Sachsen wartet auf höheren Meisterbonus – andere Länder zahlen längst mehr
- Weil die Meisterausbildung bis zu 15.000 Euro kosten kann, unterstützt Sachsen angehende Handwerksmeister mit einem Bonus in Höhe von 2.000 Euro.
- Sachsen liegt mit der Höhe des Meisterbonus deutlich hinter anderen Bundesländern.
- Die CDU Sachsen versprach eine Verdopplung des Meisterbonus – passiert ist das aber noch nicht.
Rahel Dörfel verbringt ihren Alltag zwischen flauschigen Teppichen, schimmernden Gardinen und bunten Tapeten. Gerade setzt sie im 3D-Modell einer Wohnung am Computer Parkett ein. Dörfel arbeitet beim Raumausstatter Schönfelder im vogtländischen Rodewisch. Hier hat die 25-Jährige ihre Ausbildung gemacht.
2024 bekam sie auch ihren Meisterbrief. "Der Meisterkurs an sich, die Prüfungsgebühren und die Lehrgangsgebühren haben ungefähr 11.000 bis 12.000 Euro gekostet. Dann kommen für die Meisterprüfung noch die Prüfungsmaterialkosten dazu. Wenn man alles zusammenrechnet, sind es circa 15.000 Euro", erzählt Dörfel.
Deshalb unterstützt Sachsen die angehenden Meister seit 2016 mit einer Bonuszahlung. Erst waren es 1.000, seit 2023 sind es 2.000 Euro.
Zeichen der Wertschätzung
Thomas Kralinski ist Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Der Bonus sei ein Zeichen der Wertschätzung, sagt er. Rund 10.000 Handwerker und Handwerkerinnen hätten bereits davon profitiert. "Man macht den Meister aus unterschiedlichen Gründen. Das hat auch etwas damit zu tun, dass man ein Unternehmen gründen will, selber Mitarbeiter führen will, aufsteigen möchte. Insofern ist der Meisterbonus ein Beitrag", sagt Kralinski.
Das sieht Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, ähnlich. Und dass die Zahl der Meisterabschlüsse schon länger relativ konstant bei etwa 700 jährlich liegt, könnte ein Zeichen dafür sein, dass der Bonus funktioniert.
Meisterbonus in Sachsen niedriger
Allerdings: Im Vergleich zu anderen Ländern liegt Sachsen nicht an der Spitze. Berlin zum Beispiel zahlt bis zu 6.000 Euro, Niedersachsen 4.000. "Unsere Meisterinnen und Meister schauen: Was passiert in Niedersachsen, was passiert in Berlin? Insofern sehe ich einen gewissen Wettbewerb. Ich will nicht sagen: Wir müssen das Gleiche bekommen. Aber ich denke, es ist das Signal an die Politik, auch hier die angehenden Unternehmerinnen und Unternehmer zu unterstützen", sagt Brzezinski.
Zumal die Handwerksbetriebe in Sachsen nach wie vor Probleme haben, Personal zu finden. Den Kammern zufolge gab es 2024 pro 1.000 Beschäftigte 84 offene Stellen.
Verdopplung des Bonus geplant
Im Wahlkampf hatte die CDU deshalb damit geworben, den Meisterbonus erneut zu verdoppeln. Bislang ist das nicht passiert. In der nächsten Haushaltsverhandlung wolle man schauen, ob das gelingen kann, sagt Kralinski. Aber: "Wir warten erstmal ab, was der Bund macht. Der Bund will die Aufstiegsfortbildung mehr unterstützen und das muss sich aufeinander beziehen. Es steht im Koalitionsvertrag. Aber die Wahlperiode geht über fünf Jahre und wir sind in einer schwierigen Haushaltssituation. Da muss man versuchen hinzukriegen, was hinzukriegen ist."
Die Handwerkskammern hätten das Versprechen der CDU jedenfalls nicht vergessen, sagt Andreas Brzezinski. Und auch Raumausstatterin Dörfel glaubt: Man könnte mehr Gesellen für den Meisterabschluss begeistern: "Wenn ich wüsste, dass der Meisterbonus höher ist, sodass ich mehr finanziert bekomme und nicht mit eigener Faust stemmen muss, dann wäre das sicherlich sinnvoll." Denn mehrere Tausend Euro für den Meisterbrief seien für eine Berufseinsteigerin wie sie sehr viel Geld.
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