Streit um Altar im Naumburger Dom: Kirche widersetzt sich der Unesco
- Das Landeskirchenamt stärkt der Kirchengemeinde des Naumburger Doms den Rücken im Streit mit der Unesco.
- Die Gemeinde widersetzt sich einer Entscheidung der Welterbe-Kommission, die eine andere Position des Altars verlangt, um den Blick auf die berühmten Stifterfiguren freizugeben.
- Gemeinde und Kirchenamt verweisen auf das Selbstbestimmungsrecht der Kirche im sakralen Raum.
Im Streit um den Cranach-Triegel-Altar im Naumburger Dom hat sich nun das Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland (EKM) geäußert. In einer Mitteilung vom Mittwoch heißt es, das Landeskirchenamt stehe uneingeschränkt hinter der Kirchengemeinde. Die Gemeinde hatte vor gut einer Woche verlangt, dass der Altar am jetzigen Standort verbleibt.
Damit geht die Kirche weiter auf Konfrontationskurs mit der für den Welterbe-Titel verantwortlichen Unesco-Kommission. Denn die hatte gefordert, den Altar aus dem Westchor zu entfernen, damit der Weltkulturerbestatus aufrecht erhalten werden könne.
Wir stehen uneingeschränkt hinter der Evangelischen Kirchengemeinde Naumburg, die sich gegen die Verlagerung des Cranach-Triegel-Altars aus dem Westchor des Naumburger Doms stellt.

Unesco-Weltkulturerbetitel steht auf dem Spiel
Damit positionieren sich Kirchengemeinde und Landeskirchenamt anders als die Vereinigten Domstifter, die die Entscheidung der Unesco akzeptiert hatten, um den Welterbetitel zu wahren. Ein Kompromiss vom Juli 2025 sah vor, den Altar vom Westchor ins Nordquerschiff zu versetzen. Er war das Ergebnis eines jahrelangen Streits um den Aufstellort.
Im Westchor des Naumburger Doms steht der Altar derzeit bei den Stifterfiguren, die zu den bedeutendsten deutschen Skulpturen des Mittelalters zählen. Kritiker hatten bemängelt, er beeinträchtige dort die Sicht auf das Ensemble aus hochmittelalterlichen Werken der Architektur, der Bildhauerei und der Glasmalerei.

Sollte der Altar nun doch am jetzigen Standort bleiben, steht wieder eine Aberkennung des 2018 verliehenen Unesco-Welterbetitels für den Naumburger Dom im Raum.
Zerstörter Altar-Teil wurde von Triegel ergänzt
Der Altar wurde von Lucas Cranach dem Älteren geschaffen und im Zuge der Reformation 1541 teilweise zerstört. Der Leipziger Maler Michael Triegel hatte ihn 2022 um einen neuen Mittelteil ergänzt.

Der Präsident des Landeskirchenamts der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland (EKM), Jan Lemke, erläuterte am Mittwoch bei MDR KULTUR, warum er die Position der Gemeinde unterstütze. Der Altar sei das Zentrum des kirchlichen Raumes. Zudem sei der Altar "auch das Zentrum der Blickrichtung der Stifterfiguren", sodass "der Altar dem Raum sozusagen seinen Sinn gibt".
Selbstbestimmungsrecht der Kirche im sakralen Raum
Eine Umplatzierung des Altars sehen Landeskirchenamt und Kirchengemeinde als "Missachtung der geistlichen Bedeutung des Altars". Im Nordquerschiff würde dem Altar der lithurgische Zusammenhang fehlen, heißt es in einer Stellungnahme der Kirchengemeinde. Weiterhin argumentiert sie, dass der Altar von Bischöfen geweiht worden sei. Durch eine Versetzung würde er entweiht werden.

Kirchengemeinde und Landeskirchenamt verweisen außerdem auf das Selbstbestimmungsrecht der Kirche im sakralen Raum. Demnach habe allein die Kirchengemeinde über die liturgische Ordnung und Gestaltung des Raumes zu entscheiden. Auch der Unesco-Weltkulturerbestatus und die Vereinigten Domstifter könnten dies nicht außer Kraft setzen, heißt es in der Stellungnahme des Landeskirchenamtes vom Mittwoch.

Quellen: MDR KULTUR, Pressemitteilung des Landeskirchenamts vom 13. August; Stellungnahme der Kirchengemeinde des Naumburger Doms vom 7. August
Redaktionelle Bearbeitung: sg, hki, hro
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