsum eine Sucht entwickelt, hänge aber von vielen Faktoren ab. "Wir wissen ja zum Beispiel, dass Kinder unter gleichen Bedingungen aufwachsen. Und die einen entwickeln sich ganz normal und andere Kinder entwickeln eine Sucht, Ängste oder Psychosen. Das hat ja ganz viele Ursachen." Eine davon könne ein ungesundes Nutzungsverhalten sein.

Workshops für sicheren Umgang mit Social Media

Richtig mit Sozialen Medien umzugehen, lernen Kinder unter anderem im Medienkulturzentrum Dresden. Dort werden regelmäßig Workshops abgehalten, erzählt Geschäftsführerin Kristina Richter. Es gehe zum einen darum, die Kinder zu schützen, ihnen aber auch zu ermöglichen, am Leben in den sozialen Medien teilzuhaben. "Erwachsene nennen es oft einfach abwertend daddeln oder am Handy hängen. Aber eigentlich passiert dort ja ganz viel und es ist wichtig, dort genau hinzusehen. Sie reden miteinander, wälzen kleine und große Sorgen, bleiben in Kontakt, holen sich Rat und Tipps – von den Idolen, aus dem Freundeskreis, aus der ganzen Welt."

Auch in Schulen finden solche Workshops statt. In Thüringen gibt es seit letztem Jahr sogar ein Schulfach mit dem Namen Medienkunde, in dem Schüler ab der fünften Klasse beigebracht wird, was es beim Umgang mit Medien zu beachten gibt.

Bildungsminister setzen auf Aufklärung statt Verbote

In Sachsen-Anhalt soll Medienkompetenz fächerübergreifend stattfinden, sagt Bildungsminister Jan Riedel. Der CDU-Politiker sieht die Schulen gut dafür gerüstet. Kindern und Jugendlichen die Nutzung von zu sozialen Medien zu verbieten, hält Riedel für falsch. "Das Problem bei Verboten ist: Wer dieses Verbot, wer diese Regel aufstellt, muss sie auch kontrollieren können. Und da sehe ich in Schulen wie überall im Leben Probleme. Ich glaube, wir sollten mehr auf Aufklärung setzen, mehr auf Dosierung setzen, statt auf komplette Verbote."

Ähnlich äußert sich Thüringens Bildungsminister Christian Tischner von der CDU. Er sieht zudem die Social-Media-Plattformen wie TikTok, YouTube und Co. in der Pflicht, die geltenden Altersbeschränkungen besser durchzusetzen.

Bußgelder nur das letzte Mittel

Die zuständige Kontrollbehörde in Deutschland ist die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz. Die Anbieter zu kontrollieren, ist aber gar nicht so leicht, erklärt Referatsleiterin Isabell Rausch-Jarolimek. "Das ist natürlich alles ein sehr agiles System. Also diese Dienste verändern sich ständig. Das heißt, man kann eigentlich kaum zu einem Zeitpunkt wirklich definitiv sagen: 'Erfüllt oder nicht erfüllt'. Weil am nächsten Tag schon wieder eine andere Funktionalität eingebaut sein kann und dann braucht es wieder andere Schutzmaßnahmen."

Wenn Missstände festgestellt werden, kann die Behörde etwa Bußgelder verhängen. In der Regel werde aber versucht, gemeinsam mit den Anbietern eine Lösung zu finden, damit der Kinder- und Jugendschutz am Ende auch wirklich verbessert wird.

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