• Neue DB-Chefin sorgte bei Tochterunternehmen für schwarze Zahlen
  • Gewerkschaft EVG will gegen Palla stimmen, GDL dafür
  • Neue Strategie: Mehr Sicherheit, mehr Sauberkeit
  • Sachsen fordert bessere Fernverkehrsanbindung

Evelyn Palla ist als neue Chefin der Deutschen Bahn bestätigt worden. Wie der Konzern am Dienstag mitteilte, stimmte der Aufsichtsrat der Personalie zu. Am Montag hatte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) die 51-Jährige als designierte neue Bahn-Chefin vorgestellt. Sie löst damit Richard Lutz ab, der es nicht geschafft hatte, die zahlreichen Krisen des Unternehmens in den Griff zu bekommen.

Schnieder präsentierte auch Eckpunkte für eine Reform der kriselnden Deutschen Bahn. So hat er etwa die Zielwerte bei der Pünktlichkeit nach hinten verschoben. Erst ab 2029 sollen mindestens 70 Prozent der Züge im Fernverkehr pünktlich sein. Die bislang von der Bahn anvisierten Ziele seien "nicht annähernd erreichbar".

Neue DB-Chefin sorgte bei Tochterunternehmen für schwarze Zahlen

Bereits am Wochenende hatten Medien übereinstimmend berichtet, dass Palla, die bisher Chefin der Bahn-Regionalverkehrstochter DB Regio ist, für den Posten als DB-Vorstandsvorsitzende auserkoren worden sei. Das Verkehrsministerium hatte diese jedoch zunächst nicht bestätigt.

EVG will gegen Palla stimmen, GDL dafür

Vor der Tagung des Aufsichtsrates hatte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG angekündigt, dass sie gegen Palla stimmen werde. Die EVG stellt zwei von 20 Aufsichtsratsmitgliedern. EVG-Boss Martin Burkert sagte, die Ablehnung richte sich vor allem gegen den geplanten Wechsel an der Spitze der Infrastrukturgesellschaft DB InfraGo.

Im Gegensatz zur EVG hatte die Lokführergewerkschaft GDL erklärt, den personellen Neuanfang bei der Bahn zu unterstützen. Vorstandsmitglied Klaus-Peter Schölzke sagte MDR AKTUELL, Palla habe bereits nachgewiesen, dass sie Missstände anpacke. Auch die Kritik am künftigen Infrastruktur-Chef Dirk Rompf sei überzogen. Für die marode Infrastruktur sei nicht Rompf allein verantwortlich.

Palla ist seit 2019 bei der Deutschen Bahn. Zunächst war sie Finanzvorständin bei DB Fernverkehr, seit 2022 ist sie für den Regionalverkehr mit rund 780.000 Fahrten monatlich – inklusive aller S-Bahnen – verantwortlich. Unter der in Bozen geborene Südtirolerin schrieb DB Regio im ersten Halbjahr wieder schwarze Zahlen. 

Vorstandsteam der Deutschen Bahn wird verkleinert

Die neue Bahnchefin wird künftig einem sechsköpfigen Vorstand vorsitzen. Damit fallen in dem Gremium zwei Ressorts weg. Bislang gab es im Konzernvorstand acht Posten, die zurzeit auf sieben Mitglieder aufgeteilt sind. Personalvorstand Martin Seiler ist seit einigen Monaten auch kommissarisch für die Finanzen zuständig.

Künftig soll das Ressort Infrastruktur wegfallen, um die Netztochter DB InfraGo stärker vom Mutterkonzern zu entflechten. Bei der InfraGo plant Schnieder ebenfalls einen Wechsel an der Spitze: Dirk Rompf soll den Österreicher Philipp Nagl ersetzen. Rompf ist seit 2021 Geschäftsführer bei der Strategieberatung Ifok. Davor war er jahrelang Vorstand der DB Netz AG, dem Vorgänger-Unternehmen der DB InfraGo.

