DDR-Bergbau-Roman "Rummelplatz" kommt auf die Opernbühne
- In Chemnitz wird am 20. September die Bergbau-Oper "Rummelplatz" mit der Musik von Ludger Vollmer uraufgeführt.
- Den Text für das Musiktheater hat die preisgekrönte Autorin Jenny Erpenbeck nach Werner Bräunigs Roman geschrieben.
- Während sich einige Aspekte der Geschichte gut für eine Oper eignen, mussten viele Szenen auch gestrichen oder verändert werden.
Die Oper "Rummelplatz" feiert am Samstag in Chemnitz ihre Uraufführung. Sie greift den gleichnamigen Roman von Werner Bräunig auf, der 2007 postum erschien und seither als ein Schlüsselroman über die frühen Jahre in der DDR gilt. Angesiedelt im Umfeld des Bergbaubetriebes Wismut, ist der Roman eng mit der Region rund um Chemnitz verbunden.
Chemnitzer Bergbau-Oper mit aktuellen Bezügen
Die Musik für die Oper stammt vom Berliner Komponisten Ludger Vollmer. Für ihn ist eine nach wie vor aktuelle Schlüsselfrage des Romanes, wie Menschen zu Gestaltenden einer Gesellschaft werden. Das sagte er vergangene Woche bei einer konzertanten Matinee, die einen musikalischen Vorgeschmack gab, in Anwesenheit ehemaliger Arbeiterinnen und Arbeiter der Wismut.

Wir haben noch nicht ausreichend über die Biografien der Menschen gesprochen, die diesen Umbruch nach der Wende mit vollzogen haben.
Er habe festgestellt, so Vollmer, "dass wir noch nicht ausreichend über die Biografien der Menschen gesprochen haben, die diesen Umbruch nach der Wende mit vollzogen haben. Und wenn man über so schwerwiegende Probleme nicht spricht, auch künstlerisch nicht miteinander sprechen kann, dann bleibt das in der Gesellschaft, wird weiter transportiert und kann missbraucht werden."

Libretto von Schriftstellerin Jenny Erpenbeck
Das Libretto zur Oper verfasste die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin Jenny Erpenbeck ("Heimsuchung", "Gehen, ging, gegangen", "Kairos") in enger Zusammenarbeit mit dem Komponisten. Erpenbeck hat Opernregie studiert und gab im Gespräch mit dem MDR zu, dass sie zunächst skeptisch gewesen sei, ob sich das 768 Seiten starke Buch in ein Libretto umwandeln ließe. Die literarische Qualität habe sie aber überzeugt. "Von der ersten Seite an habe ich das Buch geliebt", sagte die Bestsellerautorin.
Über den Roman "Rummelplatz" (Zum Ausklappen)
Der Autor Werner Bräunig verfasste zwischen 1959 und 1966 das Manuskript zu seinem Roman "Rummelplatz" über die ersten Jahre der DDR zwischen 1949 und 1953. Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf dem Arbeitsalltag der Mitarbeitenden des Bergbaubetriebs Wismut. Der Aufstand des 17. Juni 1953 bildet das Ende des Buches.
Der Roman wurde wegen Diskussionen um Zensur nicht veröffentlicht und blieb zu Bräunigs Lebzeiten unvollendet. 1976 starb Werner Bräunig. 2007 erschien "Rummelplatz" zum ersten Mal, erntete positive Kritiken und war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.
Wie aus dem Buch eine Oper wurde
In der Opernfassung konzentriere sich Bräunigs Geschichte auf vier Hauptpersonen, erklärte Erpenbeck. Zudem sei der Teil der Erzählung weggelassen worden, der im Westen spielt. Alles fokussiere sich auf die Geschehnisse bei der Wismut.

Dabei gehe es darum, "dass die Leute sich auch selber wiedererkennen in dem Stück und ihrer Geschichte". Durch Bräunigs persönliche Erfahrungen bei der Wismut fühle sich dieser Teil der Geschichte näher und lebendiger an, beschreibt Erpenbeck die Gründe für die Schwerpunktsetzung.
Viele Aspekte aus Bräunigs Werk würden sehr gut für die Oper funktionieren, beschreibt Erpenbeck: "Ich fand bei Bräunig wirklich großartig, dass er diese ganz verschiedenen Menschen überhaupt zusammenbringt in einem Buch, auch in ihrer Zuneigung zueinander, trotz der Verschiedenheiten."

Von der ersten Seite an habe ich das Buch geliebt.
Diese verschiedenen Stimmen ließen sich insbesondere in der Oper gut miteinander verbinden, indem sie in einem Quartett oder Sextett als ein Musikstück zusammenklingen. "Das ist natürlich auch das große Potenzial von Oper", resümierte Erpenbeck.
Blick von heute ins Gestern
Einige Szenen aus Bräunigs Roman mussten für die Opernfassung angepasst werden. Eine politische Diskussion über die Atombombe zwischen den Figuren habe sie beispielsweise in einen Garten verlegt, so Erpenbeck: "Und da sitzen plötzlich junge Leute in einem schönen Garten am Wochenende und besprechen diese ganz schweren Dinge, die ihnen auch Angst machen."

Eine Bedrohung, die auch heute wieder aktuell sei, argumentiert Erpenbeck: Aus dem abgebauten Uran der Wismut waren sowjetische Atomwaffen hergestellt worden. All dies müsse direkt in den Dialogen zwischen den Figuren besprochen werden, in der Oper gebe es keine Erklärungen oder Fußnoten, erläuterte die Autorin.
"Ich gehe davon aus, dass es auf gar keinen Fall langweilig wird", fasste Erpenbeck zusammen.
Informationen zur Oper
"Rummelplatz"
Oper nach W. Bräunig von Ludger Vollmer und Jenny Erpenbeck
Premiere:
Samstag, 20. September, 19:30 Uhr (ausverkauft)
Nächste Aufführungen:
Sonntag, 28. September 2025, 18:00 Uhr
Freitag, 03. Oktober 2025, 18:00 Uhr
Samstag, 11. Oktober 2025, 19:30 Uhr
Sonntag, 19. Oktober 2025, 16:00 Uhr
Opernhaus Chemnitz
Theaterplatz 2
Quellen: MDR KULTUR (Grit Krause), MDR SACHSEN (Andreas Berger)
Redaktionelle Bearbeitung: hro, ml
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