• Der Leipziger Zoo hat am vergangenen Wochenende drei Tigerbabys eingeschläfert, weil sie von ihrer Mutter vernachlässigt wurden.
  • Der Zoo begründet das Vorgehen unter anderem mit dem Artenschutz.
  • Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert das Handeln als unvernünftig.
  • Die Tierschutzorganisation PETA will nun juristisch gegen den Leipziger Zoo vorgehen.

Am vergangenen Mittwoch war Amurtigerin Yushka zum ersten Mal Mutter geworden – drei Jungtiere brachte sie zur Welt und kümmerte sich zunächst auch um ihren Nachwuchs. Allerdings nur einen Tag lang, dann stellte sie unter anderem das Säugen der Jungtiere ein. Nach Aussage von Zoodirektor Jörg Junhold wurde ihr Verhalten zwei Tage lang beobachtet. Dann sei die Entscheidung getroffen worden, die Tigerbabys einzuschläfern. Sie seien schon extrem geschwächt gewesen und hätten keine Überlebenschance gehabt.

Leipziger Zoo sieht sich artgemäßer Wildtierhaltung verpflichtet

Der Zoodirektor begründet das Einschläfern unter anderem mit aktivem Artenschutz. Eine Handaufzucht sei deshalb nicht in Frage gekommen, schreibt der Zoo auf seiner Internetseite: "Die Aufzucht von Nachwuchs durch die Katzenmutter sowie das Lernen vom Muttertier […] sind für das natürliche Verhalten ohne Fehlprägungen essenziell. Diesem wissenschaftlichen Anspruch zur artgemäßen Wildtierhaltung sind wir als Zoo Leipzig […] verpflichtet."

Allerdings sorgt dieses Argument auch für Kopfschütteln. Der Präsident des Deutschen Tierschutzbunds, Thomas Schröder, etwa nennt das Zuchtmanagement der Zoos unvernünftig. In der ARD sagte er: "Es ist kein Weg, zu züchten und dann, wenn man die Tiere nicht unterbringt oder nicht gebrauchen kann für Publikumsverkehr, dass man sie dann wegschafft und tötet."

"Es braucht stabile resiliente Populationen"

Dem widerspricht unter anderem Arne Lawrenz. Er ist Direktor des Zoos in Wuppertal. Im ARD-Morgenmagazin begründete er die Zuchtprogramme der deutschen und internationalen Zoos. "Weil wir eine Reservepopulation halten müssen, weil der Lebensraum, die Natur nicht mehr da ist. Die letzten Tiere dieser Art leben in den Zoos und die müssen wir aufrechterhalten", sagte Lawrenz. "Vielleicht, weil wir naiv sind, weil wir glauben, dass wir sie irgendwann wieder, wenn der Lebensraum wieder da ist, die Zeit da ist, auswildern können." Dafür brauche es stabile resiliente Populationen. "Das geht nur über Geburten und letztendlich über eine gesteuerte Mortalität, also den Tod. Das wird Ihnen jeder Wissenschaftler, jeder Forscher sagen und jeder, der schon mal eine Population gemanagt hat."

PETA will Einschläferung juristisch prüfen lassen

Der Leipziger Zoo hofft jetzt darauf, dass Amurtigerin Yushka aus den Erfahrungen mit ihrem ersten Wurf gelernt hat. In der Zukunft werde sie bestimmt einen Beitrag zum Fortbestand der Art mit einer natürlichen Aufzucht von Nachwuchs leisten können.

Bis dahin wird sich der Zoo möglicherweise juristisch mit dem eingeschläferten Tigernachwuchs beschäftigen müssen: Die Tierrechtsorganisation PETA hat jetzt angekündigt, Strafanzeige zu erstatten. Dabei soll geprüft werden, ob das Töten der Tigerbabys rechtmäßig war. Die Tierschützer fordern außerdem einen sofortigen Stopp des Zuchtprogramms. In freier Wildbahn nähmen Tigermütter ihren Nachwuchs fast immer an. Dass Yushka im Leipziger Zoo das nicht gemacht habe, sei eine Folge künstlicher Zucht in Gefangenschaft.

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