• Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen sieht den Vorschlag zu den Basistarifen positiv.
  • Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen lehnt den Vorschlag ab und ist für umfassende Reformen.
  • Die Linken-Politikerin Susanne Schaper betont in der Debatte, Gesundheit dürfe nicht vom Einkommen abhängen.

Eine gesetzliche Krankenversicherung nach dem Baukastenprinzip. So könnte man die Idee von Gesundheits-Staatssekretär Tino Sorge umschreiben. Der CDU-Politiker schlägt den Kassen vor, sogenannte Basistarife einzuführen. Die sollen günstiger sein als die bisherigen Tarife und eine Art Grundversorgung sicherstellen.

Wer mehr als das möchte, müsste Zusatztarife abschließen und dafür extra bezahlen. Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen steht dem Vorschlag offen gegenüber, sagt der Vorstandsvorsitzende Stefan Windau. Das sei grundsätzlich der richtige Weg. "Voraussetzung ist, dass in diesem Basistarif natürlich alle wesentlichen Dinge drin sind, die zu einer adäquaten Versorgung der Patienten nötig sind. Das kann kein Billigspartarif sein, sondern es muss das Wesentliche drin sein, dass unsere Patientinnen und Patienten gut versorgt werden können."

KV Thüringen befürwortet Basistarif

Welche Leistungen der Basis-Tarif, wie ihn Tino Sorge beabsichtigt, konkret beinhalten soll, ist noch nicht bekannt. Ganz neu ist die Idee aber nicht. 2011 war die Kassenärztliche Bundesvereinigung noch mit einem vergleichbaren Vorschlag gescheitert.

Dass es dieses Mal klappt, hofft man auch bei der KV Thüringen. Deren Vorsitzende Annette Rommel verweist auf gute Erfahrungen aus Dänemark, wo es ein ähnliches Modell gibt. "90 Prozent der Versicherten in Dänemark haben dieses Basis-Tarif-Modell gewählt, nur zehn Prozent haben da noch Pakete dazu gebucht und das sagt ja schon sehr viel aus", meint Rommel.

GKV für umfangreiche Reformen

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen hält dagegen nichts von dem Vorschlag. Es brauche keine Diskussion um Tarife, sondern durchgreifende Reformen, heißt es auf Anfrage von MDR AKTUELL. Auch der Gesundheitsökonom David Matusiewicz von der FOM-Hochschule in Essen sagt, dass damit das Ausgabenproblem nicht gelöst werde. Er schlägt vor, stattdessen stärker auf Prävention zu setzen.

"Da müssen wir rangehen – dass die Leute erst gar nicht zum Arzt müssen, sondern vorher schon Ernährung, Bewegung, Schlaf und Digitalangebote dazu führen, dass ich einen gesünderen Lebensstil habe", sagt Matusiewicz. "Man sagt ja: 20 Prozent ist Genetik und 80 Prozent Lebensstil. Also da muss ich doch anfangen, denn das sind Modelle, mit denen wir die Kosten wirklich in den Griff bekommen."

Auch der Sozialverband VdK lehnt den Vorschlag ab. Präsidentin Verena Bentele bezeichnet das Basis-Tarif-Modell als ungerecht. Für wohlhabende Menschen sei jetzt schon alles an therapeutischen Möglichkeiten, an Ernährungsprodukten und so weiter verfügbar. "Für ärmere Menschen ist das verfügbar, was unser gesetzlicher Katalog beinhaltet. Und das noch weiter einzuschränken, ist gerade für Menschen mit wenig Geld, mit chronischen Erkrankungen, für erwerbsgeminderte, ältere Menschen ein erheblicher Nachteil."

Gesundheit darf nicht vom Einkommen abhängen

Die Vize-Vorsitzende der Grünen im Bundestag, Misbah Khan übt ebenfalls Kritik. Sie befürchtet, dass ein ungerechtes und unsolidarisches Drei-Klassen-System entstehen könnte. Ähnlich äußert sich Susanne Schaper, gesundheitspolitische Sprecherin der Linken in Sachsen. "Gesundheit darf nicht zu einer Einkommensfrage werden", sagte Schaper. "Das würde am Ende dem Sinn einer solidarischen, gesetzlichen Krankenkasse überhaupt nicht entsprechen."

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken scheint auch nicht vollends von dem Vorschlag überzeugt zu sein. In einem RTL-Interview erklärte die CDU-Politikerin, die Idee könne zwar in der Reformkommission beraten werden, sei aktuell aber keine Maßnahme, die bereits vorbereitet werde.

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