• Die Eröffnung der 20. Ausgabe des Kunstfestivals Ibug musste aufgrund baulicher Probleme verschoben werden.
  • Diesmal findet es in einem verlassenen Krankenhaus in der Kulturhauptstadt Chemnitz statt.
  • Neben den Kunstwerken bietet das Festival ein umfangreiches Rahmenprogramm an.

Von der Straße aus betrachtet ist das ehemalige Krankenhaus im Ortsteil Altchemnitz ein wuchtiger, grauer Kasten. Er erscheint unwirtlich und abweisend. Doch an einer Hausecke schlängeln sich freundliche Farben und Formen über den Putz. Es ist ein Wandgemälde des ukrainischen Streetart-Künstlers Dima Korma, das die Besucher und Besucherinnen zum Näherkommen einlädt.

Im Innenhof des Lost Place lädt ein Gartenteich zum Verweilen ein. Bildrechte: Eva Gaeding

Im Innenhof des verfallenen Areals findet man sich plötzlich in einer Art Oase wieder. Zwischen wildgewachsenen Bäumen ist Sand für eine Strandbar aufgeschüttet, eine Schaukel baumelt an einem Ast. Sogar einen Teich mit üppiger Uferbepflanzung gibt es. Dazwischen fällt der Blick überall auf nagelneue Werke der Urban Art, die das bröckelnde Mauerwerk der Krankenhausruine überziehen und sich auch im Inneren ausbreiten.

Erst Autofabrik, dann Krankenhaus, heute Lost Place

"Glatte Wand kann ja jeder", sagt der Pressesprecher des Ibug e.V., Michael Lippold. Der bröckelnde Putz gehört für ihn zum Charme des Ibug-Festivals für urbane Kunst. "Das hat natürlich eine ganz eigene Patina." Anders als klassische Kunst okkupiert sie den öffentlichen Raum. Sie entsteht im Wechselspiel mit den vorgefundenen Gegebenheiten. Je abenteuerlicher die Untergründe sind, umso besser.

Wandgemälde, ob mit Pinsel oder Sprühdose gestaltet, sind eine Spezialität der Ibug.Bildrechte: Susan Fankhänel

Für die 20. Ausgabe der Festivals für urbane Kunst fiel die Wahl auf ein leerstehende Objekt in der Kulturhauptstadt Chemnitz. Das ehemalige Automobilwerk und spätere Krankenhaus im Süden der Stadt hatte nicht nur eine interessante Vergangenheit, berichtet Lippold.

"Wichtig ist auch, dass es einfach nicht nur große Hallen sind, sondern dass man verschiedene Flächen, verschiedene Größen hat, die man bespielen kann, damit die Künstler einfach sich austoben können", erklärt Lippold bei MDR KULTUR. Auch das Material, das rumliegt, sei wichtig, denn das werde in vielen Kunstwerken verarbeitet. "Sicher genug fürs Betreten, aber verfallen genug für den kreativen Prozess", so beschreibt Lippold das ideale Ibug-Gelände.

Von Graffiti, über Skulpturen bis zur Halfpipe

70 Künstlerinnen und Künstler, Duos und Kollektive aus 25 Ländern haben sich den Ort in den vergangen Wochen zu eigen gemacht. Sie zeigen auf dem Areal, welche Spielarten die urbane Kunst zu bieten hat. Da gibt es etwa haushohe Wandgemälde, mal figürlich, mal abstrakt. Die Wände anderer Räume sind komplett mit Collagen aus Isolierband gestaltet.

Sicher genug fürs Betreten, aber verfallen genug für den kreativen Prozess.

Michael Lippold, Ibug e.V.

Am Ende eines kleinen Schachtes flackert eine Lichtinstallation von Chiara Dahlem aus Luxemburg. Es gibt filigrane Skulpturen und winzige Objekte, wie die Miniaturen des Leipzigers Schmii. In einer Etage fällt der Blick auf einen mit Zeichnungen, historischen Dokumenten und allerlei Mobiliar gefüllten Raum. Es ist die Arbeit "flow/resistance" des österreichischen Kollektives Adhocrates.

Der Leipziger Künstler Schmii hat für die Ibug winzige Installationen angefertigt.Bildrechte: Eva Gaeding

"Das sind auch Skateboardfahrer. Hinten sieht man, dass da aus dem Holz eine Skateboardrampe gebastelt wurde", erzählt Ibug-Sprecher Lippold: "Die haben diesmal sich das Thema Auto-Union vorgenommen und so eine Prototypen-Werkstatt quasi hier reingebastelt." Die Geschichte des ehemals staatlichen Automobil-Konzerns Auto-Union, der von 1932 bis 1948 in Chemnitz existierte, lässt sich hier so auf sehr spielerische Weise entdecken.

Kulturprogramm mit DJs, Bands und eigenem Kino

Wer keine Angst vor Schuttbergen und staubigen Schuhen hat, kann auf der 20. Ibug wieder nach Herzenslust Herumstromern und die Kunstwerke, wie auch das Gelände kennenlernen. Auch Führungen zur Geschichte des Gebäudes wollen die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins wieder anbieten.

Auch Skulpturen spielen eine große Rolle für das künstlerische Repertoire der Ibug.Bildrechte: Susan Fankhänel

Da es sich um ein Festival handelt, gibt es auch ein umfangreiches Rahmenprogramm, erklärt der Vereinssprecher: "Wir haben viel Musik, wir haben DJs und Livebands, die an allen Wochenenden hier spielen. Wir haben Vorträge, Workshops, Gesprächsrunden. Wir haben ein Kino hier eingebaut, wo man das ganze Festival über thematische Filme sehen kann."

Wer dann müde und voller Eindrücke ist, kann sich mit einem kühlen Getränk an der Strandbar ausruhen und das besondere Flair der Ibug genießen – diese ureigene Mischung aus Provisorium und Kultur.

Mehr Informationen zum Festival:

Ibug 2025 - Festival für urbane Kunst in Chemnitz

Öffnungszeiten
23. August | 10–20 Uhr
24. August | 10–20 Uhr

29. August | 15–20 Uhr
30. August | 10–20 Uhr
31. August | 10–20 Uhr

5. September | 15–20 Uhr
6. September | 10–20 Uhr
7. September | 10–20 Uhr

Adresse
ehemaliges "Krankenhaus Stadtpark"
Scheffelstraße 110
09120 Chemnitz

Mehr Informationen zum Rahmenprogramm finden Sie auf der Website der Ibug.

Redaktionelle Bearbeitung: tis

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