• Bei Hausaufgaben für Kinder und Jugendliche sollte mitgedacht werden, dass KI genutzt wird.
  • Soziale Kompetenzen verarmen, wenn nur noch Bots nach Ratschlägen gefragt werden.
  • Eines der größten Probleme mit KI sind sogenannte Deep-Nudes, also Fälschungen von Nacktbildern.

Künstliche Intelligenz wird unter Eltern viel diskutiert – teils euphorisch, teils ängstlich. Es reiht sich ein zwischen anderen Themen, die ähnlich polarisieren, wie Handyverbot oder Bildschirmzeit.

Zu Recht, findet Stephan Dreyer: "KI's sind ein paradoxes Angebot, gerade für Kinder und Jugendliche. Chancen stehen neben Risiken, mit denen es umzugehen gilt", sagt der Wissenschaftler. Dreyer ist Senior Researcher für Medienrecht und Media Governance am Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg und beschäftigt sich täglich mit Künstlicher Intelligenz.

KI und Hausaufgaben: Fragen anders stellen

Ein häufiges Problem, zumindest für Eltern und Lehrkräfte, ist, dass ChatGPT oder andere KI-Chatbots hervorragend und schnell darin sind, Hausaufgaben zu erledigen. Die Angst: Kinder lernen in der Schule nichts mehr, setzen sich nicht ernsthaft mit Themen auseinander, schreiben nur ab, was die KI ihnen vorsagt.

Es gebe hierfür Lösungsansätze, sagt Dreyer im Gespräch mit MDR AKTUELL. Die Aufgaben müssten heute anders gestellt werden. Zum Beispiel: "Erstellt einen Aufsatz mit KI und reflektiert dann kritisch, an welchen Stellen die KI das gut macht und an welchen Stellen die KI möglicherweise falsch liegt."

Eine Stadt in Baden-Württemberg macht das seit kurzem vor. Über die Plattform "fobizz" können Schülerinnen und Schüler in Freiburg KI-Anwendungen nutzen, ohne dabei personenbezogene Daten zu übermitteln. Dazu gehören neben ChatGPT auch Korrekturhilfen und bildgenerierende KI's. Lehrkräfte vor Ort sagen: "KI ist schon längst an der Schule." Nur eben ohne pädagogische Aufsicht. Das wollen sie ändern.

Bots können Antworten anbieten, die sich anfühlen wie Empathie. Aber zu Konflikten, die für soziale Kompetenzen wichtig sind, kommt es mit der Maschine nicht.

Stephan Dreyer, Leibniz-Institut für Medienforschung

KI als Freund und Ratgeber: immer erreichbar

Dass Kinder in Chatbots einen Freunde-Ersatz finden, sich zurückziehen, nicht mehr am "echten" Leben teilnehmen, besorgt Eltern zunehmend. Stephan Dreyer sagt dazu: "Bots können Antworten anbieten, die sich anfühlen wie Empathie. Ein Vorteil: Sie sind immer verfügbar. Aber zu echten Konflikten und Reflektion, die wichtig sind für die Entwicklung sozialer Kompetenzen, kommt es mit der Maschine nicht." Dafür geht mit KI eine lange Bildschirmzeit einher.

Die App "freii" wurde genau hierfür konzipiert. Das Ziel: Weg vom Handy und Tablet, rein ins analoge Leben. Das klingt erst einmal paradox: Ausgerechnet mit einer App? Ja, gerade hiermit kann es klappen, die Bildschirmzeit zu reduzieren, sagt Eckardt von Hirschhausen, der Teile der App moderiert hat.

Für die Kinder und Jugendlichen gibt es tägliche Videos, Quizfragen und Challenges in der App. Für Eltern gibt es einen eigenen Bereich mit Tipps. Am Ende der Übungen werden die Kinder und Jugendliche aufgefordert, die Welt draußen zu erleben und das Handy wegzustecken.

Sexuelle Gewalt und Belästigung durch KI

Eine Gefahr, die große Belastungen für Betroffene bedeutet, sind sogenannte Deep-Fakes und Deep-Nudes. Dreyer erklärt das Phänomen: "Auf Grundlage eines Fotos, zum Beispiel aus den Sozialen Medien, können Gesichter auf pornografische Videos gesetzt werden. Und das macht dann im Klassen-Chat die Runde."

Das sei extrem belastend für die Abgebildeten – "auch wenn allen klar ist, dass das wahrscheinlich nicht echt ist", sagt er. Der niedrigschwellige Zugang zu KI-Anwendungen habe hier weitreichende und sehr negative Auswirkungen. Auch die algorithmische Einseitigkeit sei problematisch.

Es gebe aber Wege, den Umgang mit KI sicherer zu gestalten, erklärt Dreyer. "Viele Kinder sind Experten und wissen mehr über KI-Systeme als ihre Eltern. Sie können also stolz zeigen, was sie herausgefunden haben. Dabei entsteht bestenfalls ein familiäres Gespräch." Das sei das Wichtigste: miteinander sprechen. Und die aktive Auseinandersetzung der Eltern mit den Gefahren durch KI. Aber eben auch mit den Möglichkeiten.

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