• Trotz gesunkener Fallzahlen werden immer noch überdurchschnittlich viele Mitarbeiter in den Stadtverwaltungen häufig krank. Das hat auch mit der überalterten Belegschaft zu tun.
  • Die Stadtverwaltungen beklagen ein zu hohes Arbeitspensum. Bund und Länder würden zu viele Aufgaben auf die Kommunen abwälzen – trotz fehlender Kapazitäten.
  • Auch die psychische Belastung spielt eine Rolle: Viele Bürger lassen ihren Frust am Verwaltungspersonal aus.

Die Kurve in der Krankenstatistik von Magdeburg zeigt nach oben. 2019 zählte die Stadtverwaltung noch durchschnittlich 27,6 Krankheitstage für jeden Mitarbeiter. 2024 war jeder Beschäftigte 31,9 Tage krankgeschrieben. Das liegt leicht über dem Durchschnitt der Mitgliedsstädte im Deutschen Städtetag.

Überalterte Belegschaft: Krankheiten häufen sich

Ronni Krug ist Beigeordneter für Personal der Stadt Magdeburg. Ein Grund, warum die Beschäftigten so oft krank werden, sei die überalterte Belegschaft, sagt Krug: "So ist bei uns auf Rang eins der Erkrankungsgründe das Muskel- und Skelettsystem. Also böse gesprochen würde man jetzt sagen, das sind normale Alterserscheinungen, die jeden Menschen letztendlich treffen." Das trete in der Gesellschaft gehäuft auf und damit auch in der Stadtverwaltung.

Überdurchschnittlich hoher Krankenstand trotz gesunkener Zahlen

MDR AKTUELL hat außer in Magdeburg noch in Dresden, Chemnitz, Gera und Halle zu den Krankenständen in den Verwaltungen nachgefragt. In Halle zählte die Stadt 2024 im Durchschnitt 25,9 Krankentage. In Gera waren es 30. Dresden und Chemnitz lassen sich zwischen diesen beiden Zahlen einordnen. Anders als in Magdeburg ist der Krankenstand in allen vier Städten gegenüber dem Vorjahr gesunken.

Trotzdem zeigen die Zahlen, dass Beschäftigte von Stadtverwaltungen öfter krank sind als in anderen Berufszweigen. Warum, erklärt Volker Geyer, Bundesvorsitzender des Deutschen Beamtenbundes: "Wir stellen eine verstärkte Überlastung unserer Kolleginnen und Kollegen fest. Wir stellen fest, dass die Überstunden ständig anwachsen". Außerdem habe man festgestellt, dass 600.000 Menschen fehlten und das habe Auswirkungen auf die Belastung der Kolleginnen und Kollegen.

Überforderung: Bund und Länder wälzen Aufgaben auf Kommunen ab

Außer den unbesetzten Stellen sieht Geyer noch ein weiteres Problem. Bund und Länder würden zu viele Aufgaben auf die Kommunen abschieben. Die Belastungen erfolgen hauptsächlich auch dadurch, dass neue Gesetze vom Bundestag oder den Landtagen verabschiedet werden, die dann von der Verwaltung umgesetzt werden müssen. Das Gesetz zum Wohngeld sei beispielsweise eine enorme Arbeitsbelastung gewesen. Auch seine Kolleginnen und Kollegen litten unter der enormen Bürokratie, so Geyer.

Psychische Belastung: Ton der Bürger gegenüber den Mitarbeitern ist rauer

Einen anderen Grund für die Belastung der Beschäftigten in kommunalen Verwaltungen nennt Carsten Rieder. Er ist Geschäftsführer des Gemeinde- und Städtebunds Thüringen: "Der Ton im Umgang der Bürger mit den Mitarbeitern in den öffentlichen Verwaltungen, der wird rauer." Viele bauten ihren Frust darüber ab, dass sie nicht schnell Termine bekämen und dass es bis zur Klärung ihres Anliegens manchmal länger dauere. Das könne bei den Mitarbeitern wiederum zu einer psychischen Belastung, Stress oder Unzufriedenheit führen.

Wie aber umgehen, wenn Mitarbeiter regelmäßig länger ausfallen? Muss es dann eine Kündigung geben? In Magdeburg werde das genau abgewogen, sagt der Beigeordnete Ronni Krug: "Grundsätzlich wollen wir immer jeden Beschäftigten halten. Denn jeder Beschäftigte ist bares Kapital. Nachbesetzungen von Stellen sind in vielen Bereichen sehr schwer möglich. Nichtdestotrotz: Wenn wir einen Einzelfall einer Dauererkrankung haben und alle Mittel der betrieblichen Eingliederung ausgeschöpft sind, dann bleibt natürlich als letzter Schritt eine Kündigung."

Das, so Krug, müsse aber immer im Einzelfall geprüft werden.

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