Bei der Mut-Tour setzen sich Menschen für einen offenen Umgang mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen ein. Das berichtet die Tourleiterin Henny Friedrich im Gespräch mit MDR SACHSEN. Am Freitag hat die Rad-Tour an der Sachsenbrücke im Clara-Zetkin-Park in Leipzig Halt gemacht. "Wir sind mit unserem Tandem auffällig. Das ist so gewollt. Die Menschen werden neugierig und sprechen uns an. Oft ergeben sich da auch sehr spontan durchaus tiefe Gespräche", so Henny weiter.

Gemeinsam auf dem Tandem unterwegs

Henny teilt sich das Tandem mit Jana Hölzel aus Thüringen. Die Radtour ist für die 48-Jährige mehr als eine Mitmachzeit: Für sie ist es eine "Herzensangelegenheit", die ihr Kraft gibt und ihr neue Perspektiven eröffnet. Denn: Jemand aus ihrer Familie hat aktuell mit Depressionen zu kämpfen. Diesen Menschen möchte sie unterstützen. "Es ist für mich eine absolut wertvolle Erfahrung. Rein körperlich und auch psychisch“, sagt sie. Bei der Station in Kronach haben Freunde für sie ein Banner gemalt.

Tourleiterin Henny Friedrich will, dass das Thema psychische Erkrankung mehr Beachtung findet.Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

Teilnahme als "Herzensangelegenheit"

Auf der Tour gehöre das Improvisieren zum Alltag. Sie erzählt von einem beinahe geplatzten Reifen in der Nähe von Naumburg und dass die Gruppe nicht immer weiß, wo sie für die Nacht ihre Zelte aufschlägt. Jana Hölzel genießt auch die Gespräche am Wegesrand, bei denen Menschen erzählen, was sie bewegt.

Auch nach der Tour wird sich Jana weiterhin für das Thema einsetzen. Und ihr betroffenes Familienmitglied? "Ich weiß, dass die Person sehr stolz auf mich ist und hat mir das auch gesagt hat, dass sie das toll findet, dass ich das mache."

Für Jana Hölzel aus Thüringen ist das Mitmachen bei der Mut-Tour eine Herzensangelegenheit.Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

Vom Tabuthema zum Tourthema

Mit Menschen ins Gespräch zu kommen: Das sei mit das Entscheidende an der Tour, sagt auch Henny. In den vergangenen fünf bis zehn Jahren sei es zwar besser geworden, dennoch ist Depression beispielsweise im beruflichen Umfeld noch immer ein Tabuthema: "Es gibt Generationenunterschiede, ein Stadt-Land-Gefälle und Unterschiede bei den Geschlechtern, inwiefern über das Thema gesprochen wird."

Das diesjährige Motto der Mut-Tour ist "Selbsthilfe in Bewegung". Dazu sagt die angehende Sozialarbeiterin, dass die Genesungswege wie die Krankheitsgeschichten sehr unterschiedlich sind. "Aber es ist schon so, dass Bewegung für sehr viele Betroffene eine heilsame Wirkung hat. Bei uns ist es ein wichtiges Element, sich gemeinsam zu bewegen und physische wie soziale Herausforderungen zu meistern."

Bei jedem Stopp der Mut-Tour - so auch in Leipzig - kommen die Radfahrer mit Menschen und verschiedenen Aktionsbündnissen ins Gespräch.Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

Tourleiterin: Leute fühlen sich gesehen und gehört

Eine psychische Erkrankung sei eine ebenso ernstzunehmende Erkrankung wie eine physische, wie beispielsweise ein gebrochenes Bein, erläutert Friedrich weiter. Die Tour leiste einen Beitrag dazu, das sichtbar zu machen: "Die Leute fühlen sich gesehen und gehört. Und wenn das Menschen dazu anregt, sich Hilfe zu suchen, dann ist damit natürlich viel gewonnen."

MDR (sme/koh/hen)

Weiterführende Links

  • 11. August 2025Depression bei Kindern und Jugendlichen erkennen - Anzeichen, Symptome und Hilfe für Familienmit Video
  • 25. Juli 2025Suizidgedanken? Hier finden Sie Hilfe!
  • 23. Juli 2025Assistierter Suizid bei psychischen Krankheiten: Ein sinnvolles Tabu?mit Audio

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke