• Max Privorozki sieht eine zunehmende Bedrohung durch linken Antisemitismus, der sich hinter Israelkritik verberge.
  • Er kritisiert in diesem Zusammenhang auch ein in seinen Augen antisemitisches Relief auf dem Campus der Kunsthochschule Burg Giebichenstein.
  • Privorozki rät jüdischen Männern davon ab, eine Kippa zu tragen, wenn sie abends oder nachts in bestimmten Stadtvierteln unterwegs.

Wer in der Altstadt von Halle die jüdische Gemeinde besucht, muss in der Großen Märkerstraße zunächst mehrere Sicherheitsschleusen hinter sich bringen. Seit dem Anschlag auf die Gemeinde im Oktober 2019 steht das Gebäude, ebenso wie die Synagoge im Paulusviertel, unter verstärktem Schutz.

Gemeindevorsitzender Privorozki sieht unterschätzte Gefahr von links

Max Privorozki, Vorsitzender der Gemeinde, erzählt, dass sich das Bedrohungsgefühl nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober vor zwei Jahren noch einmal verstärkt hat. "Der Antisemitismus ist nach dem 7. Oktober rasant gestiegen. Ehrlich gesagt konnte ich mir vor dem 7. Oktober kaum vorstellen, dass in Deutschland und in meiner Stadt Halle sowas überhaupt möglich ist. Aber das ist jetzt die vollendete Tatsache und ich hoffe, dass das nicht so weitergeht."

Die amerikanische Einschätzung, dass vor allem Zuwanderer aus islamischen Ländern für die antijüdischen Ressentiments in Deutschland verantwortlich sind, wird in Halle nur bedingt geteilt. Privorozki sieht eher eine unterschätzte Gefahr von links: Als progressive Israel- oder Netanjahu-Kritik getarnter Antisemitismus in der Folge der israelischen Gaza-Offensive. "Ich sehe, dass es in den Universitäten unter Studierenden sehr starke linke Bewegungen gibt, die zusammen mit islamistischen Kräften eine ganz gefährliche Suppe machen."

Kritik an Relief auf dem Campus der Kunsthochschule

In diesem Kontext sieht er auch den seit Monaten andauernden Schlagabtausch zwischen jüdischer Gemeinde und der Burg Giebichenstein. Studenten der Kunsthochschule hatten auf dem Campus ein Relief angebracht, das neben einer Palästina-Flagge einen Schweinekopf zeigt – in Anlehnung an sogenannte Judensau-Abbildungen aus dem Mittelalter. "Mir tut das weh, weil das für mich unerklärbar ist", sagt Privorozki. "Wie können Studierende, die intelligent sein sollten, sowas propagieren?"

Auch in den USA werden Studentenproteste gegen Israels Vorgehen im Gaza-Streifen als antisemitisch gegeißelt. Seit Monaten übt die Trump-Regierung deswegen massiven finanziellen und politischen Druck auf eine Reihe als zu "woke" empfundener Hochschulen aus.

Privorozki rät teilweise vom Kippa-Tragen ab

Max Privorozki rät mittlerweile davon ab, mancherorts im Stadtgebiet die Kippa zu tragen, die traditionelle Kopfbedeckung jüdischer Männer. "Ich bin relativ bekannt in der Stadt und man weiß sowieso, dass ich jüdisch bin – egal, ob ich Kippa trage oder nicht. In Halle-Neustadt oder Halle-Südstadt empfehle er, besser nicht Kippa zu tragen, und erst recht nicht abends auf dem Marktplatz. "Unser Marktplatz hier in der Nähe, wenn Sie kurz vor oder nach Mitternacht dorthin kommen, werden Sie sich wundern, was dort los ist." Am Tag jedoch fühlen sich Privorozki und seine Gemeindemitglieder relativ sicher auf Halles Straßen und Plätzen.

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