• Viele sehen in Reiner Haseloff die stärkste Kraft gegen die AfD in Sachsen-Anhalt.
  • Mit Ulrich Siegmund setzt die AfD auf einen deutlich jüngeren Gegenkandidaten, der in sozialen Medien eine große Reichweite hat.
  • Reiner Haseloff und Sven Schulze treten zuletzt häufig gemeinsam auf und demonstrieren politische Einigkeit.

Die sachsen-anhaltische Landespolitik ist nicht unbedingt dafür bekannt, für bundesweite Schlagzeilen zu sorgen. Seit einigen Wochen ändert sich das aber: "Drachentöter gesucht" heißt es in der Süddeutschen Zeitung, der Stern schreibt über "Die H-Frage", "Entweder er macht's noch mal – oder sie gehen voll ins Risiko", so die etwas komplexere Überschrift im Spiegel.

Bollwerk gegen die AfD

Er – H – das ist Reiner Haseloff. Seit 2011 steht der Katholik aus Wittenberg an der Spitze der Landesregierung und ist damit dienstältester Ministerpräsident bundesweit. Es geht um die zentrale Frage: Will er es nochmal wissen, die CDU bei den Landtagswahlen Anfang September 2026 anführen?

Der Landesvater sozusagen als personifiziertes Bollwerk gegen rechts, gegen die AfD. "Wenn ich mir Ihre Personen hier vorstelle, dass diese hier sitzen und dieses Land regieren sollen, in dem ich seit 71 Jahren Bürger bin, dann kann ich nur sagen, das ist ein Grund für mich, darüber nachzudenken, ob ich in diesem Land weiter meine Heimat sehe. Aber diesen Gefallen werde ich Ihnen nicht tun", so Reiner Haseloff im Landtag vor der Sommerpause. Diese emotionale Erwiderung auf die AfD klang wie eine Antrittsrede.

Jetzt muss er nochmal – so die Einschätzung nicht nur in Parteikreisen. Erinnerungen an den Sommer 2021 werden wach. Da dampft die CDU mit Haseloff als Spitzen-Wahlkämpfer die AfD geradezu ein. Die Union landet bei 37,1 Prozent, die AfD verliert an Stimmen und erreicht 20,8 Prozent. Vier Jahre später lag die AfD sowohl bei den Kommunalwahlen als auch bei der Bundestagswahl in Sachsen-Anhalt deutlich vorn.

CDU im Wahlkampf unter Druck

Die Herausforderung jetzt dürfte weitaus schwieriger sein. Selbst wenn in der letzten Umfrage vom Juni die CDU mit 34 Prozent noch vier Punkte vor der AfD liegt.

Zumal für sie mit Ulrich Siegmund ein Spitzenkandidat ins Rennen geht, der mit Mitte 30 nicht nur halb so alt wie Haseloff ist, sondern mit seiner Redegewandtheit die Klaviatur der sozialen Medien beherrscht wie kaum ein anderer. Mehr als 550.000 Follower hat er allein bei TikTok. "Wir wollen die Alleinregierung übernehmen", so Siegmund.

Braucht die CDU also Reiner Haseloff, um die AfD als mögliche Regierungspartei zu verhindern? Oder aber schlägt nun doch die Stunde von Sven Schulze? CDU-Landeschef, seit 2021 Super-Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten.

Haseloff und Schulze rücken zusammen

Noch eine mögliche Variante wäre: Es gibt gar keinen Wechsel – und es passiert das, was Haseloff eigentlich nie wollte: Er wirft sich mit Amtsbonus in den Wahlkampf. Im Falle eines Sieges zieht er sich dann – ähnlich wie sein niedersächsischer Amtskollege Stephan Weil – nach zwei Jahren aus dem Amt zurück und übergibt an Schulze.

Seit ein paar Monaten ist zu beobachten, dass beide immer öfter gemeinsam auftreten. Schulze lobt die Arbeit des Ministerpräsidenten. Haseloff nimmt das Lob auf und gibt es zurück – wie etwa bei der Eröffnung von Daimler-Truck in Halberstadt: "Ohne Wirtschaftsministerium Sven Schulze, ohne das Dranbleiben des Wirtschaftsministers mit seiner IMG, der Investitions- und Marketinggesellschaft, wäre das nicht so gelaufen. Deswegen auch: Dankeschön!"

Wer also wird es machen? Vielleicht gibt ja auch jenes Foto aus der vorigen Woche vom Besuch der neuen Wirtschaftsministerin Katherina Reiche in Leuna etwas Aufschluss über die künftige Rollenverteilung: Haseloff hält den Schirm über Schulze.

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