Digitale Kfz-Zulassung in Mitteldeutschland hinkt hinterher
- Die digitale Kfz-Zulassung funktioniert in zehn Landkreisen Mitteldeutschlands noch nicht, da die Zulassungsstellen bei den Sicherheitsstandards noch nachrüsten müssen.
- Private Ersatz-Portale füllen die Lücke bei der Online-Zulassung, sind aber oft deutlich teurer als die lokale Zulassungsstelle.
- Private Anbieter versprechen eine einfachere Bedienung und unkompliziertere Möglichkeiten zur Identifikation.
Einfacher und billiger sollte sie werden, die digitale Autozulassung i-Kfz. Im Herbst 2023 wurde sie so erweitert, dass An-, Um- und Abmeldungen von Autos vollständig über das Internet funktionieren sollten. Kostenpunkt: meist unter 20 Euro – eigentlich.
Denn noch immer bieten nicht alle Behörden die Online-Zulassung an, erklärt Stefan Immen, Pressesprecher des Kraftfahrt-Bundesamts: "Wir sind in Deutschland insgesamt bei 93 Prozent. Es sind also lediglich sieben Prozent, die noch nicht angeschlossen sind. Und bei denen liegt es in der Regel daran, dass sie die Mindestsicherheitsanforderungen nicht erfüllen, die an das System gestellt sind."
Zehn Landkreise weiter ohne digitale Kfz-Zulassung
Nach einem Hackerangriff auf einen kommunalen IT-Dienstleister erhöhte das Kraftfahrt-Bundesamt 2023 seine Sicherheitsstandards. Weil aber viele Zulassungsstellen diese nicht so schnell erfüllen konnten, wurde Dutzenden von ihnen der Zugang zur Online-Zulassung beim Bundesamt abgestellt. Die meisten haben mittlerweile nachgebessert. Doch in insgesamt zehn Landkreisen in Mitteldeutschland ist die digitale Kfz-Zulassung immer noch deaktiviert. "Vorübergehend", wie es beispielsweise auf der Webseite des Landkreises Nordsachsen auch anderthalb Jahre nach dem Stopp noch heißt. Was dauert da so lange?
Die Antwort aus Torgau kommt schriftlich: "Aktuell arbeitet das Landratsamt daran, i-Kfz zeitnah in allen derzeit aktiven Stufen nachhaltig anbieten zu können." Dazu gehört der Umzug der Online-Zulassungs-IT in ein vom Kraftfahrt-Bundesamt zertifiziertes Rechenzentrum nach Leipzig.
Private Ersatz-Portale oft deutlich teuerer
Bis der Umzug abschlossen ist, füllen die Versorgungslücke private Portale wie ikfz.net – eine Seite, die bei einer Suche nach "Online Zulassung Torgau" ganz oben in den Google-Treffern erscheint. Das Design sieht einer Behördenseite recht ähnlich, findet Beate Saupe von der Verbraucherzentrale Sachsen: "Die Seite macht natürlich für viele Menschen schon einmal den Eindruck, dass es eine staatliche Stelle ist. Deswegen ist unser Tipp für die Verbraucher immer, nochmal ins Impressum zu schauen. Dort ist dann nämlich ersichtlich, dass es ein privates Unternehmen ist."
Knapp 135 Euro kostet etwa eine Ummeldung bei zulassung.digital – einem Anbieter, bei dem man nach einem Klick auf "Umschreibung" landet. Zum Vergleich: Die meisten Städte und Landkreise verlangen etwa 30 Euro für eine Ummeldung vor Ort im Amt. Noch weniger ist es bei der Online-Zulassung.
Private Portale werben mit einfacherem Zugang
Warum nutzen Kunden also solche Dienste? Alexander Bender, Geschäftsführer der blackbird GmbH, die hinter zulassung.digital steht, schreibt, sein Portal sei einfacher nutzbar als viele Behördenseiten. Zum Beispiel, wenn es darum gehe, sich auszuweisen. "Viele Bürger:innen haben keinen Online-Ausweis mit PIN oder möchten ihn nicht nutzen. Wir bieten als Alternative eine einfache Video-Identifizierung an – das ist deutlich nutzerfreundlicher."
Außerdem sind laut Bender in vielen Zulassungsstellen kurzfristige Termine schlicht nicht zu bekommen. Deshalb habe er auch dort Kunden, wo Behörden die Online-Zulassung schon längst anbieten. Zwar gibt es im Internet eine Handvoll Beschwerden über die Preise. Bei Verbraucherschützern oder Zulassungsbehörden ist der Zulassungsdienst jedoch nicht auffällig geworden. Und im Gegensatz zu Landkreisen wie Nordsachsen, dem Saalekreis oder Mansfeld-Südharz, erfüllt er die Sicherheitsstandards des Kraftfahrt-Bundesamts.
Für die Bewohner im Landkreis Nordsachsen dürfte sich eine Fahrt zur Zulassungsstelle in Torgau wohl dennoch lohnen – bei mehr als 100 Euro Preisunterscheid. Denn an Vormittagen gebe es Zulassungen ohne Termin, schreibt ein Sprecher – und irgendwann auch die Zulassung über das Internet. Ziel: erstes Quartal 2026.
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