• Betroffene Kinder kommen oft aus Krisensituationen in die Inobhutnahme. Das Personal muss sich rund um die Uhr um die Bedürfnisse der jungen Menschen kümmern.
  • In Chemnitz wurde vor zwei Jahren eine neue Einrichtung eröffnet – die Kapazitäten sind ausgelastet.
  • Die Kosten für die Versorgung pro Kind sind hoch, da die Betreuer die finanziellen Aufgaben der Eltern stemmen müssen.

Ein kleiner Junge sitzt mit Erzieherinnen in einem Sportraum auf dem Boden. Auf einen großen Papierstreifen quetscht er immer neue Malfarben aus großen Flaschen. Mit den Händen patscht er in die Farbe und verteilt sie und lacht.

Auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, dass es sich um eine Inobhutnahme-Einrichtung handelt. Die ist die letzte Instanz, wenn das Kindeswohl gefährdet ist – also zum Beispiel, wenn Kinder vernachlässigt werden, herabgewürdigt – geschlagen oder sexuell missbraucht.

Begleitung in der Krise: Betreuer arbeiten rund um die Uhr

Sandy Neubert ist eine der Pädagoginnen, die die jungen Menschen bis 17 Jahre hier in Chemnitz betreut: "Wir begleiten sie in ihrer Krise. Mit den einfachsten Dingen erstmal – den Grundbedürfnissen: essen, trinken, schlafen – bevor wir dann zu irgendwelchen Strukturen kommen können. Wir begleiten den Schulalltag, Fahrten übernehmen in die Kita, in die Schule, wir machen Ausflüge, wir betreuen sie am Nachmittag."

Die Pädagogin und ihre Kolleginnen sind rund um die Uhr für die Kinder in Not da – die ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben. Bleibt alles ruhig, macht der Nachtdienst Büroarbeit, Wäsche oder bereitet die Brotbüchsen für den nächsten Tag vor – doch nicht selten müssen auch in der Nacht Kinder aufgenommen werden.

Hoher Bedarf: Neubau in Chemnitz ausgelastet

Vor etwa zwei Jahren ist der Neubau des SFZ Förderzentrums in Chemnitz eröffnet worden – unter anderem mit Schutzraum, Küche, Spielbereich und Zimmern für die Kinder.

Tino Landmann, zuständig für die Kinder und Jugendhilfe, hat das Gebäude mit geplant: "Eine Inobhutnahmestelle muss auf alle Situationen vorbereitet sein, die das Leben so bietet. Für alle Kinder – Kinder mit Behinderung, Kinder mit Lerneinschränkungen, Verhaltensauffälligkeiten, das heißt tatsächlich auch eine ganz große Bandbreite an Mischungen. Die Gruppe ändert sich ja täglich. Wir haben auch junge Menschen, die schon delinquent sind oder Drogen missbrauchen. Die sind dann mal aggressiv, mal freundlich zugewandt. Das ist dann sekündlich neu zu bewerten, wie gehandelt werden muss. Wir hatten jetzt kürzlich erst, zwei Säuglinge und weitere acht Kinder."

Zehn Plätze gibt es in der Einrichtung – seit zwei Jahren ist sie ausgelastet, sagt Landmann. Die Kinder bleiben so lange – bis sie eine Perspektive haben, wie es weitergeht. Das reicht von wenigen Tagen über Monate bis selten auch länger als ein Jahr.

Hohe Kosten: Betreuer müssen Elternaufgaben übernehmen

Das alles kostet Geld. Laut Stadt kosteten die Inobhutnahmen in verschiedenen Stellen in Chemnitz vergangenes Jahr durchschnittlich 18.000 Euro pro Person pro Monat. Leipzig beziffert die Kosten auf 11.000 bis 30.000 Euro pro Monat. Je nach Unterbringungsort und -art kann das variieren. Dresden rechnet grob mit 400 Euro pro Tag, also 12.000 Euro im Monat.

80 Prozent seien Personalkosten inklusive Nacht- und Feiertagszuschlägen, die nach Tarif steigen, erklärt die Dresdener Jugendamtsleiterin Sylvia Lemm: "Dazu kommen Miete für die Einrichtung, Lebensmittel, Strom. Ich brauche Reinigungsmaterial, Bestecke, ich brauche aber auch Bastelmaterial, Fußbälle und ganz praktisch Verbandsmaterial, was die Krankenkasse nicht bezahlt. Duschgel, Klopapier, so ganz banale Dinge. Und da gehören auch die Dinge dazu, die Kinder auch für ihr Alltagsleben benötigen."

Hinzu kämen Kleidung, Versicherungen oder beispielsweise geleaste Fahrzeuge für die Fahrten der Kinder, erklärt Lemm. Im Prinzip all die Kosten, für die in der Regel die Eltern aufkommen.

Und für Tino Landmann in Chemnitz ist klar: wenn die Kinder schon aus einer Krisensituation in der Familie herauskommen, sollte die Einrichtung alles dafür tun, dass sie sich hier sicher und wohl fühlen.

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