Herr Bruhne, Oldtimer sind wieder richtig gefragt. Hat das mit Ostalgie zu tun oder mit der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre?

Es hat mit beiden Faktoren etwas zu tun, sicherlich auch mit der Ostalgie. Diese Fahrzeuge wurden wieder entdeckt. Nach der Wende wurden sie irgendwo in Scheunen weggestellt oder einfach nur am Straßenrand vergessen oder sofort verschrottet.

Man wollte neue Fahrzeuge aus dem Westen fahren, den Golf, oder noch besser Mercedes. Man wollte nicht mit dem Wartburg fahren. Das war so die Zeit, wo eigentlich die Werte mehr oder weniger quasi auf Null abgesunken sind.

Wann hat sich das wieder geändert?

Dann ist in den Nullerjahren so ganz langsam angestiegen. Der richtige Durchbruch kam aber erst in den Zehnerjahren, als man erkannt hat: Das ist doch etwas von unserer Kulturgeschichte.

Gibt es weitere Gründe?

Auch die Leute, die damals diese Autos noch als junge Menschen erlebt haben, sind mittlerweile 20 Jahre älter und denken gerne an die Zeit zurück: "Es war damals war doch wirklich nicht alles schlecht und wir hatten mit diesen Autos schöne Erlebnisse."

Das hat dann die Preise wieder steigen lassen?

Ja, wir dürfen nicht vergessen, dass ja viele Autos verschrottet worden sind. Sodass es wirklich einen Sammlerwert bekommen hat.

Aber warum haben sich die Werte in den vergangenen Jahre teilweise mehr als verdoppelt?

Das ist auch ein bisschen im Schatten der allgemeinen Wertentwicklung im Oldtimer-Bereich gewesen. Wir hatten in den Jahren 2014 bis 2017 einen Peak bei den Oldtimerpreisen und teilweise wirklich eine sehr starke Wertentwicklung.

Für welche Fahrzeuge hat das insbesondere gegolten?

Natürlich bei hochpreisigen Fahrzeugen wie dem Porsche 911 oder der legendäre 300 SL Flügeltürer. Da war die Rede vom Garagengold. Das war so um 2015 bis 2017, das waren diese Goldenen Jahre.

Galt das damals auch schon für Autos aus der DDR?

Diese Ostfahrzeuge waren da noch nicht so entdeckt. Die waren noch im Schatten. Aber die Oldtimerwelle ist auch auf diese Fahrzeuge rübergeschwappt.

Das heißt, es war auch wirklich nicht erwartbar. Selbst Experten sind ja über diese aktuelle Entwicklung überrascht?

Ja, prozentual sind das schon wirklich sehr beeindruckende Zahlen. Aber letztendlich müssen wir immer die Werte sehen. Es sind Autos, die man jetzt noch fahren kann. Das Preisniveau ist für Autos allgemein sehr stark angestiegen in den letzten zehn Jahren und so muss man dies natürlich auch ein bisschen beurteilen.

Lässt sich damit auch erklären, warum knapp 3.000 Trabi-Besitzer in Deutschland unter 30 sind? Die wurden geboren, nachdem der letzte Trabi 1991 in Zwickau vom Band gerollt war. Weiß man, was die zum Kauf antreibt?

Es ist irgendwie einfach so cool. Es sind ja nicht nur Trabis, was die jungen Leute auch gerne fahren. Es sind diese alten Ostmotorräder, diese Simson und Schwalbe. Es sind diese Motorräder, die gerade im Osten von Deutschland eine Renaissance haben und auch von jungen Menschen gerne gefahren werden.

Aber ein Trabi ist schon etwas anderes ...

Ja, der ist halt wirklich ganz anders zu fahren als ein modernes Auto. Zweitakter fahren, das kennt man eigentlich gar nicht mehr. Und das ist mit diesen hohen Drehzahlen. Sie haben ja nicht diesen Hubraum, der so einen Drehmoment hat, sondern sie müssen das alles mit Motordrehzahlen machen. Das ist schon auch ein witziges Fahren. Das ist was anderes.

Doch die Preise steigen?

Es ist letztendlich noch bezahlbar und erreichbar, wenn sie einen Trabi fahren wollen. Dann können sie sowas unter 10.000 Euro bekommen. Für um die 5.000 Euro kriegen sie auch schon gute Exemplare und dann macht das einfach nur Spaß.

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