Neue Strategie: Mehr Sicherheit, mehr Sauberkeit

"Heute drücken wir auf Neustart", sagte Schnieder am Montag zur neuen Bahn-Strategie. Diese sieht auch drei "Sofortprogramme für ein besseres Reiseerlebnis" vor: Das erste soll zu mehr Sicherheit und Sauberkeit an Bahnhöfen führen. Ziel sei es, "eine objektiv wie subjektiv verbesserte Sicherheit und Sauberkeit durch einen Mix aus Personal und Technik" zu erreichen, heißt es darin, etwa durch Videoüberwachung. Das Sofortprogramm soll ab dem ersten Quartal 2026 greifen.

Für eine bessere Kundenkommunikation soll die Fahrgast-App DB Navigator verbessert werden. "Ziel ist, dass Veränderungen im Reiseverlauf in dem Augenblick weitergegeben werden, wenn diese Informationen innerhalb der DB vorliegen", heißt es in der Strategie. Außerdem soll die Sauberkeit in Fernverkehrszügen sowie das Angebot im Bordbistro verbessert werden. Die DB Fernverkehr soll ein Maßnahmenpaket umsetzen, um bereits 2026 spür- und messbare Verbesserungen zu erreichen.

Schnieder: Zusammenhang zwischen Bahn und Vertrauen in den Staat

Schnieder hält in seiner neuen Strategie am Konzept der Generalsanierung fest. Es sieht vor, dass bis 2036 mehr als 40 besonders wichtige Strecken grundlegend modernisiert werden. Ziel ist es, auf diese Weise die Zahl der Baustellen nach und nach zu reduzieren und den Zugverkehr wieder zuverlässiger fahren zu lassen.

Viele setzen das Nicht-Funktionieren bei der Bahn gleich mit einem Nicht-Funktionieren unseres Staates. Ich finde das brandgefährlich.

Patrick SchniederBundesverkehrsminister

Schnieder hatte am Montag erklärt, dass die Zuverlässigkeit bei der Deutschen Bahn auch für eine Frage des Vertrauens in den Staat halte. "Viele setzen das Nicht-Funktionieren bei der Bahn gleich mit einem Nicht-Funktionieren unseres Staates. Ich finde das brandgefährlich." Es müsse nun gezeigt werden, dass der Staat und die Bahn funktionierten. Sein klares Ziel sei es, dass die Bahn nun zuverlässiger werde.

Wird nun alles gut? Dazu Fragen an Lydia Hüskens, Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerin.

Grünen-Chef Banaszak: Regierung soll Sondervermögen für die Bahn einsetzen

Grünen-Chef Felix Banaszak mahnte die Spitzen der Bundesregierung, das 500 Milliarden große Sondervermögen wesentlich zur Ertüchtigung der Bahn einzusetzen. Die neue Bahnchefin müsse von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) "jetzt die Milliarden bekommen, damit die Bahn mit stabilen Preisen, pünktlicheren Zügen und mehr Verbindungen punkten kann", sagte Banaszak den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Montag. Er erwarte von der Regierung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), "dass in drei, vier Jahren das Sondervermögen im Alltag der Bevölkerung in allen Regionen zu spüren ist", fügte Banaszak hinzu.

Sachsen fordert bessere Fernverkehrsanbindung

Sachsen hatte bereits vor Schnieders Strategie-Vorstellung eine bessere Anbindung an den Fernverkehr der Bahn gefordert. Infrastrukturministerin Regina Kraushaar sagte MDR AKTUELL, die Strecken müssten auch leistungsfähiger werden. Was heute eingleisig sei, solle in Zukunft dringend zweigleisig sein.

Die Industrie- und Handelskammer Dresden spricht sich unter anderem für eine bessere Anbindung von Chemnitz aus und eine Modernisierung der Strecke Cottbus-Zittau.

dpa/AFP (mpö)

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