Cranach reloaded: Zersägte "Salome" ist zurück in Gotha
- Das wertvolle Cranach-Gemälde "Salome mit Johannesschüssel" ist erstmals wieder ganz in Gotha zu sehen.
- In den 1930er-Jahren war es in zwei Teile zersägt worden. Der obere Teil, mit der Frauenfigur, galt lange als verschollen.
- Erst 2024 tauchte das Fragment im Kunsthandel wieder auf und konnte für das Herzogliche Museum erworben werden.
90 Jahre getrennt und nun wieder in Gotha vereint: Im Herzoglichen Museum Gotha ist ein Werk von Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553) wieder in Gänze zu bewundern. "Heute ist ein Festtag für uns", erklärte dazu Sammlungsdirektor Timo Trümper von der Stiftung Friedenstein.
Zersägt für den Kunstmarkt: Aus Salome wird Sybille von Sachsen
Die zwei Teile des Gemäldes "Salome mit Johannesschüssel" wurden im Altdeutschen Saal zusammengeführt. Dort war das Werk in den 1930er Jahren zuletzt vollständig zu sehen: im oberen Teil mit dem Porträt einer Frau in festlichem Kleid und Federschmuck als Salome, im unteren Teil mit einer zeittypischen blutigen Darstellung von Johannes dem Täufer. "Ein enthaupteter Männerkopf quasi auf dem Präsentierteller", wie MDR KULTUR-Landeskorrespondetin Mareike Wiemann erläutert.
Als die Stiftung das Gemälde aufgrund wirtschaftlicher Nöte in den 1930er-Jahren habe veräußern müssen, sei der neue Eigentümer aus kommerziellen Gründen "sehr pragmatisch" vorgegangen: "Um den Verkaufswert zu steigern, ließ er es in zwei Teile zersägen". Dazu sagt Direktor Trümper im MDR-Gespräch: "Der Kunsthändler schrieb eben selber, dass für zartbesaitete Menschen der Anblick dieses blutenden Kopfes unerträglich sei." Mit der Trennung des Bildes in zwei Hälften habe sich Salome außerdem in die ernestinische Prinzessin, Sybille von Sachsen, verwandelt. "Die macht sich viel besser über dem Sofa, als so eine blutrünstige Geschichte."

Eine ernestinische Prinzessin macht sich besser über dem Sofa als so ein blutiger Kopf.
Cranach-Gemälde: Fragmente in Gotha halb vereint
Das um das Jahr 1530 in der Cranach-Werkstatt entstandene Gemälde gehörte laut Stiftung seit 1644 zum Bestand der Kunstkammer auf Schloss Friedenstein. Der Verkauf von Dubletten und vermeintlich "schadhaften" Werken sei nach der damaligen Satzung erlaubt gewesen. So sei das Gemälde 1936 veräußert worden. Der unverkäufliche Part mit dem abgeschlagenen Kopf sei nach Gotha zurückgegeben worden. Das obere Fragment mit der Figur Salomes galt demnach seit 2012 als verschollen. Erst 2024 sei es überraschend im Kunsthandel wieder aufgetaucht.
Rückkehr nach Auktion in Frankreich
Von der geplanten Auktion in Frankreich habe die Gothaer Stiftung noch rechtzeitig erfahren, erläutert MDR KULTUR-Landeskorrespondentin Mareike Wiemann weiter. Der Versuch, sich mit den Eigentümern vorab zu einigen, sei fehlgeschlagen. Deswegen habe die Stiftung sich zum Mitsteigern entschlossen. Mit finanzieller Unterstützung der Kulturstiftung Gotha und auch privater Geldgeber sei es gelungen, den Zuschlag zu bekommen. Nicht bekannt sei die Höhe der gezahlten Summe. Aber der Schätzwert habe zwischen 80.000 und 120.000 Euro gelegen.

Fragen der Restaurierung noch offen
Nun hängen beide Teile des Gemäldes im Altdeutschen Saal des Herzoglichen Museums übereinander. Ob sie wieder zu einem Bild vereint werden sollen, ist laut Trümper noch nicht ausgemacht. Auch wenn man beide Teile wieder zusammenfügte, ließe sich das Gemälde damit nicht in seinen "Urzustand" zurückversetzen, betonte der Experte. "Der Schnitt" werde immer zu sehen sein.
Das Salome-Bildnis soll 2026 restauriert werden. Noch unklar sei nicht nur, ob man beide Teile des Bildes wieder vereine, weiß Wiemann. Der farbige Hintergrund des Frauenporträts sei wohl ebenfalls aus Verkaufsgründen aufgehellt worden. Wie die Restauratoren damit umgehen, sei noch unklar.

Gotha: Bekannt für Kunst-Krimis
Das untere Fragment mit der "Johannesschüssel" wurde bereits 2015 restauriert ausgestellt. Das Gemälde gelangte laut Stiftung einst vermutlich als Mitgift der Herzogin Elisabeth Sophie von Altenburg (1619-1680) nach Gotha.
Die Stadt ist auch bekannt für einen weiteren Kunst-Krimi: Vor sechs Jahren kehrten die Bilder aus dem Kunstraub von 1979 nach langen Verhandlungen wieder zurück in die Sammlung.
Quelle: Friedenstein Stiftung Gotha, MDR (Mareike Wiemann), dpa, Redaktionelle Bearbeitung: ks
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