Zwei Wünsche hatte Lok Leipzigs Trainer Jochen Seitz vor dem Pokalspiel gegen Zweitligist Schalke 04. Einer davon war, die Verlängerung, den Favoriten ins Straucheln zu bringen. Dieser Wunsch wurde dem 48-Jährigen erfüllt. Lok lieferte einen großen Kampf, unterlag am Sonntag (17. August 2025) knapp und erst nach 120 Minuten 0:1.

Schalke-Spieler berichtet von Diskriminierung

Der zweite Wunsch war der nach einem Fußballfest. Dieser, das kann man nach dem Spiel und trotz des starken Auftrittes des Regionalligisten sagen, wurde das Spiel nicht. Der Grund dafür: die Vorkommnisse in der und nach der 13. Spielminute. Schalkes Christopher Antwi -Adjei berichtete später, dass er vor einem Einwurf rassistisch beleidigt worden sei. Der Spieler informierte den Linienrichter, der Schiedsrichter unterbrach das Spiel und ordnete eine Stadiondurchsage an. Erst danach ging es weiter.

Schalkes Antwi-Adjei unterbricht einen Einwurf in der 13. Minute.Bildrechte: IMAGO / Picture Point

Antwi-Adjei stellt Anzeige - DFB ermittelt

Die Stadiondurchsage war bereits durch Pfiffe schwer zu verstehen. Im Verlaufe des Spiels wurde Antwi-Adjei bei jeder Aktion ausgepfiffen. Aus einer Mitteilung von Schalke am Montag (18. August 2025) geht hervor, dass Antwi-Adjei Anzeige erstattet und die Polizei die Ermittlungen aufgenommen hat. Der Deutsche Fußball-Bund hat mittlerweile die Ermittlungen aufgenommen. "Der Kontrollausschuss untersucht die Vorgänge und leitet Ermittlungen gegen die jeweiligen Vereine ein", sagte ein Verbandssprecher der dpa.

Lok entschuldigt sich "in aller Form"

Schalke-Angreifer Antwi-Adjei sprach von einem einzelnen Rufer und sagte bei SPORT IM OSTEN: "Das ist einfach nur beschämend. Das ist unter aller Sau." Auch Lok verurteilte die Beleidigung. Noch am Abend entschuldigte sich der Verein auf der Website: "Diese Stimme hat einen Schatten auf einen wundervollen Fußballnachmittag geworfen", heißt es in der Mitteilung. Im Namen "des gesamten 1. FC Lok Leipzig" entschuldige sich der Verein "aller Form" bei Antwi-Adjei. "Rassismus in jedweder Form hat in keinem Stadion der Welt und überhaupt nirgendwo etwas zu suchen. Rassismus ist keine Meinung, sondern ausgelebte Unmenschlichkeit und mit den Werten des 1. FC Lok nicht vereinbar, denn wir haben 'keen Bock auf Rassismus!'"

Lok-Trainer fordert "lebenslanges Stadionverbot"

Auch Lok-Trainer Jochen Seitz verurteilte den Vorfall und sagte, er hoffe "dass man denjenigen findet, der die Äußerung gemacht hat, und ihm ein lebenslanges Stadionverbot gibt. Das ist die einzige Lösung." Später bei der Pressekonferenz und auf die Frage eines Journalisten, was man gegen den Block im Stadion tun könne, aus dem es bereits in der Vergangenheit Beleidigungen und andere Ausschreitungen gegeben habe, erklärte Seitz: "Schade, dass so ein Fußballfest durch eine einzelne Äußerung so ins Negative gezogen wird. Wenn ein einzelner Idiot so etwas reinbrüllt, macht das das Ganze zunichte, wofür knapp 12.000 Leute da sind, die ein Fußballfest feiern wollen."

