• Auf dem Gebiet der DDR gab es viele Bunker, von denen nur wenige für die Zivilbevölkerung gedacht waren. In Leipzig existierten davon fünf, heute sind es noch drei.
  • Die Bunker sind in ihrem heutigen Zustand größtenteils nicht nutzbar.
  • Die Bundesregierung überprüft seit 2022 den Zivilschutz, legt den Schwerpunkt aber auf Keller, Tunnel und Tiefgaragen.
  • Leipzigs Situation spiegelt das bundesweite Bild: Alte Schutzbauten sind veraltet, eine Sanierung wäre teuer, und neue Schutzanlagen würden die vorgesehenen Mittel weit überschreiten.

Schätzungsweise 2.000 bis 2.500 Bunker gab es auf dem Staatsgebiet der DDR. Nur 62 von ihnen waren für die Zivilbevölkerung vorgesehen und wurden meist in größeren Städten errichtet. In Leipzig existierten fünf dieser sogenannten Schutzbauwerke (SBW). Heute sind noch drei Anlagen im Stadtgebiet erhalten – keine davon steht mehr unter der Bewirtschaftung des Katastrophenschutzes. "Die Luftschutzbunker wurden 2007 von der Bundesregierung aus der Zivilschutzbindung entlassen", berichtet der Leiter der Leipziger Branddirektion, Axel Schuh, bei einer Begehung eines SBW im Stadtteil Plagwitz.

Die Branddirektion als untere Katastrophenschutzbehörde wartet derzeit auf die Fertigstellung des Konzeptes zur Ertüchtigung von Schutzbauten durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz in Bonn. Dieses sollte im Sommer 2025 erscheinen.

Bunker heute nicht "unmittelbar nutzbar"

Bei der Besichtigung fällt sofort auf: In ihrem heutigen Zustand sind die Bunker höchstens als Garage nutzbar. Gebaut Anfang der 1960er Jahre, bot die Anlage im Ernstfall bis zu 300 Personen Platz. Auf einer Fläche von etwa 270 Quadratmetern befanden sich Sanitäranlagen, Wasserkessel, Generator und Luftfilter. In acht Nischen konnten sich die Menschen etwas zurückziehen. Entsprechend der Schutzklasse B sollten die Bauwerke sogar Bombentreffern standhalten. Heute sind die Anlagen stark verrostet und seit Jahren nicht mehr getestet worden. "In dieser Form ist der Bunker nicht unmittelbar nutzbar", sagt Schuh.

Sicherung staatlicher Strukturen im Fokus

Mit vor Ort ist auch Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" in Leipzig. Das Museum betreibt auch den Stasibunker an den Lübschützer Teichen bei Machern. Hollitzer zeigt sich beeindruckt von den Unterschieden zwischen den Anlagen: Zivile Schutzbauwerke seien spartanisch ausgestattet gewesen, während Ausweichführungsstellen der DDR-Führung vergleichsweise komfortabel gewesen seien. Der Fokus habe damals klar auf der Sicherung staatlicher Strukturen gelegen – nicht auf dem Schutz der Bevölkerung.

Schutzkonzept setzt auf Keller und Tunnel

Heute hat sich die Perspektive verändert. Seit 2022 forciert die Bundesregierung die Überprüfung des Zivilschutzes. Axel Schuh warnt jedoch vor der falschen Vorstellung, dass je ein Platz für jeden Bürger vorgesehen gewesen sei: "Das war nie der Fall. Je nach Ort schwankten die Zahlen, aber tatsächlich wurden nur für ein bis fünf Prozent der Bevölkerung Schutzplätze vorgehalten. Der Rest sollte auf private Keller oder Tunnel ausweichen. In diese Richtung wird auch das neue Konzept des BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe; d. Red.) gehen."

Das bedeutet: Bestehende Bunkeranlagen sollen zwar auf ihre Reaktivierbarkeit geprüft werden, der Schwerpunkt wird jedoch auf Kellern, Tunneln und Tiefgaragen liegen. Ob beispielsweise der Leipziger Citytunnel dafür in Frage käme, ist noch unklar.

Ehemaliger Stasi-Bunker am Goerdelerring vor dem Abriss?

Ungewiss ist auch das Schicksal eines weiteren Objekts: Auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale am Goerdelerring wurde in den 1980er Jahren eine Bunkeranlage für bis zu 750 Personen errichtet. Auf rund 1.000 Quadratmetern bot sie den Mitarbeitern der Staatssicherheit Schutz im "Verteidigungsfall". Heute wird die Anlage ebenfalls von Tobias Hollitzer verwaltet und befindet sich in auffallend gutem Zustand.

Dennoch übt Hollitzer deutliche Kritik: Die Zukunft des Bunkers sehe schlecht aus. "Momentan ist geplant, den Bunker abzureißen. Ich glaube, dass etwas, das vor 40 Jahren für den Luftschutz geeignet war, im Grundsatz auch heute noch nutzbar sein kann." In einer Zeit, in der die Bundesregierung über die Reaktivierung oder gar den Neubau von Schutzbauwerken nachdenkt, sei es merkwürdig, eine gut erhaltene Anlage zu zerstören.

Die Situation in Leipzig spiegelt das bundesweite Bild im Katastrophenschutz wider. Sämtliche Schutzbauten wurden irgendwann aufgegeben oder umgenutzt. Bestehende Objekte erfüllen keine heutigen Standards mehr, viele besitzen höchstens historischen Wert. Eine Sanierung wäre finanziell kaum tragbar. Axel Schuh bringt es auf den Punkt: Wenn man in ganz Deutschland wirklich neue Schutzanlagen bauen wöllte, würde das den finanziellen Rahmen zweifelsfrei sprengen.

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