• Die Grundwasserstände in Sachsen sind nach Jahren der Trockenheit niedrig
  • In Dresden wächst mit der Halbleiterindustrie ein Großverbraucher
  • Wasserversorger, Industrie und Forschung arbeiten an Lösungen, um die Versorgung für Chips und Leute sicherzustellen

Mehr als ein Jahr Regen fehlt

In den sächsischen Grundwasserreservoirs fehlt eine Wassermenge, die ungefähr von den Füßen bis zu den Knien eines durchschnittlichen Erwachsenen reicht. 43 Zentimeter niedriger sind die Wasserstände als noch im Schnitt der letzten Jahrzehnte. Ein Defizit, das so schnell nicht verschwinden dürfte, erklärt Uwe Müller. Beim Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie hat er die Wasserquellen im Blick:

"Uns fehlt mehr als ein Jahresniederschlag und das merken wir auch im Grundwasserbereich. Dort haben wir seit 2014 schon sinkende Grundwasserstände". Dabei ist das Problem gar nicht so sehr die Menge an Regen, sondern das veränderte Niederschlagsmuster: Das Grundwasser erholt sich nämlich in der Zeit von Oktober bis April.

Grundwasser erholt sich nur zwischen Herbst und Frühjahr

Regnet es in dieser Zeit zu wenig, helfen auch regenreiche Sommer nicht, denn im Sommer wird der Regen von durstigen Bäumen und Pflanzen verbraucht oder er verdunstet bei den heißen Temperaturen. Beim Landesamt beobachten die Wasserexperten angesichts steigender Temperaturen durch den Klimawandel eine erhöhte Verdunstung. Und wenn ein Regentropfen doch mal am Boden ankommt, fließt er oberflächlich ab und hat keine Chance, zu versickern und die Grundwasserstände anzureichern.

Durch den Klimawandel werden sich die Erholungsphasen des Grundwassers weiter verringern, da von häufigeren Hitze- und Trockenphasen auszugehen ist.

In Sachsen sitzt man schon länger "auf dem Trockenen"

Sachsen sei an geringere Niederschläge gewöhnt, erklärt Uwe Müller vom Landesamt, denn im Freistaat ist es generell trockener als in anderen Bundesländern. Daran hätten sich Wasserversorger und Gesellschaft angepasst. Die Wasserversorger haben bereits vor längerer Zeit ihre Quellen diversifiziert: Es gibt viele Talsperren, die Flüsse gelten als weitgehend sichere Bezugsquellen.

So kommen laut Angaben des Landesamtes 40% des sächsischen Trinkwassers aus Talsperren und 60% aus dem Grundwasser inklusive Uferfiltration und Grundwasseranreicherung. Außerdem gibt es Fernleitungen, die das Wasser beispielsweise aus dem Harz Richtung Großraum Leipzig lenken können. Die Versorger sind über Landesgrenzen miteinander vernetzt.

Und die Sachsen selbst verbrauchen weniger Wasser (ca. 95 Liter pro Kopf und Tag) als die Bundesbürger im Schnitt (ca. 126 Liter pro Kopf und Tag). "Aber: der Nutzungsdruck auf das Wasser steigt generell, wir wollen auch Industrien ansiedeln und viele Industrien benötigen Wasser", erklärt Uwe Müller.

Die Chips sind mikro, der Wasserverbrauch ist makro

Sachsen gilt als Herzkammer der europäischen Halbleiterindustrie: "Derzeit kommt etwa jeder dritte Chip, der in Europa produziert wird, aus Dresden. Und mit den Ansiedlungen, unter anderem von Infineon, wird in Zukunft jeder zweite Chip aus dem Großraum Dresden kommen", sagt Holger Hasse. Beim deutschen Chiphersteller Infineon leitet er den Neubau der "Smart Power Fab", der die bestehende Fabrik ergänzt.

Die Branche gilt als strategisch wichtig und sie bringt Geld und Jobs in die Region. Doch das hat seinen Preis: Die Stadt Dresden schreibt auf Anfrage, dass die Halbleiterindustrie bis 2030 fast 40% des gesamten Wassers im Großraum Dresden verbrauchen werde und der Bedarf dann noch weiter steige. Im Umkehrschluss heißt das: Ein paar Fabriken werden in einigen Jahren fast so viel Wasser benötigen wie rund 600.000 Einwohnerinnen und Einwohner der Landeshauptstadt. "Wir verwenden Wasser für die Verdünnung, zum Spülen oder auch als Zusatzstoff bestimmter Schleifprozesse der Chips. Weiterhin brauchen wir Wasser für die Kühlung", erklärt Infineon-Manager Hasse.

Die Chipindustrie erhält Industriewasser und reinigt es auf, um es für zahlreiche Prozesse bei der Herstellung zu nutzenBildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Wasser für Industrie und Menschen entkoppeln

Dresdens Wasserversorger plant separate Versorgungswege für Industrie und die Bevölkerung. Neue Flusswasserwerke und Leitungen sind im Bau und sollen die Halbleiterbranche direkt versorgen, während bestehende Wasserwerke weiter die Dresdner beliefern. Im Notfall — so regeln es Landesgesetze — hat die Trinkwasserversorgung immer Vorrang vor allen anderen Nutzungsformen. Die Stadt Dresden bewertet die Elbe als sich stetig erneuernde und nachhaltige Quelle: "Sie gilt als sicher", schreibt die Stadt auf Anfrage von MDR WISSEN.

Aber die Industrie ist selbst nicht untätig: "Das Wasser, was wir verwenden, wird mehrfach verwendet, mehrfach aufgereinigt und am Ende geben wir etwa 90% in die Elbe zurück", erklärt Infineon-Manager Holger Hasse. Die Qualität des Wassers wird geprüft und entspricht der Güte, mit der Infineon das Wasser vorher aus dem Fluss bezieht. In der neuen Fabrik werde darüber hinaus ein Auffangbecken für Regenwasser installiert, das für den Sanitärbedarf verwendet werden soll.

Forscher aus Dresden wollen noch weiter gehen: Am Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme arbeiten Wissenschaftler an Filtersystemen, die einen beinahe geschlossenen Wasserkreislauf ermöglichen sollen. Digitale Sensoren können in Wasserwerken, Kläranlagen oder Industriebetrieben Spurenstoffe selbst im Nanobereich erkennen. Keramische Filtermembranen sind dann in der Lage, Schadstoffe zu zerstören und das Wasser immer wieder aufzureinigen.

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