Schalke-Coach Muslic: "Keine Einzelaktion"

Die Einzelfall-Aussagen von Antwi-Adjei und Seitz wollte Schalke-Coach Miron Muslic nicht stehenlassen: "Das ganze Stadion hat ein Gefühl gehabt, warum das Spiel unterbrochen ist. Das ganze Stadion hat gepfiffen", sagte der 42-Jährige auf der Pressekonferenz: "Das ist keine Einzelaktion. Leider ist es so, dass man das verharmlost und das dann abschiebt als eine Person. Das sehe ich nicht so."

Zahlreiche Lok-Initiativen gegen Diskriminierung

In der Vergangenheit gab es im Stadion immer wieder diskriminierende Vorfälle und Ausschreitungen. Vor allem aus dem Dammsitz wurden Spieler wegen ihrer Hautfarbe oder ethnischen Herkunft beschimpft. Der Verein ist sich dieser "Problemfans" bewusst und hat viele Initiativen gestartet, das Bruno-Plache-Stadion zu einem diskriminierungsfreien Raum zu machen. Dazu zählen antirassistische Workshops für den eigenen Nachwuchs oder auch "Keen Bock auf Rassismus"-Banner vor dem Block der Ultras.

"Nazis raus"-Sprechchöre nach Rassismus-Vorfall in Potsdam

Das Spiel in Leipzig war nicht die einzige DFB-Pokalpartie mit einem mutmaßlich diskriminierenden Vorfall. Beim Gastspiel des 1. FC Kaiserslautern bei Pokaldebütant RSV Eintracht in Potsdam soll ein Wechselspieler des FCK ebenfalls rassistisch beleidigt worden sein. Nach einer Durchsage des Stadionsprechers mit dem Wortlaut: "Wir verwehren uns gegen jede Art von rassistischer Beleidigung, hier bei uns ist jeder herzlich willkommen. Wir wollen das nicht, wir dulden das nicht", skandierten beide Fanlager "Nazis raus"-Sprechchöre. Der mutmaßliche Täter wurde einem Bericht der "Märkischen Allgemeinen" später ausfindig gemacht und aus dem Stadion verwiesen.

Einen Rassismus-Vorfall gab es auch beim Spiel Stahnsdorf gegen Kaiserslautern.Bildrechte: IMAGO/Matthias Koch

FIFA-Chef Infantino fordert Aufklärung und Bestrafung

Die Vorfälle von Leipzig und Potsdam haben am Montag sogar FIFA-Präsident Gianni Infantino auf den Plan gerufen. "Ich wiederhole mich und werde dies weiterhin tun: im Fußball gibt es keinen Platz für Rassismus oder jede andere Form der Diskriminierung", wird der Weltverbandschef in einem Statement zitiert. Vom Deutschen Fußball-Bund und der deutsche Polizei forderte Infantino Aufklärung und Bestrafung: "Wir sind fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass Spieler respektiert und geschützt werden und dass die Wettbewerbsorganisatoren sowie die Strafverfolgungsbehörden entsprechende Maßnahmen treffen."

Gianni Infantino: "Im Fußball gibt es keinen Platz für Rassismus."Bildrechte: IMAGO / PA Images

DFB-Kontrollausschuss ermittelt

Der DFB sieht bei derartigen Ausschreitungen einen Drei-Stufen-Plan vor. Die erste Stufe, eine Stadiondurchsage und Spielunterbrechung, wurde in Leipzig und Potsdam ausgelöst. Die zweite Stufe bei Wiederholung wäre eine Spielunterbrechung mit zwischenzeitlichem Verlassen des Stadions durch beide Teams. In der dritten Stufe würde die Partie abgebrochen. Das geschah zuletzt im Saarland, als ein Schiedsrichter bei einem Verbandsliga-Spiel rassistisch beleidigt wurde und das Spiel daraufhin abbrach.

Unklar ist noch, ob und welche Bestrafung der Vorfall von Leipzig nach sich ziehen wird. Der DFB-Kontrollausschuss entscheidet über Ermittlungen, dann könnte es zu einer Anklage vor dem DFB-Sportgericht kommen.

Dirk Hofmeister

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