• Durchschnittspreise in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gestiegen.
  • Gebrauchte Wohnmobile: Zu Pandemiezeiten wurde teils Neuwagenpreise überschritten.
  • Rechtsbeihilfe des ADAC registriert Anstieg der Anfragen.
  • Wenn das Geld nicht für ein Neufahrzeug reicht.

Herr Markert, wie sieht die Lage auf dem Wohnmobil-Markt nach dem großen Boom durch die Coronajahre aus?

Die Nachfrage bleibt zwar hoch, pendelt sich aber mit einem leichten Anstieg auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit ein.

Von welchen Zahlen sprechen wir dabei?

Der ADAC-Campingexperte Dominic Markert. Bildrechte: ADAC/ David Klein

In den vergangen fünf Jahren seit 2020 bewegen wir uns bei den Neuzulassungen im Schnitt bei 78.000 – wenn wir die Corona-Zeit einmal ausklammern. Im letzten Jahr gab es auch wieder einen leichten Peak mit 74.000. Dieses Niveau könnten wir in diesem Jahr eventuell sogar übersteigen.

Der entscheidende Unterschied ist aktuell aber, dass die Hersteller die Nachfrage auch bedienen können?

Genau, die Produktion hatte nach der Pandemie wieder Fahrt aufgenommen. Das merkt man letzten Endes auch an der Verfügbarkeit. Je nach Modell beträgt die Lieferzeit heute oft nur wenige Wochen statt mehrerer Monate.

Was hat sich noch geändert?

Die Preise sinken, aber nicht flächendeckend, und einzelne Modelle werden durch gezielte Maßnahmen wie Rabatte oder neue Einstiegsmodelle günstiger. Das hat sich jetzt auch auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf gezeigt. Da gab es etwa den Bürstner Papillon mit Einstiegspreis 39.900 Euro. Das sind deutlich attraktivere Preisregionen als noch in den vergangenen Jahren.

Wie waren denn die Preise in den vergangenen Jahren?

Die Preise sind in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gestiegen.

Dominic MarkertADAC-Experte

Man hat mal ausgerechnet, dass der Durchschnittspreis im vergangenen Jahr bei 74.000 Euro gelegen hat. Im Jahr 2015 war dieser noch bei 55.000 Euro. Die Preise sind in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gestiegen. Die Preisspanne ist doch sehr groß, nur auf den Durchschnittswert zu schauen kann irreführend sein.

Wie sieht das auf dem Gebrauchtwagenmarkt aus – dort wechseln mehr Wagen den Besitzer als das es Neu-Mobil-Zulassungen gibt?

Da sieht man aktuell das Gleiche. Die hohen Preise, die vor drei, vier Jahren noch aufgerufen wurden, sinken. Besonders betroffen sind junge Gebrauchte aus den Jahren 2021 und 2022, die während der Corona-Zeit zu Höchstpreisen gehandelt wurden. Aber auch ältere Fahrzeuge, die sich durch ihre Zuverlässigkeit und solide Technik bewährt haben, bleiben gefragt – insbesondere bei Selbstumbauten.

Können Sie das konkretisieren?

Aus persönlichem Interesse kann ich sagen, dass der Volkswagen T4 – gerade als Allradmodell – ein sehr beliebtes Fahrzeug zu Corona-Zeiten war. Da sind unvorstellbare Preise aufgerufen worden. Für gebrauchte T4-Modelle wurden teils Preise verlangt, die fast an den Neuwert heranreichten.

Gibt es weitere Beispiele?

Ich selbst besitze einen Mercedes Sprinter (W906) als Allradfahrzeug. Bei diesem Fahrzeug wurde zu Pandemiezeiten der Neuwagenpreis auch teilweise überschritten. Auch die Preise für selbst ausgebaute Kastenwagen lagen zeitweise auf extrem hohem Niveau. Deren Zahl hat in den letzten Jahren durch die individuelle Gestaltung auch immer weiter zugenommen.

Aber gerade da wird es schwierig für die vielen Neukunden auf diesem Markt…

Es ist immer ratsam bei einem potenziellen Kauf, doppelt hinzuschauen und das Fahrzeug wirklich auch von einem unabhängigen Sachkundigen prüfen zu lassen. Zentrale Komponenten wie Wasser-, Gas- oder Stromleitungen sind oft so verbaut, dass Laien sie kaum überprüfen können.

Musste sich die Rechtsbeihilfe des ADAC zuletzt häufiger mit Wohnmobil-Käufen auf dem Gebrauchtwagenmarkt auseinandersetzen?

Ja, unsere Juristen registrieren seit Jahren einen kontinuierlichen Anstieg solcher Anfragen.

Gab es Themen, die dabei besonders im Fokus standen?

Häufige Streitpunkte sind unerkannte Feuchtigkeits- oder Hagelschäden.

Wie kommt das?

Feuchtigkeit kann durch viele potenzielle Quellen eindringen: Durch Veränderungen an der Karosserie – Fenstereinbauten oder Dachaufbauten. Auch die Dämmung ist zu prüfen. Wie sieht der Motor aus. Wenn sie nicht selbst im Handwerk tätig oder darin begabt sind, dann wird es schwierig.

Was bleibt dem Kunden dann übrig, wenn das Geld für ein Neufahrzeug nicht reicht?

Ein gebrauchtes Wohnmobil kann dann die günstigere Wahl sein. Hier gilt es ganz genau hinzuschauen. Zu empfehlen ist vor dem Kauf einen Camper-Check durchzuführen. Entweder in einem ADAC-Prüfzentrum oder beim Caravaning Gutachter Fachverband (CGF).

Warum gehen die Kunden trotzdem das Risiko ein?

Wie bereits besprochen, sind Gebrauchtfahrzeug in der Regel günstiger als ein Neufahrzeug. Der entscheidende Vorteil liegt jedoch in der schnelleren Verfügbarkeit und der größeren Auswahl.

Was meinen Sie damit?

Natürlich können Sie beim Hersteller beim Neufahrzeug alles konfigurieren lassen, müssen dann aber halt eine längere Wartezeit in Kauf nehmen. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt findet man fast alles und hat keine große Wartezeit. Vielleicht nur eine größere Distanz, um sich das Fahrzeug anzuschauen oder dann gegebenenfalls abzuholen.

Was denken Sie, wie werden sich die Preise in kommender Zeit entwickeln?

Auf dem Neuwagenmarkt wurde im vergangenen Jahr bereits ein gewisses Hoch überstiegen. Da werden sich die Zulassungszahlen und das Preisniveau nun voraussichtlich stabilisieren.

Welche Faktoren beeinflussen das?

Mehrere Faktoren wirken aktuell auf die Preisentwicklung: Zum einen die gesunkene Nachfrage nach Neufahrzeugen, die durch die wirtschaftliche Unsicherheit und gestiegene Finanzierungskosten beeinflusst wird. Zum anderen reagieren Hersteller mit Rabatten und neuen Einstiegsmodellen auf den Wettbewerbsdruck.

Wie sieht es bei den Gebrauchtwagen aus?

Eine Prognose ist schwierig, da viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen.

Könnte die E-Mobilität den Neuwagenmarkt in den nächsten Jahren stark verändern – und dabei auch China eine größere Rolle spielen?

Das gilt es noch zu beobachten. Erste elektrische Reisemobile sind zwar verfügbar, müssen sich aber in der Praxis noch beweisen – insbesondere was Alltagstauglichkeit und das durch die Akkus bedingte Zusatzgewicht betrifft.

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